Ein richtig großer Wurf für Würzburg und die Region: Der Freistaat übernimmt komplett die Trägerschaft des künftigen Fränkischen Landesmuseums auf der Festung Marienberg. Mit dieser Entscheidung wird aus dem Mainfränkischen Museum ab 2017 nicht nur nominell, sondern auch finanziell ein Landesmuseum. Dies haben jetzt der Landtagsabgeordnete Oliver Jörg (CSU), Oberbürgermeister Christian Schuchardt und der Präsident des unterfränkischen Bezirkstags Erwin Dotzel der Main-Post mitgeteilt.
Damit fällt auch der Startschuss für die inhaltliche Konzeption. Rund 100 Millionen Euro investiert der Freistaat in Generalsanierung und Umbau, die bis etwa 2025 fertig sein sollen. Dann wird die Stadt Würzburg ihre Historie in einer eigenen Abteilung im Landesmuseum präsentieren.
Vereinbart haben die Übernahme der Trägerschaft die bayerischen Minister für Finanzen und Kultur, Markus Söder und Ludwig Spänle, mit Jörg, Schuchardt und Dotzel Ende März in München. Als die drei jetzt die Neuigkeit bekannt geben, strahlen sie um die Wette. „Ich bin wirklich erleichtert“, bekennt Jörg, der das Projekt Festung in München maßgeblich vorantreibt.
Seit 2012 ist klar, dass aus dem Mainfränkischen und dem Fürstenbau-Museum ein modernes Landesmuseum im Burginnenhof werden soll. Doch bislang blieb im Dunkeln, was das konkret bedeutet. Es hieß immer, dass Bezirk und Stadt im gemeinsamen Zweckverband das Museum weiter finanzieren sollen – ergänzt von einer starken Beteiligung des Freistaats.
Derzeit investiert der Zweckverband zwei Millionen Euro im Jahr in das Museum. Wieviel der Betrieb des mit rund 11 000 Quadratmeter dann doppelt so großen Landesmuseums kosten wird, weiß man noch nicht. Sicher ist nur: deutlich mehr. Dass der Freistaat hier für dauerhafte Qualität sorgen wird, nennt OB Schuchardt „eine historische Chance“. Denn so könne „das Museum auf ein Niveau gehoben werden, das der Sammlung gerecht wird“.
Für Riemenschneider weltberühmt
Das Mainfränkische Museum ist vor allem für seine Riemenschneider-Sammlung weltberühmt. Sogar von einer „doppelten historischen Chance“ spricht der OB. Denn künftig wird Würzburg in der Festung auch seine eigene Geschichte angemessen und modern präsentieren können. „Für diese Abteilung sind wir inhaltlich und finanziell zuständig“, so der OB. Er rechnet dafür mit deutlich weniger Kosten als die 1,2 Millionen Euro, die die Stadt momentan jährlich fürs Museum zahlt.
Weil Würzburgs Geschichte im Mainfränkischen Museum nur in Ausschnitten gezeigt werden kann, bei der das 20. Jahrhundert mit der Zerstörung am 16. März 1945 ausgespart ist, wird immer wieder ein eigenes Museum für Stadthistorie zur Sprache gebracht – zuletzt bei neuen Nutzung für die Mozartschule.
Mit der Entscheidung aus München herrscht jetzt Klarheit über die Zukunft des neuen Museums: Bis Ende des Jahres soll sein „Gründungsleiter“ gefunden sein. Zuständig dafür ist ein Lenkungskreis aus OB, Bezirkstagspräsident, Vertretern aus dem Finanz- und dem Kultusministerium sowie Professor Helmut Flachenecker.
Flachenecker ist Lehrstuhlinhaber für Fränkische Landesgeschichte an der Uni Würzburg und laut Jörg „ein Glücksfall.“ Der Vorsitzende des Vereins Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, dem viele Exponate auf der Festung gehören, habe die Grundidee für das neue Landesmuseum entwickelt, die „Finanzminister Söder begeistert hat“. Mittlerweile hat das Wissenschaftsministerium Flachenecker beauftragt, ein Gremium mit Historikern aus Mittel- und Oberfranken zusammenzustellen, das das Ausstellungskonzept entwirft.
Flachenecker stellt sich mehrere Sparten im Landesmuseum vor: eine für Kunst- und Kultur aus dem Spätmittelalter bis zur Renaissance, eine zur Festungsgeschichte und eine zur fränkischen Geschichte vom 8. Jahrhundert bis zur Gegenwart – in dieser soll die Würzburger Stadtgeschichte integriert sein.
Historiker, Museumsarchitekten, -pädagogen und alle anderen Experten werden bald loslegen, damit der Umbau beginnen kann, sobald das Staatsarchiv zwischen 2020 und 2022 aus der Festung gezogen ist.
Fertig werden sollte das Landesmuseum für fränkische Geschichte wenn alles gut geht bis 2025. „Das wäre ein schönes Datum“, sagt OB Schuchardt: Das 500-jährige Jubiläum der Bauernkriege steht an, bei der Würzburg und seine Festung ja keine unwesentliche Rolle gespielt haben.
Besuch auf der Festung an Ostern
Die Festung Marienberg mit ihren Museen ist ein guter Ausflugstipp gerade für die Ostertage.
So ist das Mainfränkische Museum von Samstag bis Montag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Burgführungen beginnen an Ostern jeweils von 10 bis 16 Uhr immer zur vollen Stunde
(außer 12 Uhr).
Nicht eingeschlossen ist darin das Fürstenbaumuseum der Bayerischen Schlösserverwaltung (9-18 Uhr). Es zeigt im ersten Stock die so genannte Bibrawohnung mit Möbeln, Wandteppichen, Gemälden sowie den Fürstensaal und eine fürstbischöfliche Schatz- und Paramentenkammer. Im zweiten Stock (10-17 Uhr) hat das Mainfränkische Museum eine festungs- und stadtgeschichtliche Abteilung eingerichtet.
Eine Besonderheit am Ostersonntag und -montag ist die Öffnung des Maschikuliturms und der Kasematten (11 bis 16.30 Uhr). Der viergeschossige Geschützturm wurde im 18. Jahrhundert von Balthasar Neumann errichtet. Außer normalen Schießscharten gibt es 21 nach unten gerichtete Schussöffnungen, die so genannten „Maschiculis“.