Die Gaststätte „Zur Gemütlichkeit“ an der Wagnerstraße/Steinheilstraße ist ein Stück Alt-Grombühl. Hier sitzen viele Stammgäste beisammen, gestandene Grombühler und junge Studenten. Es ist ein schönes und selten gewordenes Miteinander. Doch bald ist Schluss mit der Gemütlichkeit.
Der Hausbesitzer hat den Wirtsleuten über einen Anwalt fristgemäß gekündigt. Ohne Angabe von Gründen. Auf Anfrage der Main-Post sagte er nur, er wolle dazu keine weiteren Auskünfte geben. In der Nachbarschaft ist aber bekannt, dass anstelle der Wirtschaft Wohnraum geschaffen werden soll. Der Architekt ist bereits beauftragt.
Aus allen Wolken gefallen ist der Wirt Jack Hall, der mit seiner Frau Susanne die Gastwirtschaft seit zwölf Jahren betreibt. Geboren wurde er in Würzburg als Peter Rothlauf, dann hat ihn sein Vater, der als US-Soldat in Giebelstadt stationiert war, adoptiert. In den 80er Jahren war er, bekannt als „Rody", Geschäftsführer der legendären Diskothek „Green Goose“, einem beliebten Treff auch für amerikanische Soldaten.
Seit 1996 ist Jack Hall Grombühler und hat als Wirt in der „Kulisse“ angefangen. In diesem Stadtteil ist auch seine Frau zur Welt gekommen und aufgewachsen. „Eine wunderbare Köchin“, lobt Stammgast Klaus Küffner, der alle Familienfeiern in der „Gemütlichkeit“ gefeiert hat. „Sehr traurig, dass das Lokal schließt“, meint auch Joachim Endres, der hier ebenfalls seit langem einkehrt. Früher, so sagt er, gab es einmal 40 Kneipen in dem Arbeiter- und Handwerkerviertel.
„Wenn die Gemütlichkeit schließt, verlieren viele Stammtische ihre Heimat. Man weiß ja gar nicht mehr, wo man hingehen soll, wenn man nur ein Bier mit Freunden trinken will“, befürchtet Endres und dass manch älterer Gast, der hier noch Gemeinschaft findet, dann zuhause vereinsamt.
Die Wirtsleute kannten ihre Gäste, und sie haben sich auf deren Wünsche eingestellt. Es gibt eine kleine Karte mit Schnitzel und als Highlight Spareribs und T-Bone-Steaks, die sehr beliebt waren. Nebenbei sind sie seit zwei Jahren Schirmherrn des Dreikönigsschwimmens der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), wo sie seit fünf Jahren mithelfen. Immer wieder gab es in der „Gemütlichkeit“ Wirtshaus-Singen und schöne Partys. Die letzte wird nun wohl die Silvester-Feier sein.