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WÜRZBURG: Ende der Ära Mohr: Schuhgeschäft in der Domstraße muss schließen

WÜRZBURG

Ende der Ära Mohr: Schuhgeschäft in der Domstraße muss schließen

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    _ Foto: Daniel Peter

    Wenn die Redaktion über ein Geschäft berichtet, das schließt, dann sind die Ursachen oft diese: Aufgabe aus Altersgründen, kein Nachfolger, finanzielle Schieflage oder Kapitulation vor dem Internethandel. Beim Traditionsschuhhaus Mohr in der Domstraße liegen die Dinge anders. Der Mietvertrag läuft nach 60 Jahren aus.

    „Wir wissen das schon seit sechs Jahren,“ sagt Geschäftsführer Tilman Pagel. Der 74-Jährige hätte gerne noch zusammen mit einem Nachfolger weitergemacht, aber so unglaublich es klingt: „Wir haben keine Flächen in bester Lage in der Würzburger Innenstadt gefunden.“ Und 400 Quadratmeter Verkaufsfläche und 200 Quadratmeter Nebenräume braucht das Schuhhaus.

    Das Problem begann im Jahr 2009, als die Hauseigentümerin dem Unternehmen kündigte. Mohr hatte jedoch ein Vormietrecht und mit Hilfe eines Anwalts gab es weitere sechs Jahre Frist. In dieser Zeit wurden einige Flächen in bester Lage frei oder neu gebaut: Plattnerstraße Commerzbank-Gebäude und in der Eichhornstraße im ehemaligen Vereinsbank-Gebäude.

    „Die Filialisten haben uns bei der Miete überboten,“ schildert Pagel die Situation. Innerhalb weniger Wochen habe sich so der Mietpreis bei den Verhandlungen für die Räume, in denen Schuh Dielmann heute verkauft, mehr als verdoppelt. „Da können und wollen wir nicht mit,“ sagt der 74-Jährige. „Es macht keinen Sinn, soviel zu zahlen und gleichzeitig zu wissen, ich muss dann bald schließen.“

    Und so endet die Ära Mohr am 31. März. Seit dem Oktober 1956 war das Geschäft in der Domstraße ein Garant für hochwertige Schuhe. Auch die Geschichte der großen Kinderrutsche, ein Markenzeichen des Unternehmens seit 1956, endet. Unzählige Eltern ließen ihre Sprösslinge rutschen, während sie einkauften. Die hat ein Schreiner gebaut aus Holzrippen, die über Dampf gebogen wurden, erinnert sich Pagel, der seit 1979 die Geschicke des Unternehmens leitet.

    „Eigentlich komme ich aus der Metallindustrie aber die Familie wollte, dass ich Mohr übernehme.“ Bereut hat er es nicht. Als die Rutsche in die Jahre gekommen war, bekam sie eine Plastikschale. „So habe ich sie bis heute gerettet.“

    Es ist bitter für Pagel und seine rechte Hand Thomas Markert. Die Stammkunden sind da, und auch die Laufkundschaft, oft aus fremden Ländern. „Wir merken den Schiffstourismus sehr positiv.“ Seinem 19-köpfigen Personal musste gekündigt werden. Viele sind lange Jahre bei Mohr, eine Mitarbeiterin seit 50 Jahren. Der Nachmieter steht schon seit Jahren fest: Optik Horn.

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    Alles begann 1921, als Josef Mohr den Großhandel „Fränkische Schuhhandelsgesellschaft Mohr & Co.“ gründete. Im Februar 1932 wurde Tochter Else Mohr als Inhaberin der Firma Schuh-Mohr eingetragen und der Einzelhandel startete durch. Der damalige Standort war der obere Markt 4. Dort ist heute WMF.

    Es sollten noch einige Umzüge kommen. 1932 bis 1945 war der Schuhverkauf in der Schönbornstraße 4, wo heute Zapata Textilien anbietet. Die Bombennacht des 16. März hinterließ auch bei Mohr Spuren, der Laden wurde zerstört, der Tresor lag mitten auf der Straße.

    Im August ging es weiter mit einem Garagenverkauf im Frauenland. 1945 bezog man wieder ein Ladenlokal in der Valentin-Becker-Straße. Dort spielt heute das Theater Chambinzky. Es folgte die Eichhornstraße und der Kürschnerhof.

    Am Ende landete das Unternehmen in der Domstraße. Firmenchefin Else Mohr besorgte eine Finanzierung für die Baukosten des Gebäudes, gegen entsprechenden Reduzierung der Miete. Und der Rest ist Würzburger Geschichte.

    Was nicht viele Kunden wissen: Pagel trieb die Expansion ab 1979 voran. Unter der Firmierung degen“ Schuhhandel GmbH eröffnete er das Geschäft in der Domstraße 2, wo heute „comma“ Damenmode anbietet. Und auch die Eröffnung von „Moro“ in der Theaterstraße (1988) und in der Augustinerstraße (1999) ging von ihm aus. Es folgten weitere Filialen in Heilbronn, Bad Mergentheim, Fürth, Stuttgart und Nürnberg. Heute gibt es nur noch die Domstraße.  

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