Jeder Würzburger kennt ihn, jeder mag ihn und jeder erfreut sich an der Ruhe und Entspannung, die man in ihm finden kann. Er ist die grüne Lunge der Stadt. Er ist 3,3 Kilometer lang, bis zu 240 Meter breit und umfasst eine Fläche von 27 Hektar.
Sein Schöpfer heißt Jens Persson Lindahl. 1880 begann der Schwede mit der Schaffung des Ringparks auf der früheren Stadtbefestigung, knapp acht Jahre später nahm er sich ob der Anfeindungen der Würzburger in seinem Park das Leben. Jetzt wurde der Baumbestand des Parks erstmals kartiert.
„Bislang war die Zusammensetzung des Baumbestandes im Ringpark nur rudimentär bekannt“, berichtete Umweltreferent Wolfgang Kleiner im Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates. Dies sei bedauerlich gewesen, handele es sich beim Ringpark doch um das Würzburger Gartendenkmal schlechthin. „Jetzt aber wissen wir, was wir schon immer gefühlt haben, der Ringpark ist eines der wichtigsten Naturdenkmäler weithin“, sagte Kleiner.
Der Grund für seine Begeisterung war das Ergebnis der Kartierung des Diplom-Biologen Rainer Gerber, Sachverständiger für Baumgutachten und Gehölzkunde. Dieser hatte im Auftrag der Stadt den Park vom Frühjahr 2014 bis in Sommer 2015 buchstäblich unter die Lupe genommen: „Bisweilen sind sich die Arten so ähnlich in Blättern und Blüten gewesen, dass ich die Unterscheidung erst anhand der Samen treffen konnte“, berichtete dieser im Ausschuss.
Die gute Botschaft: „Trotz vieler alter Bäume ist der Bestand noch relativ jung, da Bäume älter werden als Menschen, der Park hat noch eine lange Lebensdauer vor sich.“ Der Zustand sei gut bis zufriedenstellen, jedoch seien die Trockenzeiten der jüngeren Vergangenheit bedenklich, da die Bäume dadurch empfindlicher für Schädlinge würden, berichtete der Sachverständige.
Nach seinen Ausführungen umfasst der Ringpark einen Bestand von etwa 4800 Bäumen. Sie setzen sich aus circa 220 verschiedenen Arten und Sorten zusammen. Darunter auch etwa 80 besonders außergewöhnliche, seltene exotische Arten und Sorten, wie etwa die Gurkenmagnolie aus Nordamerika oder die Persische Eiche, ein 30 Meter hohes Exemplar, das aus Kleinasien stammt. Diese Artenvielfalt verleiht dem Ringpark die Bedeutung eines Arboretums, also einer Sammlung nicht in Pflanzgefäßen wachsender Bäume.
Unter den 220 Baumarten finden sich 87 einheimische Arten, 63 nordamerikanische, 40 vorderasiatische und 30 südeuropäische Arten. Drunter befänden sich sicherlich viele Bäume, die aus der Entstehungszeit des Ringsparks stammen würden, so der Sachverständige.
Unter den Bäumen finden sich aber auch beeindruckende heimische Exemplare wie eine Feldulme mit 3,40 Metern Stammumfang in Bahnhofsnähe. Die Linden allein sind im Ringpark zum Beispiel mit 26 verschiedenen Arten und Sorten vertreten. Zwölf Bäume des Ringparks wurden sogar als „Champion Trees“, das heißt als Rekordbäume wegen ihrer Art und Größe, auf der Internetseite der Deutschen Dendrologische Gesellschaft, also der Gesellschaft für Baumkunde veröffentlicht.
Diese Informationen stießen im Gremium auf großes Interesse. Patrik Friedl (Grüne) lobte sie als Neuigkeiten, die so noch nicht bekannt waren. Raimund Binder (ÖDP) und Wolfgang Baumann (ZfW) regten an, mit diesem „Juwel“ (Binder) zu werben. Baumann wünschte sich dazu im Hinblick auf die Landesgartenschau 2018 eine Zusammenarbeit mit der Landesgartenschaugesellschaft, der Landesanstalt in Veitshöchheim und der Dendrologischen Gesellschaft.
Bedeutung der Kartierung
Der Ringpark zählt zu den artenreichsten Parks in Deutschland. Die Baumkartierung ist eine wichtige Grundlage, um den Verkehr im Ringpark zu sichern. Die Kartierungsergebnisse wurden in das Geoinformationssystem der Stadt Würzburg übernommen. Das Gartenamt hat zudem begonnen, besonders seltene Sorten, die kaum im Handel zu erhalten sind, selbst zu vermehren, um ihren Fortbestand im Ringpark zu sichern. Im künftigen Parkentwicklungskonzept sollen die Ergebnisse als Grundlage dienen, den ursprünglichen historischen Bestand herauszuarbeiten und ein langfristiges Baumpflanzkonzept zu erstellen. Auch sollen frühere Sichtachsen langfristig wiederhergestellt werden.