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GRAMSCHATZ: Röntgen war gerne im Gramschatzer Wald unterwegs

GRAMSCHATZ

Röntgen war gerne im Gramschatzer Wald unterwegs

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    Der Rundweg „Gramschatzer Wald 2“ zwischen Gramschatz und Einsiedel ist elf Kilometer lang.
    Der Rundweg „Gramschatzer Wald 2“ zwischen Gramschatz und Einsiedel ist elf Kilometer lang. Foto: Foto: Irene Konrad

    Die längeren und wärmeren Tage locken wieder nach draußen. Richard Schraut aus Hilpertshausen hat einen Tipp für alle, die Erholung in der Natur mit ein wenig Bildung verknüpfen wollen. Der Heimatkundler regt an, den Spuren von Wilhelm Conrad Röntgen im Gramschatzer Wald zu folgen. Hier ist der Nobelpreisträger zur Jagd gegangen. Auf einer Informationstafel in der Nähe von Gramschatz wird daran erinnert.

    Die Info-Tafel steht am „Ochsenhäusle“ in der Nähe des Grillplatzes im Ochsengrund. Bis ins 19. Jahrhundert wurde ein Vorgängerbau für die Viehzucht auf den Wiesen ringsum genutzt. Den kleinen achteckigen Fachwerkbau von heute ließ der bayerische König Ludwig I. im Jahr 1825 für Jagdzwecke und den Holzverkauf errichten. Das schmucke Häuschen wurde 2012 von den Bayerischen Staatsforsten renoviert.

    Irgendwo in der Nähe des Ochsenhäusles hatte auch Röntgen seine Jagdhütte. „Wo genau sie lag, ist leider nicht mehr bekannt“, bedauert Richard Schraut. Aber er verweist auf das Buch „Nach der Jäger Weise“ von Dieter Voth. Im Kapitel „Die Rimparer Jagd im 19. Jahrhundert“ beschreibt der Autor auch die Jagdleidenschaft Wilhelm Conrad Röntgens.

    Zwei Mal hatte der berühmte Physiker in Würzburg gelebt, und zwar von 1870 bis 1876 und von 1888 bis 1900. Diese Zeiten habe er später als die glücklichsten seines Lebens bezeichnet. Das lag sicher an seiner großen wissenschaftlichen Entdeckung der Röntgenstrahlen im November 1895. Vielleicht aber auch am Jagen und dem Beisammensein mit Freunden in der Natur rund um Gramschatz.

    „Wo genau die Jagdhütte lag, ist leider nicht mehr bekannt.“

    Richard Schraut Gramschatzer Heimatkundler

    Röntgen kam in seiner Würzburger Zeit über einen Freund zur Jagd. In einem Pachtvertrag der Gemeinde Rimpar aus dem Jahr 1867 taucht zum ersten Mal der Name des Hofrats Professor Albert von Koelliker auf. Als Röntgen 1888 von Gießen nach Würzburg übersiedelte, knüpfte er bald enge Kontakte mit diesem Schweizer Anatom und Physiologen. Bekannt ist die schattenhafte Aufnahme von Koellikers Hand mit dem locker schwebenden Ring am Finger. Sie war im Januar 1896 eine der ersten Aufnahmen Röntgens mittels „X-Strahlen“ und diente als Anschauungsprojekt bei der Vorstellung der Röntgenstrahlen.

    In seinem Buch „Nach der Jäger Weise“ schreibt Voth: „Ganz sicher erhielt Röntgen schon bald eine Jagdgelegenheit als Koellikers Gast im Revier Rimpar“. Er beschreibt auch einen erfolgreichen „Abendsitz auf den Rehbock“ und wie Röntgen das erlegte Wild zum Pferdefuhrwerk an der Fahrstraße nach Rimpar trug.

    1898 schied Koelliker aus dem Pachtverhältnis aus und Röntgen trat an seine Stelle. Zu dieser Zeit hatte er schon mit Genehmigung der Gemeinde Rimpar in der Gemarkung „Am Leimig“ eine Jagdhütte errichtet. Fotos beweisen, wie sich die die Jagdfreunde dort zur Jagdpause getroffen haben. Es müssen wahrlich schöne Zeiten gewesen sein.

    Mit der Berufung nach München zum 1. April 1900 endete für den bescheidenen und zurückhaltenden Röntgen die Zeit der Jagdgänge im Gramschatzer Wald. Er schied aus dem Pachtverhältnis aus. Seine Jagdhütte hat das Ehepaar Röntgen aber auch später noch aufgesucht.

    Anna-Bertha Röntgen berichtet jedenfalls davon in Briefen an Margret Boveri. „Grund dieser Besuche war wohl nicht zuletzt der Wunsch, die Stimmung der glücklichen Jahre in Würzburg in die ersten Jahre seiner Tätigkeit in München hinüberzuretten“, mutmaßt Autor Dieter Voth in der Biographie.

    Heute haben Wanderer die Möglichkeit, ebenfalls die glückliche Stimmung Röntgens im Wald einfangen. Heimatkundler Schraut rät, beim Walderlebniszentrum Einsiedel zwischen Rimpar und Gramschatz einen der vielen Wander- und Rundwege zu gehen.

    Von Einsiedel bis zum Ochsenhäusle mit der Erinnerungstafel an Röntgens Jagdhütte sind es rund drei Kilometer. Das Ochsenhäusle liegt am europäischen Kulturweg „Gramschatzer Wald 2“. Der Weg ist gut beschildert.

    Europäische Kulturwege

    Der europäische Kulturweg „Gramschatzer Wald 2 – Zwischen Gramschatz und Einsiedel“ wurde unter dem Dach des 1998 gegründeten Vereins „Archäologisches Spessartprojekt e.V. (ASP)“ von zahlreichen regionalen und überregionalen Spendern, Förderern und Unterstützern realisiert.

    Ziel des ASP ist die wissenschaftliche Forschung zu archäologischen, historischen, geologischen, mineralogischen, biologischen, volkskundlichen, sprachwissenschaftlichen und landeskundlichen Projekten.

    Die Kulturwege sind – gemeinsam mit den archäologischen Projekten – das Aushängeschild des ASP. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, Sponsoren und den Menschen der Region entsteht seit 1999 ein immer dichteres Netz von Kulturwegen, auf denen die Kulturlandschaft erlebbar und begreifbar wird.

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