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STALLDORF/OCHSENFURT: Riesen-Trafo für Wind- und Sonnenstrom

STALLDORF/OCHSENFURT

Riesen-Trafo für Wind- und Sonnenstrom

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    Ein Transformator mit einer Leistung von 300 Megawatt trat am Dienstag die letzte Etappe zwischen Ochsenfurt und Stalldorf an. Auf dem Rhein und dem Main war der 260 Tonnen schwere Koloss bis zum Nato-Übergang unterhalb der Zuckerfabrik (unser Foto) geschippert worden.
    Ein Transformator mit einer Leistung von 300 Megawatt trat am Dienstag die letzte Etappe zwischen Ochsenfurt und Stalldorf an. Auf dem Rhein und dem Main war der 260 Tonnen schwere Koloss bis zum Nato-Übergang unterhalb der Zuckerfabrik (unser Foto) geschippert worden. Foto: Gerhard Meißner

    Für allein 24 Millionen Euro bauen Transnet und Netze BW, zwei Tochterunternehmen des Energiekonzerns EnBW, zwei neue Umspannwerke in Stalldorf. Eines davon ging am Dienstag in Betrieb. Für das zweite wurde am gleichen Tag der erste von zwei riesigen Transformatoren geliefert.

    Die Ertüchtigung der Stromnetze gehört zu den größten Herausforderungen der Energiewende. Um den in Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugten Strom nutzbar zu machen, investieren die Netzbetreiber Millionen in neue Leitungen und Schaltanlagen.

    In die ländlichen Regionen, dort wo kaum Industrie ist, führten früher die schwächsten Stromleitungen. Heute stehen dort die größten Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Und die müssen immer wieder ausgebremst werden, weil ihr Strom die Netze überlasten würde. Riedenheim ist dafür ein gutes Beispiel. 1,9 Millionen Kilowattstunden werden in der kleinsten Gemeinde des Landkreises Würzburg pro Jahr verbraucht – und inzwischen rund 17 Millionen Kilowattstunden produziert, fast das Neunfache.

    „Wir tun das, um maximal viel erneuerbare Energie ins Netz zu bekommen.“

    Das alte Umspannwerk nahe dem Ortsteil Stalldorf ist damit längst an seine Grenzen gekommen. Dort kommt nicht nur der Strom aus dem eigenen Gemeindegebiet an, sondern aus dem gesamten Umland, etwa von der Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Kasernengelände in Giebelstadt. Von 20 000 Volt wird er auf 110 000 Volt hochtransformiert und ins überregionale Netz eingespeist.

    Ist das Netz überlastet, dann müssen die Anlagen abgestellt werden. Und das war bisher zu oft der Fall, wie der Geschäftsführer der Firma Netze BW, Martin Konermann, ausführt. Schon 2012 fiel deshalb die Entscheidung, das Umspannwerk zu erweitern und zugleich eine Schnittstelle zur 380 000-Volt-Leitung zu schaffen, die ebenfalls an dem Umspannwerk vorbeiführt. „Wir tun das, um maximal viel erneuerbare Energie ins Netz zu bekommen“, so Konermann.

    2013 wurde die Netzsparte der EnBW aufgrund von EU-Vorgaben in die Netze BW und den Betreiber des Höchstspannungsnetzes Transnet getrennt. Beide Unternehmen agieren seitdem unabhängig. An den Ausbauzielen hat sich dadurch nichts geändert. Das alte Umspannwerk wird künftig von der Main-Donau-Netzgesellschaft allein betrieben. Die Netze BW baute direkt daneben ein neues. Beide Netzbetreiben kooperieren weiterhin.

    2014 erging die Genehmigung, 2015 begann der Bau der rund 1,3 Hektar großen und sieben Millionen Euro teuren Anlage. 13 Monate Bauzeit, und das reibungslos und unfallfrei, sind für Sven Behrend, den Geschäftsführer das Anlagenbauers SAG, rekordverdächtig. 182 einzelne Fundamente mussten gegossen, 120 Tonnen Stahl verbaut und insgesamt 25 Kilometer Kabel verlegt werden, listet Behrend auf. SAG hat das Werk schlüsselfertig übergeben.

    Während im neuen 110 000-Volt-Umspannwerk die Inbetriebnahme gefeiert ist, sind die Arbeiten auf dem benachbarten größerem Gelände in vollem Gang. Das zweite Umspannwerk schafft eine Verbindung zur 380 000-Volt-Leitung zwischen Grafenrheinfeld und Kupferzell. Früher war sie ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Kernkraftwerk bei Schweinfurt und den industriellen Verbrauchern im Norden Baden-Württembergs. Künftig soll auch dort die Möglichkeit geschaffen werden, erneuerbare Energie ins überregionale Netz zu bringen.

    Damit dies funktioniert, müssen 110 000 Volt in 380 000 Volt umgewandelt werden. Zwei Transformatoren mit einer Leistung von 300 Megawatt sind dafür vorgesehen. Der erste von ihnen, hergestellt im niederländischen Nijmegen, trat am Dienstag die letzte Etappe zwischen Ochsenfurt und Stalldorf an. Auf dem Rhein und dem Main war der 260 Tonnen schwere Koloss bis zum Nato-Übergang unterhalb der Zuckerfabrik geschippert worden. Dort begann bei morgendlichem Schneetreiben die Entladung mit Autokran und hydraulischen Hebewerkzeugen auf spezielle Tieflader.

    In der Nacht gegen 22 Uhr sollte sich das insgesamt 89 Meter lange Gespann in Bewegung gesetzt haben. Drei Stunden sind für den Transport über Gaukönigshofen und Euerhausen eingeplant. Mit mehreren Streifenwagen begleitet die Polizei den ungewöhnlichen Transport.

    Am Mittwochvormittag soll der Koloss aus Stahl und Kupfer an seinem Ziel auf die vorbereiteten Fundamente gehoben werden. Mit Öl gefüllt und von Kühlrippen umgeben wird er insgesamt ein Gewicht von knapp 400 Tonnen haben.

    Der zweite Transformator wird voraussichtlich Ende Mai in Ochsenfurt ankommen. Um die Schifffahrt auf dem Main, die seit wenigen Tagen wieder freigegeben ist, nicht unnötig zu blockieren, war ursprünglich ein gemeinsamer Transport geplant, sagt Helko Fröhner vom Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt. Weil der zweite Trafo die Endabnahme nicht bestanden hat und deshalb nachgearbeitet werden muss, wiederholt sich die Aktion in ein paar Wochen.

    In Riedenheim hatte man die Nachricht vom Ausbau des Umspannwerks mit anfänglicher Skepsis zur Kenntnis genommen, wie Bürgermeister Edwin Fries bei der Inbetriebnahme des ersten neuen Umspannwerks sagt. Aus seinen Worten spricht auch die Enttäuschung darüber, dass die alte Anlage seit 1998 keine Gewerbesteuern mehr in die kleine Gemeinde bringt. Inzwischen sei die Einsicht gereift, dass der Ausbau erneuerbarer Energien einen Ausbau der Netzinfrastruktur erfordert. „Es gab überwiegend Zustimmung und keine bösen Menschen, die einen Hamster ausgesetzt haben“, so Fries.

    Zur Akzeptanz trägt wohl auch die Zusicherung des Betreibers bei, dass die vom Umspannwerk ausgesandten elektrischen Felder weit unter den gesetzlichen Grenzwerten bleiben. Menschen mit Herzschrittmacher sollten den Leitungen trotzdem nicht zu nahe kommen. Beim Rundgang durch die Anlage mussten sie draußen bleiben.

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