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FÄHRBRÜCK: Wallfahrt ohne Einkehr

FÄHRBRÜCK

Wallfahrt ohne Einkehr

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    Ungewisse Zukunft: Das Gasthaus „Hubertushof“ ist seit fünf Monaten geschlossen.
    Ungewisse Zukunft: Das Gasthaus „Hubertushof“ ist seit fünf Monaten geschlossen.

    Er liegt idyllisch in der fränkischen Flur: der kleine Weiler Fährbrück. Weithin sichtbar ist die frühbarocke Wallfahrtskirche „Mariä Himmelfahrt und St. Gregor der Große“. Gleich daneben liegen das Augustinerkloster mit seiner Steinmauer ringsum, ein Aussiedlerhof und ein Gasthaus. Doch der „Hubertushof“ ist verwaist. Seine Zukunft ungewiss.

    Zum 13. November 2015 hatte die Gaststätte geschlossen. „Knall auf Fall“, zum Schock der Menschen ringsum und etlicher Vereine und Verbände, die hier ihre Versammlungen abhielten. Jan Endres, der Besitzer, hat seine Pächter vom Gerichtsvollzieher an die Luft setzen lassen, nachdem sie „über ein Jahr keine Miete mehr gezahlt hatten“.

    „Es war das letzte Mittel der Wahl. Ich hatte einen Titel und dem Pächterehepaar nach der Gerichtsverhandlung noch vier Monate Zeit gelassen bis zur Räumung“, begründet Endres die Maßnahme. Der Gastronom betreibt in Würzburg das Restaurant „Alte Mainmühle“ und den „Sternbäck“ und hatte den Hubertushof im Oktober 2012 gekauft. Zusammen mit Wolfgang Roth aus Lengfeld. Aber der Landwirtschaftsmeister und Würzburger Stadtrat hat seine Hälfte an der Gaststätte Ende letzten Jahres an Gastronom Endres abgegeben.

    „Ich habe im Sommer 2014 in einem Bieterverfahren den alten Gutshof Wöllriederhof übernommen und bringe dort nun viel Zeit, Engagement und Energie ein“, spricht Wolfgang Roth von „einer großen Sanierungsaufgabe“. Für ihn habe die Konstellation mit der „Unterverpachtung des Wirtschaftsbetriebs in Fährbrück“ keinen Sinn mehr gemacht.

    Roth war der Ansicht gewesen, dass „einer von uns beiden das Objekt übernehmen und dann entsprechend investieren muss“. Heute sagt er: „Wäre das Interesse meines bisherigen Miteigentümers nach dessen Bedenkzeit nicht in diesem Maße da gewesen, hätte ich mich dieser Aufgabe gewidmet.“

    Aber aufgrund der Sanierungsmaßnahme am Wöllriderhof und in dem Bewusstsein, dass Jan Endres die Gastronomie beherrscht und „sehr kreativ sein kann“, sei zwischen den beiden Geschäftspartnern die Entscheidung des alleinigen Besitzes auf Endres gefallen. Roth ist weiterhin überzeugt, dass „im Hinblick auf die Lage und die schöne Wallfahrtskulisse an dieser Stelle eine Gastronomie auch in Zukunft wünschenswert, sinnvoll und möglich ist.“

    Mit diesem Gedanken spricht Roth den Menschen aus der Seele, die ihre Gastwirtschaft in Fährbrück vermissen: etlichen Vereinen und Verbänden, die sich hier gern zu ihren Versammlungen getroffen haben; den acht Augustinern nebenan wegen der Einkehrmöglichkeit für Wallfahrer, Gottesdienstbesucher und Gäste; den Hausenern, die auf ihr Fährbrück als Aushängeschild stolz sind und in allen drei Ortsteilen – außer beim Autohof – nicht mehr zum Essen in die Wirtschaft gehen können. Ganz zu schweigen von den 3000 Hubertusbrüdern in ganz Unterfranken. Sie haben in Fährbrück ihren zentralen Sitz. Der Hubertushof – früher hieß er Hubertusklause – war stets ihr Treffpunkt. Seit ihrer Gründung 1843 feiern sie Jahr für Jahr unter den alten Bäumen im weiten Garten der Gaststätte ihr Hubertusfest. „Das Hubertusfest ist aus heutiger Sicht kein Problem“, verspricht Jan Endres als neuer Alleinbesitzer. Er stelle die Fläche im Garten den Hubertusbrüdern für diesen Tag zur Verfügung. Es gebe Getränke und „eine Kleinigkeit zu essen“.

    Ab und an, bei einer Anfrage für eine Versammlung etwa, hat der Besitzer schon mehrmals sein Entgegenkommen bewiesen. Deshalb ist Vereinsvorsitzender Bruno Strobel aus Waigolshausen auch felsenfest davon überzeugt: „Das Hubertusfest am 25. Juni findet in Fährbrück statt wie immer“.

    In den nächsten Wochen beginnen wieder die Wallfahrten nach Fährbrück – kleinere und rund zehn größere im Jahr. Zu Fuß und mit dem Bus. Jeder weiß: Zu einer Wallfahrt gehört neben dem Unterwegssein und dem Gottesdienst in der Kirche auch die Einkehr und Stärkung in einer Wirtschaft. Das betont auch Wallfahrtskurat Pater Marcellus Jahnel. Leib und Seele gehören zusammen.

    Nun ist der Hubertushof aber zu und die Organisatoren der traditionellen Wallfahrten müssen kreativ sein. Der Seniorenkreis in Bergtheim hat sich beim Markustag für die Rückkehr in die eigene Sportgaststätte entschieden. Die Pfarreiengemeinschaft Fährbrück lässt sich bei ihrem Bittgang von einem Catering-Unternehmen in der Klosterscheune versorgen. Und das Pfarrbüro bietet Wallfahrern seinen Garten und die Nebengebäude für die Selbstversorgung zum Unterschlupf an. Eigentümer Endres kann die Not der Wallfahrer verstehen, zuckt aber dennoch bedauernd die Schultern.

    „Man kann nicht das ganze Jahr von Wallfahrten und Hochzeiten leben“, weist er darauf hin, dass „der Grundumsatz stimmen muss“. Mindestens von Mittwoch bis Sonntag müsste eine Gaststätte offen sein – und dabei gut besucht.

    Er selbst werde die Wirtschaft nicht betreiben, denn „ich habe mit meinen Betrieben in Würzburg genug zu tun“. Aber „leer stehen lassen, das geht auch nicht“, weiß der erfahrene Gastronom. Er gesteht: „Es ist schwer, einen guten Pächter zu finden“.

    Endres glaubt nicht daran, dass „die normale fränkische Küche“ noch genug Gäste nach Fährbrück bringt. Vielleicht ein Italiener? Wenn er einen guten Pächter finden würde, würde er auch „Geld in die Hand nehmen“, zumindest für die Fassade oder kleinere Umbauten. Insgesamt sei der Investitionsstau aber enorm, das ist ihm klar.

    Endres würde auch verkaufen. Interessenten seien da. „Ein junger Mann aus Hausen hat großes Interesse am Kaufen“, sagt er. Darüber wird im Dorf viel getuschelt. Es geht das Gerücht um, dass dieser junge Mann dort Flüchtlinge unterbringen will. Dass aber die Gemeinderäte zumindest in den Räumen im Erdgeschoss die Möglichkeit einer Gastronomie erhalten wissen wollen.

    Diese Dinge sind aber nicht öffentlich. Gemunkelt wurde auch über das Interesse einer Catering-Firma am Gelände für die Produktion. Oder von Konferenzräumen mit Hilfe der Diözese. Alles Gerede, ja. Aber es zeigt den tiefen Wunsch der Hausener nach einem Weitergehen und einer guten Lösung für den Hubertushof in Fährbrück.

    „Die Wirtschaft ist schon bei Herrn Kirchner nicht mehr gelaufen“, beschreibt Besitzer Endres einen Trend der Zeit. Winfried Kirchner gibt das zu. Er habe sich gefreut, dass zwei gestandene Geschäftsmänner im Oktober 2012 die Wirtschaft von ihm abgekauft hätten: „Ich habe gehofft, dass die beiden Besitzer groß investieren und dass ein richtig guter Koch nach Fährbrück kommt.“

    Kirchner hatte die damals „Hubertusklause“ genannte Gaststätte 1988 übernommen. Das Gasthaus war seit Eröffnung 1869 im Familienbesitz. „In den 70-er Jahren hatten wir 110 Hochzeiten im Jahr und dazu 70 Busse und die Leute haben gern unsere fränkischen Gerichte und die Wurst aus eigener Schlachtung gegessen“, berichtet Kirchner davon, dass die Familie „gutes Geld verdient hat“.

    Aber in den 80-er Jahren seien „In-Kneipen“ in Würzburg modern geworden. Und: „Heute fahren die Leute für wenige hundert Euro lieber für drei Wochen in die Türkei oder nach Italien“, sagt der frühere Besitzer. Auch die Lage beurteilt Kirchner trotz der Wallfahrtskirche daneben als kritisch. Freilich könne man weit schauen und über Land oder im nahen Gramschatzer Wald spazieren gehen. Aber man hätte keinen Blick auf den Main oder die Weinberge wie an der Mainschleife oder südlich von Würzburg. Der vorbeiführende „Main-Werra-Radweg“ bringe kaum Gäste. Und das Wallfahrtsgeschäft sei zum einen rückläufig, zum anderen ein kurzes Stoßgeschäft, zu dem man viel Personal braucht und „bei Regen niemand kommt“.

    Selbst Einheimische sehen die Lage kritisch: „Im Sommer gibt es überall Feste, da geht keiner zu uns aufs Land in die Wirtschaft.“ Lehrstehende Gaststätten wie die in Fährbrück in die viel Geld und Know-how investiert werden müsste, die gebe es auch in anderen Dörfern und ebenso schönen Lagen. „Die Leute fahren zu Events und in die Stadt. Wir auf dem Land sind einfach zu wenige“, sagt ein Hausener Bürger traurig.

    „In den nächsten Wochen wird sich etwas bewegen“, verspricht Besitzer Jan Endres. Hoffentlich. Und hoffentlich Gutes für den Hubertushof in Fährbrück.

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