Der 21 Hektar große Schauplatz der Landesgartenschau 2018 am Hubland hat für die künftigen Besucher eine angenehme Eigenschaft: Stetig weht dort ein leichter Wind, der die Hitze erträglicher macht. Den Verantwortlichen für die Gartenschau aber treibt dieser Wind Sorgenfalten auf die Stirn. Er sorgt nämlich dafür, dass der Boden sehr schnell austrocknet, wenn es geregnet hat. Deshalb muss am Hubland, wo die Gartenschau deutlich erkennbare erste Konturen zeigt, sehr viel bewässert werden. Mehr als es LGS-Geschäftsführerin Claudia Knoll lieb ist.
„Da muss man das richtige Maß zwischen Sinnhaftigkeit und grünem Rasen finden“, sagt sie über den ökologischen Anspruch, der natürlich bei der Gartenschau eine ganz große Rolle spielt. Weniger Bewässerung würde zwar umweltschonend den Wasserverbrauch minimieren, aber auch die riesige Rasenfläche, die den Gartenschaupark durchzieht, schnell unansehnlich werden lassen. „Brauner Rasen wird bei Gartenschau-Besuchern nicht akzeptiert“, weiß Knoll aus Erfahrung.
Nach allem, was sich bereits jetzt erkennen lässt, darf man aber davon ausgehen, dass die LGS-Besucher sich auf eine ganze Menge Attraktionen freuen dürfen. Da ist einmal die etwa einen Kilometer lange „Sportachse“ entlang der Eschenallee mit ihren großen schattenspendenden Bäumen. Wie an einer Perlenkette sind hier ein Fußballfeld im Kleinformat mit blauem Kunstrasen, ein Tischtennis-Platz, zwei Basketball-Felder, ein Picknickplatz, ein Areal für Hängematten zum Entspannen, eine Trampolinfläche, ein Slackline-Feld, eine Boule-Spielfläche sowie ein Beachvolleyball-Feld im Wettkampf-Maß aneinander gereiht. Dieser Bereich ist schon so gut wie fertiggestellt.
Aussichtspunkt Belvedere
Gerade richtig los geht es beim Aussichtspunkt Belvedere, der viereinhalb Meter hohen Aussichtsplattform, von der aus die Besucher bei schönem Wetter über den ganzen Gartenschaupark hinweg einen Blick auf die Festung haben werden. Im Augenblick wird die 80 Meter lange Rampe gebaut, die auch Menschen mit Behinderung den Zugang gestattet, auf der anderen Seite wird eine Treppe nach oben führen.
Am Fuß des Belvedere kann man schon jetzt den ersten fertigen Pflanzbereich mit leicht zu pflegenden, botanisch wenig anspruchsvollen Prärie-Gewächsen bestaunen – die amerikanische Vergangenheit des Geländes lässt grüßen. Das gilt auch für die alte Tankstelle, die während der LGS noch genutzt, danach aber abgerissen wird.
Entgegen der ursprünglichen Planung hat es inzwischen einen Gebäudetausch gegeben. Der Rest der ehemaligen Mall wird nämlich nicht wie zunächst vorgesehen als Blumenhalle, sondern für Gastronomie genutzt – ebenfalls ganz im Stil der US-Historie der ehemaligen Leighton Barracks. Hier wird Platz für 350 bis 400 Gäste sein, erläutert Bethold Väth, der Baukoordinator im Gartenschaupark. Beim Baustellenfest im April hat die Halle ihren gastronomischen Eignungstest bestanden, denn dort ist noch die notwendige Infrastruktur mit Lüftungseinrichtungen, Kühlräumen und Verkaufstresen erhalten. Allerdings sind ein paar Schönheitsreparaturen nötig. Unter anderem, weil ungebetene Gäste dort, während das Gelände leer stand, mit Farb-Sprühdosen ihre Spuren an den Wänden hinterlassen haben, die entfernt werden müssen. Die Blumenausstellung wird nunmehr in der ehemaligen Sporthalle stattfinden, erklärt Claudia Knoll.
Zelt für 1000 Personen
Ein weiterer Gastrobereich entsteht nur wenige hundert Meter von der Mall entfernt. Hier wird während der LGS ein Zelt für 1000 Personen aufgestellt, von dessen Außenbereich aus man auf den Tower und den benachbarten Hangar, der nach der LGS zum Nahversorgungszentrum umgebaut wird, schauen kann.
Nicht nur der Garten am künftigen Belvedere ist zwischenzeitlich fertig, auch im Alten Park hat sich eine ganze Menge getan. Hier ist ein Rundweg entstanden, der auch von den Bewohnern der künftigen Bürgerspital-Senioreneinrichtung, die in direkter Nachbarschaft entsteht, genutzt werden kann. Der Weg führt um neu angelegte Pflanzenbeete, um die herum einige Fitnessgeräte aufgestellt wurden. Im Park stehen neben einer alten Gaslaterne auch noch zwei steinerne Sockel.
Auf denen befanden sich, während die US-Armee hier stationiert war, Statuen amerikanischer Militärhelden. Diese Figuren haben die Amerikaner bei ihrem Abzug mit in die Heimat genommen. Die beiden Sockel sind eine Reminiszenz daran, erklärt Claudia Knoll. Kürzlich aufgekommene Gerüchte, hier seien Gräber amerikanischer Soldaten gewesen, weist sie zurück. „Hier war eine Gedenkstätte mit Denkmälern, mehr nicht, definitiv“, so die Geschäftsführerin.
Während der Gartenschau dürfte sich der Alte Park großer Beliebtheit erfreuen, denn er ist einer der wenigen Bereiche, in denen große Bäume Schatten spenden.
Grill-Pavillon reaktiviert
Vieles, was in den ehemaligen Leighton Barracks an die amerikanische Vergangenheit erinnert, musste für Neubauten weichen. Doch bei der LGS will man noch einmal daran erinnern. So wird ein Grill-Pavillon reaktiviert, und eine kleine Zuschauertribüne am längst verschwundenen Baseball-Feld soll für kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Ein großer Veranstaltungsbereich mit rund 1000 Plätzen wird zwischen Tower und Terrassengärten entstehen.
Während Bäume und andere Gewächse in den Außenbereichen weitgehend gepflanzt sind, klafft in der Mitte des künftigen Parks noch eine braune Wüste mit hohen Erdhügeln. Dass hier in eineinhalb Jahren der zentrale 18 Hektar große „Wiesenpark“ und nach der Gartenschau ein Stadtteil-Park sein soll, dazu benötigt man im Moment sehr viel Vorstellungskraft. Noch dazu ist mittendrin ein „künstlicher See“ entstanden. In einer Baugrube hat sich nämlich der Starkregen der letzten Wochen aufgestaut und wird demnächst abgepumpt werden, sagt Thomas Beyhl, der Chefkoordinator der Baustelle.
Im Frühjahr 2017 soll damit begonnen werden, die Rasenfläche anzulegen, um die herum der Hauptweg, der Belt-Walk, führen wird.
Claudia Knoll ist sich sicher, dass bis zum Frühjahr 2018 alles fertig sein wird. Und sie wagt auch schon eine Prognose zur Besucherzahl: „Eine Million sollte es schon sein“, sagt sie zuversichtlich.
„Kollateral-Baustellen“
Schließlich gibt es an den Rändern des Gartenschau-Areals noch die „Kollateral-Baustellen“. Zum Beispiel die Stadtbau-Wohnanlage, für die Anfang Juni der Grundstein gelegt wurde und deren Gebäude schon mehrere Stockwerke hoch aus dem Boden herausragen. Zur Gartenschau sollen viele der 175 Mietwohnungen bezogen sein. Am Rand des Alten Parks wächst gerade das neue Vier Sterne-Plus-Hotel „Melchior Park“ der Freier Besitzgesellschaft auf dem 1,1 Hektar großen Areal des ehemaligen US-Casinos. Bis Herbst 2017 soll das Haus mit über 118 Zimmern sowie einem großzügigen Gastro-, Tagungs- und Wellnessbereich fertig sein.
Wer sich vom Fortschritt auf der Gartenschau-Baustelle überzeugen möchte, hat dazu jeden ersten Freitag im Monat die Gelegenheit, wenn die Gartenschau GmbH Führungen durch das Gelände anbietet.
Die nächste beginnt am Freitag, 2. September, um 14 Uhr am Kopfgebäude der ehemaligen Mall, zu dem man über die neu gebaute Magdalene-Schoch-Straße gelangt. Die Führungen sind kostenlos, eine Voranmeldung nicht nötig.