„Die Antennen auf dem Schenkenturm – das ist nur eine Lösung auf Zeit. “
Norbert Bauriedel, Vorsitzender Ritter vom Schenken
Den meisten Würzburgern dürfte der Schenkenturm vor allem durch den anliegenden Flugplatz bekannt sein. Der Turm erzählt aber eine bewegte Geschichte. Im 13. Jahrhundert wurde der ehemalige Burgfried erstmals erwähnt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten kümmert sich mit den „Rittern vom Schenken“ ein eigener Verein um den Erhalt der Burgruine am Roßberg. Nun äußert sich aber Unmut in der Bevölkerung: Wegen mehrerer markanter Antennen, die den Schenkenturm bereits seit einigen Jahren krönen.
„Ein historisches Gebäude wird zum Funkturm“, sagt Karl-Josef Kant, der unweit vom Schenkenturm eine Greifvogel-Auffangstation betreibt. Seit Kindesbeinen an kennt er das Gelände rund um die Burgruine wie seine Westentasche. Und der Schenkenturm hat nicht nur für ihn eine besondere Bedeutung: „Das ist der Turm der Dürrbacher“, sagt er und berichtet von Gesprächen mit Bekannten.
„Das ist ein Stilbruch.“
Denn mittlerweile sei in den Gesprächen immer wieder Thema, dass der Turm und sein Umfeld immer mehr zweckentfremdet würden. Vor allem die Antennen auf dem Turm sind Kant ein Dorn im Auge. „Das ist ein Stilbruch und es wird immer mehr“, sagt Kant. An der nordöstlichen Seite des Turmes verlaufe ein Kabelschacht auf der gesamten Höhe des Turmes, sagt Kant. „Der soll sich durch einen Aufdruck in Bruchstein-Optik zwar ans Mauerwerk anpassen, jedoch fällt er trotzdem deutlich auf.“ Kant sieht nicht ein, wie es möglich ist, dass ein Baudenkmal mit einer reichen Historie durch Antennen anderweitig oder gar kommerziell genutzt wird. Was das für Antennen sind, kann er aber nur erahnen.
Im 13. Jahrhundert gebaut
Über 750 Jahre thront der Schenkenturm schon auf dem Roßberg und ist weithin von Würzburg bis nach Veitshöchheim über dem Main zu sehen. Der Turm war einst der Burgfried einer ihn umgebenden quadratischen Burg. Die gesamte Anlage wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. In dieser Zeit wird die Burg Roßberg erstmals auch im Zusammenhang mit dem Rittergeschlecht der Schenken von Rossenberg genannt.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein lebt das Geschlecht im Dienst des Würzburger Bischofs gut am Roßberg. Ländereien, die sie an Bauern verpachten, erbringen gute Einkünfte. 1520 wird die Burg durch einen Brand stark beschädigt und teilweise wieder instand gesetzt. Aber auch der Bauernkrieg macht vor den Roßbergern nicht halt: Nur fünf Jahre später, 1525, plündern Würzburger Bürger die Burg und stecken sie erneut in Brand. Der Burgherr wendet sich erfolglos an Bürgermeister und Stadtrat. Erst Bischof Konrad II. von Thüngen entschädigt ihn zum Teil. Die Summe reicht zum Wiederaufbau aber nicht aus. Die adelige Familie erlischt 1559. Die ausgebrannte Burg bleibt eine Ruine. Die Würzburger nutzen die Anlage, bis auf den Turm, in den folgenden Jahrhunderten als Steinbruch.
Funkantennen für Busse, Notärzte, Polizei und Feuerwehr
Erst 1879 werden die Reste der Burg von Romantikern wiederentdeckt. Teile der Anlage werden renoviert, der Turm dient fortan als Aussichtsturm. 1993 initiieren acht Männer den neuen Verein „Die Roßperger – Ritter vom Schenken“, der sich die Fürsorge und den Erhalt des Schenkenturms und dessen Öffnung für die Öffentlichkeit zum Ziel setzt.
Das gelingt 1996. Mit weiteren Nachforschungen und Gutachten fördern sie seitdem immer wieder interessante neue Erkenntnisse zur Entstehung und zur Geschichte der Anlage zutage.
Die Ritter vom Schenken sind es auch, die heute als Eigentümer des Schenkenturm-Geländes für die Antennen auf dem Turm verantwortlich sind. Der Vorsitzende des Vereins, der Festlogistiker Norbert Bauriedel, erklärt auf Anfrage der Redaktion, die zwei großen Antennen auf dem Turm seien vor etwa fünf Jahren durch einen Vertrag mit dem Freistaat Bayern installiert worden. „Die Antennen dienen dem BOS-Funk von Feuerwehr, Polizei und Notärzten“, sagt Bauriedel. BOS steht für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“. Außerdem sind an den Seiten des Turms kleinere Antennen angebracht, über die die WVV ihren Bus-Funk schickt.
Antennen sollen wieder verschwinden
Für Bauriedel ist aber klar: Das ist nur eine Lösung auf Zeit. „Da laufen schon seit Jahren Gespräche und wir wollen die Antennen bis 2021 entfernen lassen.“ Dann enden die Verträge. „Der Schenkenturm ist ein historischer Turm und dabei sollte man es auch belassen“, sagt Bauriedel. „Ich lasse die Antennen auf Bildern immer wegretuschieren“, sagt Bauriedel.
Ob dann aber in Zukunft, nach 2021, in direkter Nachbarschaft zum Schenkenturm ein neuer Funkmast entstehen muss, ist noch unklar. „Das ist eine gute Frage“, sagt auch Norbert Bauriedel. Da es sich um Richtantennen handele, die nur im Verhältnis zu anderen Antennen funktionieren, seien die Standorte relativ passgenau gewählt.
Neues Vereinsheim geplant
Aber auch rund um den Schenkenturm soll in Zukunft noch einiges passieren. Momentan steht das Vereinsheim der „Ritter vom Schenken“ relativ präsent in direkter Nähe zur Anlage. Das Vereinsheim besteht teilweise aus beigefarbenen Containern. Für Bauriedel ist klar, dass auch das nur eine Lösung auf Zeit ist: „Wir planen ein neues Vereinsheim, das in den kommenden Jahren entstehen soll.
“ Wichtig ist dem Vereinsvorsitzenden dabei, dass das neue Gebäude außerhalb des Schenkenschlosses entstehen wird: „Die Ruine soll als Wahrzeichen unserer Region erhalten bleiben – da ist ein Vereinsheim nur ein Fremdkörper.“