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Würzburg: Filmfestival: Die neue Spielstätte kommt gut an

Würzburg

Filmfestival: Die neue Spielstätte kommt gut an

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    Gut beschäftigt: Festival-Chef Thomas Schulz.
    Gut beschäftigt: Festival-Chef Thomas Schulz. Foto: Daniel Peter (www.danielpeter.net)

    Nee, einen Film schau ich mir nicht an. Da bin ich nicht entspannt genug“, sagt ausgerechnet derjenige, dessen große Leidenschaft die Leinwand ist. Aber Thomas Schulz hat beim 43. Internationalen Filmwochenende genug anderes zu tun. Er ist Festival-Chef, muss Gäste aus der Filmbranche betreuen, Filme ansagen und ist gefragt, wenn's in der Organisation mit den über 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern irgendwo klemmt. Schulz ist dennoch gut gelaunt, denn schon bei Halbzeit nach zwei Tagen kann er sagen: „Der neue Standort Central-Kino im Bürgerbräu wird vom Publikum angenommen.“

    Konkrete Zuschauerzahlen nennt Schulz noch nicht, doch nach ersten Schätzungen liegen diese auf Vorjahresniveau. Da fand das Festival noch in der Mozartschule statt und es kamen rund 9000 Zuschauer. Der große Andrang an den Kassen lässt sich schon aus der Bitte von Schulz erkennen, die Zuschauer, auch die mit reservierten Karten, mögen bitte mindestens eine halbe Stunde vor Filmbeginn kommen.

    Dass das Festival mit seinen Filmen abseits des Mainstreams ein fester wie wichtiger Bestandteil des Würzburger Kulturlebens ist, hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt schon bei der Eröffnung festgestellt. Und es ist eines mit großer Geschichte. 1974 war im damaligen City-Kino der Startschuss, bereits in den Folgejahren ließ sich Filmprominenz wie die Regisseure Werner Herzog und Wim Wenders blicken.

    Stars steigern das Medieninteresse

    Stargäste nach Würzburg zu holen, sehen die Veranstalter von der Würzburger Filminitiative zwar nicht als oberstes Ziel, doch prominente Namen „ziehen“. Diesmal sind es der Filmemacher Edgar Reitz, der an diesem Samstag um 17.30 Uhr zum Gespräch kommt, und der Schauspieler Matthieu Carriere, der am Freitagnachmittag anreiste und bis zum letzten Festival-Tag am Sonntag bleibt. Wibke Lewring, die sich um die Pressearbeit kümmert, registriert nicht zuletzt wegen der Filmprominenz ein weiter gestiegenes Medieninteresse. „Deutschlandweit hält sich das noch in Grenzen, aber mit bekannten Namen auch bei künftigen Festivals lässt sich das ändern“, ist Lewring überzeugt.

    Medientechnisch ist das Filmwochenende auch Selbstversorger: Bereits zum zweiten Mal informiert die achtseitige Festivalzeitung „Cult“ mit Kritiken, Reportagen und Interviews hochaktuell über das Geschehen auf und neben den Leinwänden. „Sie wird vom Publikum gemocht“, beschreibt Bernd Sucher die Resonanz. Der Theaterkritiker, Autor und Hochschullehrer ist der Chefredakteur, die Redaktion sind Studenten des Studiengangs Kulturkritik der Fernseh- und Filmhochschule München in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding.

    Treffpunkt Maschinenhalle

    Am Freitagabend gab's unter der Moderation von Comedian Heike Mix eine Podiumsdiskusion mit der Redaktion in der „Maschinenhalle“. Sie ist das Zentrum des Festivals, ein riesiger Raum im Industriedenkmal – mit einer einzigartigen Atmosphäre schlichtweg der Treffpunkt vor und nach dem Film: Hier gibt's bequeme Sitzegelegenheiten, hier kümmert sich das „Wunschwerk“ ums Gastronomische, hier stehen die Kassen und hier steht die Theke mit Informationen zum Festival, alten Filmwochenende-Programmen aus dem Fundus von Berthold Kremmler (das Festival-Urgestein ist krankheitsbedingt diesmal nicht dabei) und einem Bücherflohmarkt.

    Vincent und Lisa („unsere Vornamen müssen genügen“) arbeiten hier und geben auch gerne Filmtipps, die etliche Zuschauer haben wollen. Viele nutzen auch die Gelegenheit, „erzählen, dass sie schon seit 20 Jahren zum Festival kommen“, erzählen Vincent und Lisa. Die beiden sind zum ersten Mal dabei und begeistert: „Nette Leute, nettes Team.“

    Freiwillige Helfer zu finden, ist kein Problem, sagt Viviane Bogumil vom Vorstand der Filminitiative. Gerade der Job des Einlassers sei bei Schülern sehr beliebt. „Wer einmal dabei war, kommt meist wieder.“ Der Lohn fürs Ehrenamt: das kostenlose Filmeschauen.

    Ein Festival der Wiederkommer

    Ein Wiederkommer ist auch Martin Hassauer, der vor langer langer Zeit schon im „Bürgerbräu“ arbeitete – als Ferienjobber in der damaligen Brauerei. Schon länger lebt der gebürtige Würzburger und Diplom-Chemiker im Schwarzwald, wo er in Lenzkirch im Schwarzwald in einem vereinsgeführten Kino Filme vorführt. Als „Filmbegeisterter mit Heimatliebe“ macht er seit fünf Jahren im Organisationsteam beim Festival mit.

    Auch die Zuschauer kommen häufig wieder. Viele sind Stammgäste wie der Würzburger Jörg Töppner, der „diesmal wohl zehn bis zwölf Filme“ guckt – und sich immer gerne überraschen lässt. „Das ist schließlich der Witz am Festival“. Seine Kritik: Er hätte sich im Programm„eine Nachtschiene mit etwas schräger Action, Fantasy oder auch Horror“ gewünscht.

    Vom neuen Festival-Ort – „Die Maschinenhalle hat ein tolles Ambiente“ – ist er aber genauso angetan wie Bärbel Volpert: „Phantastische Kinosäle und eine tolle Atmosphäre“ ist die Würzburgerin begeistert, die sich gerade mit Tochter Judith einen estnischen Film angeschaut hat.

    Der französische Film ist das Metier von Sophie Blondy. Die Regisseurin und Schauspielerin präsentiert beim Festival ihr aktuelles Werk „L'Étoile du jour – Starlight“ (läuft am Samstag um 19.45 Uhr). Blondy (das ist ihr Künstlername) ist einer von über 25 internationalen Gästen. Sie wird betreut von Clemence Leboucher von der Filminitiative, eine Würzburger Studentin, die Blondy samt Film nach Würzburg geholt hat und freundlicherweise beim Dolmetschen hilft.

    Eine magische Verbindung zu Iggy Pop

    Denn Madame Blondy hat viel zu erzählen, vor allem über einen ihrer Hauptdarsteller, den Musiker Iggy Pop. Wie sie es geschafft hat, die Punk- und Rock-Ikone für ihren Film zu gewinnen? „Ich habe einen Brief an den Weihnachtsmann, seinen Agenten geschrieben.“ Schon Tags darauf habe Iggy zurückgerufen. „Seitdem weiß ich, dass alles möglich ist“, sagt die Filmfrau aus Paris, die gerne Kontakt mit dem Publikum hat und es in einer neuen Stadt immer sehr abenteuerlich findet.

    Dass alles möglich ist, stimmt natürlich nicht. Denn obwohl Blondy seit den Dreharbeiten eine „relation cosmique“, eine magische Verbindung, wie sie sagt, zu Iggy Pop hat, schaffte sie es nicht, ihn nach Würzburg mitzubringen. Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen beim Festival mit der besonderen Atmosphäre.

    Das Filmwochenende geht noch bis einschließlich Sonntag, 29. Januar. Karten sind im „Maschinenhaus“ neben dem Kino zu kaufen, am Freitag und Samstag auch im Vogel Convention Center. Kartenreservierung möglich unter: Tel. (0931) 78 02 38 88 oder über: www.filmwochenende.de (dort gibt es auch weitere Informationen).

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