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WÜRZBURG: Blick zurück auf Würzburgs erste Landesgartenschau

WÜRZBURG

Blick zurück auf Würzburgs erste Landesgartenschau

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    Eine der großen Attraktionen bei der Gartenschau zwischen Friedensbrücke und Festung war der japanische Garten.
    Eine der großen Attraktionen bei der Gartenschau zwischen Friedensbrücke und Festung war der japanische Garten. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Im Oktober 1990 wurde nach Beendigung der Bayerischen Landesgartenschau (LGS) in Würzburg 2,5 Millionen als offizielle Besucherzahl genannt. Diese Zahl gilt bis heute als Rekord bei bayerischen Landesgartenschauen. Nicht nur deshalb zehrt Würzburg noch heute vom Ruf der LGS 1990, vor allem aber auch, weil diese Gartenschau der Stadt eine außergewöhnliche Parkanlage am Fuß der Festung Marienberg beschert hat.

    Ausgangspunkt der planerischen Überlegungen war vor 27 Jahren eine Verlängerung des Ringparks auf die Westseite des Mains. Auch erhoffte man sich durch eine Gartenschau am Eingang zur Zellerau eine Aufwertung des Stadtteils.

    Ein weiteres Ziel der Gartenschau-Planer war es, so viele Park- und Gartenanlagen wie möglich auch nach Ende der LGS zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen.

    Beispielsweise die Stahlrohrkonstruktion der Rankpyramide am damaligen Haupteingang, die noch heute den Parkeingang markiert. Oder der Wasserspielplatz unter der Brücke über den Zellertorgraben, noch heute ein beliebter Treffpunkt für Eltern und Kinder ist.

    Dank LGS eine neue Brücke am Zeller Tor

    Diese Brücke verdankt Würzburg übrigens auch der Gartenschau von 1990, denn ihr Bau war nötig geworden, weil das das LGS-Konzept einen durchgängigen Grünzug von der Luitpoldstraße bis zur Festung vorsah. Was viele heute gar nicht mehr wissen: Vor der LGS verlief die Zeller Straße auf einem Damm. Der wurde seinerzeit abgerissen, um eine Unterführung unter der Straße herzustellen. Vom Zeller Tor aus, das bis dahin verschlossen war, wurde eine hölzerne Rampe in den Graben gebaut, die vor kurzem durch eine neue Konstruktion ersetzt wurde.

    Gärtner kamen sogar aus Japan

    Weitere Besuchermagneten waren und sind immer noch die Gärten der Partnerstädte, allen voran der eindrucksvolle japanische Garten, für dessen Anlage damals eigens Gärtner aus der Partnerstadt Otsu angereist sind. Arbeiter aus Caen errichteten das normannische Landhaus mit Garten. Dazu brachten sie nahezu alle Baumaterialien aus der Normandie mit. Dort wurde eine ausgediente Calvados-Brennerei in ihre Einzelteile zerlegt, daraus das Landhaus konstruiert und in Würzburg neu aufgebaut. Das spanische Salamanca steuerte einen bronzenen Stier des Würzburger Bildhauers Reinhard Dachlauer bei, die Schotten aus Dundee und die Amerikaner aus Rochester legten landestypische Gärten an.

    Bayerns erste Umweltstation

    1990 war das Wort „nachhaltig“ längst noch nicht im allgemeinen Sprachgebrauch verankert, sonst hätte man der Gartenschau ganz sicher dieses Etikett aufgeklebt. Schließlich verdankt der Bund Naturschutz ihr sein heute noch genutztes Ökohaus im Gartenschau-Gelände. Und auch die Umweltstation im alten Wachhaus am Nigglweg hätte es ohne die LGS nicht gegeben. Sie war damals die erste ihrer Art in Bayern, der zwischenzeitlich 60 weitere folgten.

    Da der deutsche Umwelttag, der 1986 in Würzburg stattfand, bei vielen Menschen Augen und Ohren für ökologische Themen geöffnet hatte, fanden diese auch bei der Gartenschau großen Anklang. So zeigte sich, dass unter den Dauerkartenbesitzern viele Würzburger waren.

    Garten ohne Pflanzen als Besuchermagnet

    Zu einer unerwarteten Attraktion entwickelte sich das damals völlig neue Klanggarten-Konzept des Würzburger Musikers und Komponisten Burkard Schmidl, das in einen Skulpturengarten integriert war. Heute würde man diesen Bereich wohl als Chill-Out-Zone bezeichnen. Damals trafen sich dort Jung und Alt, um eine Pause einzulegen und den entspannenden Klängen zu lauschen, die aus Lautsprechern kamen, die in den Baumkronen „versteckt“ waren. Heute ist der Skulpturengarten abgeschlossen und einer der wenigen LGS-Bereiche, die nicht mehr öffentlich zugänglich sind.

    In zahlreichen Themengärten konnten sich die Besucher über unterschiedlichste Pflanzen informieren. Der Rosengarten präsentierte sich als duftendes Blütenmeer, im Kneipp-Garten konnten die Heilpflanzen des Pfarrers aus Wörishofen begutachtet werden, und im ebenfalls immer noch existierenden Siebold-Garten sind Gewächse zu sehen, die der in Würzburg geborene Japanologe Philipp Franz von Siebold (1796 bis 1866) bei seinen Forschungsreisen in Fernost beschrieb und als erster nach Europa einführte.

    Ökologische Innovationen

    In einer Zeit, in der das Thema Umweltschutz erstmals so richtig aufblühte, stießen ökologische Innovationen auf besonders großes Interesse. Hier leistete die Gartenschau Pionierarbeit. Ökologisches Gärtnern, Rasenflächen mit Wildkräutern oder Obstwiesen mit alten Apfel- und Birnensorten sind nur ein paar Beispiele, die vor 27 Jahren noch avantgardistisch anmuteten. Dazu gehört auch die Bauweise des Ökohauses, dessen Gebäudesockel nicht, wie damals üblich, aus Beton, sondern aus Naturstein errichtet wurde. Es war eines der ersten Häuser mit einer Dachbegrünung zur Verbesserung der Wärmedämmung. Außerdem wurde beim Ökohaus die Sonnenenergie genutzt, um das Gebäude zu beheizen – damals ein Novum.

    Exotische Blumenschauen

    Natürlich durften bei der Gartenschau 1990, die 9,2 Millionen Euro kostete, auch die beim Publikum beliebten Blumenschauen nicht fehlen. Aber man bemühte sich, dies in besonderem Rahmen darzustellen. So verwandelten fränkische Gärtner die Hallen in einen Urwald mit Orchideen, Bananen und anderen exotischen Pflanzen. Es gab aber auch Erzeugnisse aus fränkischen Obst- und Gemüsegärten zu sehen. Überhaupt spielte neben allen Innovationen der regionale und lokale Bezug eine wichtige Rolle. So war der Gastronomiebereich der Weindorf-Wirte ein viel frequentierter Treffpunkt.

    Geschäftsführer blickt zurück

    Fünf Jahre lang waren Winfried Dill, der damalige LGS-Geschäftsführer, und sein Team ab 1985 mit den Vorbereitungen beschäftigt – ohne all die technischen Hilfsmittel wie Computer oder GPS-Systeme, die heute zum Einsatz kommen. Seinen „Nachfolgern“ für 2018 wünscht er alles Gute, vor allem, dass sie ebenso viel Glück mit dem Wetter haben wie dies 1990 der Fall war. „Ich denke heute noch gerne daran zurück“, sagt er, „auch wenn mir dabei ein paar graue Haare gewachsen sind“.

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