Vor 200 Jahren, im Jahr 1817, in einer geschichtlich sehr bewegten Zeit, hat das damals noch selbstständige Dorf Oberdürrbach seine katholische Pfarrkirche erhalten. Dies verdankte der kleine Ort insbesondere den Bemühungen von Dr. Adam Joseph Onymus (1754 bis 1836). Wegbereiter für den Bau dieses Gotteshauses war auch die Geschichte des Landes Bayern.
1803 wurden unter dem Druck Napoleons zahlreiche ehemalige Reichsgebiete der bayerischen Herrschaft unterstellt. Dabei wurden zahlreiche Kirchen und Klöster, die nicht dem Reich unterstanden, säkularisiert. Viele wertvolle Gemälde und Kunstgegenstände wurden zu Geld gemacht und in alle Welt verstreut. So wurde auch das Prämonstratenserinnenkloster Unterzell bei Würzburg aufgelöst. Die prächtige Innenausstattung wäre für immer verloren gewesen, hätte nicht Adam Joseph Onymus Kenntnis hiervon erlangt.
Im Jahre 1804 wurde Onymus Kommissar der an den Staat gefallenen Kunstschätze und in dieser Funktion auch für das Kloster Unterzell zuständig. So war es für Oberdürrbach eine glückliche Fügung, denn Onymus erwog bereits zu diesem Zeitpunkt, die reiche Innenausstattung der Klosterkirche für seinen geplanten Kirchenneubau in Oberdürrbach zu verwenden und bewahrte diese auf. Das war bestimmt nicht einfach gewesen, weil das Kurfürstentum in Bayern an einem sofortigen Verkauf sehr interessiert gewesen sein muss.
Stimmungswechsel seit 1. Mai 1806
Im Jahre 1806 wurde der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph in München zum König ausgerufen. König Maximilian Joseph der I. war nun Herrscher über rund drei Millionen Untertanen – doppelt so viele Menschen wie im alten Kurbayern. Am 1. Mai 1806 übernahm der Habsburger Großherzog Ferdinand von Toskana, der jüngere Bruder des österreichischen Kaisers Franz, die Regierung in Würzburg. Würzburg wurde dadurch wieder zu einer Residenzstadt (Hauptstadt), wenngleich auch nur für kurze Zeit. Der Glanz eines fürstlichen Hofes strahlte auch bis zum einfachen Volk hinab. Unter Großherzog Ferdinand wird wieder Wert auf Religion und Traditionen gelegt.
Die gute Stimmung nutzte Onymus geschickt für seinen Plan, in Oberdürrbach eine Kirche zu bauen und eine Pfarrei zu gründen. Es wird angenommen, dass Adam Onymus dem Ort bereits seit dem Jahr 1778 zugetan war, bereits seit seiner Zeit als Kaplan am Juliusspital.
Im Jahre 1811 übernahm Universitätsprofessor Adam Joseph Onymus die sonn- und feiertäglichen Gottesdienste in Oberdürrbach. Zu dieser Zeit gab es rund um Würzburg viele Dörfer ohne Kirche und Pfarrer. Oberdürrbach war nur eines davon.
Inneneinrichtung stammt aus Kloster Unterzell
1816/1817 ließ Onymus durch den Würzburger Landbaumeister Johann Michael Büttner in Oberdürrbach eine klassizistische Saalkirche bauen und einen Friedhof einrichten. Die reiche Inneneinrichtung stammt überwiegend aus der Säkularisierungsmasse des Klosters Unterzell und wurde erst 1816, mit Beginn der Baumaßnahmen, nach Oberdürrbach geschafft. Noch heute wird gerätselt, wie Adam Onymus es schaffte, die Kunstschätze so lange vor der neuen bayerischen Landesregierung in München zu verstecken.
Die prächtige Innenausstattung der ehemaligen Klosterkirche Unterzell wurde zentimetergenau in die neue Kirche von Oberdürrbach eingepasst – eine wahre Meisterleistung. Der Hochaltar, alle Figuren, die gesamten Rokoko-Ornamente rund um den Altar (Blattwerk, Putten, Engel, Vorhänge) stammen aus der Zeit um 1730 und wohl von Jakob van der Auwera. Die beiden barocken Seitenaltäre von Balthasar Esterbauer wurden 1719 für das Unterzeller Kloster geschaffen. Diese beiden „Nebenaltärlein“ sind heute die einzigen Zeugen von Esterbauers Altar-Schaffen im Würzburger Raum. Gefasst wurden die beiden Seitenaltäre vom Würzburger Staffiermaler Ignatius Golli. Die Bilder der Seitenaltäre wurden vom Hofmaler Johann Adam Remmele (genannt Remela) um 1720 gemalt. Die Kanzel ist spätes 18. Jahrhundert.
Am 7. September 1817 geweiht
Am 7. September 1817 wurde die katholische Pfarrkirche St. Josef in Oberdürrbach von dem damaligen Weihbischof Gregor von Zirkel geweiht. Oberdürrbach hatte endlich eine eigene Kirche. 1831 wurde die Kuratie Oberdürrbach durch königliches Reskript bestätigt. Mit 77 Jahren hat Adam Joseph Onymus sein letztes Ziel erreicht: die eigene Pfarrei für Oberdürrbach.
Weil die Pfarrkirche von 1817 zu klein für Oberdürrbach wurde, baute die Pfarrei 1968/69 eine neue Kirche. Die alte Kirche wird auch heute noch regelmäßig von der evangelischen Gemeinde genutzt, dazu zu Maiandachten und im Sommer für Abendmessen.
Autorin Martin Göpfert gehört wie Manfred Hellert, Margot Hellert, Rosi Mahlein und Waltraud Mack dem Festausschuss „200 Jahre alte Kirche Oberdürrbach“ an.
Pfarrei und Jubiläumsjahr Die katholische Pfarrei St. Josef Oberdürrbach gehört mit St. Rochus und St. Sebastian Unterdürrbach und Heilig Geist Dürrbachau zu der im Jahr 2002 gegründeten Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal im Würzburger Norden. Seit Herbst 2015 ist Sebastian Herbert Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal. Unterstützt wird er seit Mai 2016 von Diakon Ulrich Wagenhäuser. Für das Jubiläumsjahr 2017 wurden für die alte Pfarrkirche St. Josef Oberdürrbach folgende Veranstaltungen geplant: • 13. Mai: Kinderführung • 14. Mai: Feierliche Maiandacht • 5. Juni. Hochzeitsmesse • Sonntag, 18. Juni: Fronleichnamsprozession, Beginn um 9 Uhr an der neuen Kirche, unter anderem mit Altar an der alten Kirche • Sonntag, 2. Juli, 18 Uhr: Sommerkonzert mit Kammermusik in der alten Kirche • Sonntag, 10. September: 10 Uhr feierliche Prozession von der alten Pfarrkirche zur neuen Pfarrkirche St. Josef, dort Festgottesdienst mit dem Würzburger Stadtdekan Domkapitular Jürgen Vorndran. Ab 15 Uhr Festprogramm rund um die alte Kirche mit Führungen um 15 und 16.30 Uhr • Sonntag, 8. Oktober, um 10.15 Uhr Jubiläumsgottesdienst der evangelischen Gemeinde für die alte Pfarrkirche • Sonntag, 5. November, 16 Uhr Jubiläumskonzert mit dem Gospelchor Troubadour in der neuen Pfarrkirche St. Josef Oberdürrbach Zu allen Veranstaltungen laden Pfarrei Oberdürrbach, Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal und der Festausschuss herzlich ein.