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WÜRZBURG/GERBRUNN: Schlüssel-Wagner zieht endgültig aus Würzburg weg

WÜRZBURG/GERBRUNN

Schlüssel-Wagner zieht endgültig aus Würzburg weg

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    Not macht erfinderisch: Bei Hochwassern bewegte man sich eben mit dem Schlauchboot durch den Laden.
    Not macht erfinderisch: Bei Hochwassern bewegte man sich eben mit dem Schlauchboot durch den Laden. Foto: ArchivFOTO Wagner

    Eine Ära endet, heißt es oft, wenn ein Ladengeschäft nach vielen Jahren schließt. Im Fall von Schlüssel-Wagner in der Karmelitenstraße 13 passt der Ausdruck hundertprozentig. Ende Juni ist dort Schluss. „Wir machen aber nicht zu“, kommentiert Firmenchef Simon Wagner die Tatsache, dass das Familienunternehmen künftig nicht mehr in Würzburg vertreten ist: „Wir ziehen lediglich um, beziehungsweise zusammen.“

    Umzug an den Standort in Gerbrunn

    Die letzten beiden Mitarbeiter in der Stadtmitte wechseln Ende Juni auch an den Standort in Gerbrunn. Dort ist das Familienunternehmen bereits seit 20 Jahren vertreten. Künftig wird diese Firmenniederlassung von Schlüssel-Wagner die einzige sein. Denn die Schließung in der Karmelitenstraße und die Konzentration auf den neuen Stammsitz in Gerbrunn belegt eine entscheidende Veränderung in dem Mittelstandbetrieb. „Unser Hauptgeschäft läuft längst online“, sagt Wagner. Tatsächlich ist „Wagner Sicherheit“ in Deutschland der größte Onlineshop der Branche. „Computer Bild“, Europas größte Computerzeitschrift, verlieh dem Internetangebot des Betriebes vor kurzem erst die Auszeichnung „Top Shop 2017“ im Bereich Garten & Handwerk.

    Zu hohe Mieten, zu wenig „Erlebnisshopping“

    Das klassische Fachgeschäft in der Stadtmitte, redet Wagner Klartext, sei tot. Zu hohe Mieten, zu wenig „Erlebnisshopping“, wie es Kunden heute wünschen, zu wenig wirklich kaufbereite Kundschaft und zu wenig Verständnis für die Bedürfnisse von Handwerkern gebe es in den Innenstädten. Das mache den Laden in der Stadtmitte unrentabel.

    Online, digital und für die Zukunft gerüstet – so präsentiert sich Wagner Sicherheit heute. Dafür sorgen zum einen die beiden Söhne des Inhabers, die sich beide für Ausbildung und Laufbahn im Bereich E-Commerce entschieden haben und damit den Fortbestand des Unternehmens in der vierten Generation sichern. Dafür steht auch die weitgehende Energieselbstversorgung mit großen Solarflächen auf dem Dach, die auch die frei nutzbare Elektrotankstelle am Haus speisen.

    Gegründet hat die Firma in der Karmelitenstraße 1956 Hans Wagner, Simon Wagners Großvater. „Hawa“ – wie sich alte Würzburger möglicherweise erinnern – war abends öfters beim Schöppeln in der Marktbärbel zu finden. Hans Wagner kam eigentlich aus dem Kraftfahrzeughandwerk und verkaufte daher anfangs in der Karmelitenstraße allerlei Autozubehör. Die Idee, dass dazu ja auch Schlüssel gehörten und diese ins Angebot mit aufzunehmen, war wegweisend für die Entwicklung der Firma.

    Das Smartphone als „Schlüssel für alles“

    Am Thema Autoschlüssel lässt sich die Entwicklung dieser Branche gut ablesen. Während früher zu einem Auto noch vier oder sogar fünf Schlüssel gehörten (je einer für die Fahrer- und Beifahrertür, einer fürs Zündschloss, einer für den Tankdeckel und einer für den Kofferraum), gibt es heute einen für alles. „Und den“, so Wagner, „muss man oft nicht mal mehr ins Schloss stecken, wenn man ihn benutzt.“

    Ähnlich sieht es bei Hausschlüsseln aus. Zukünftig wird das Smartphone im wahrsten Sinn der Schlüssel für alles sein, blickt der Fachmann nach vorne. Mit Hilfe der modernen Technik muss man dann nicht mal mehr vor Ort sein, um eine Tür zu öffnen. Ein Segen beispielsweise sei das, gibt Wagner ein anschauliches Beispiel für den sinnvollen Einsatz moderner Schließtechnik, etwa für Mitarbeiter von Pflegediensten. Diese müssten dann nicht mehr einen Schlüsselbund mit unzähligen Schlüsseln durch die Gegend fahren.

    Auch ansonsten sind die kleinen Alleskönner ein Segen für die Kunden. „Heutzutage muss keiner mehr in den Laden kommen, um einen Schlüssel nachzumachen oder ein neues Schloss zu kaufen“. Über mit dem Smartphone angefertigte und versandte Bilder, E-Mails, das Chatprogramm auf der Firmenhomepage und Telefonate lässt sich heute beinahe alles von zu Hause aus regeln. In den Laden zu kommen, ist überflüssig. Nicht mal persönlich abholen sei mehr nötig, so Wagner. „Wir versenden täglich 150 Pakete, wenn gewünscht auch nach Würzburg“.

    Ladenräume in der Karmelitenstraße

    Hochwasser war lange ein Thema, mit dem die Geschäftsleute in der Karmelitenstraße zu kämpfen hatten. Auch die Firma Wagner kämpfte mit darum, dass Würzburg heute einen gut funktionierenden Hochwasserschutz hat, erinnert sich Simon Wagner. Vor fünf Jahren hat er endgültig das Ruder im Geschäft übernommen. Vor acht Jahren schon ist er auch privat Gerbrunner geworden.

    Bekannt bei Schlüssel-Wagner in der Karmelitenstraße war die langjährige Angestellte Lydia Arnold. Sie arbeitete 49 Jahre, von der Lehre bis zur Rente, ausschließlich in diesem Betrieb – und lernte über die Arbeit dort sogar ihren Mann kennen.

    Leerstehen werden die Ladenräume in der Karmelitenstraße nicht. Ein Geschäft für Auto- und andere Schilder hat sich dort eingemietet, das bisher ein paar Häuser weiter in den Räumen des früheren Vogel-Peters angesiedelt war, verrät Wagner.

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