„Es kommt vor, dass Pflanzen manchmal umgepflanzt werden: Der Name ist mitgegangen, der Topf aber bleibt zurück“, sagte Sr. Christiane Sartorius von den Dominikanerinnen der Hl. Katharina von Siena. Die Schwestern sind die Gründerinnen der Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen „Haus St. Michael“. Die Reha-Einrichtung befand sich bislang in Neustadt am Main. Jetzt ist sie ins ehemalige Technikum-Hotel am Heuchelhof umgezogen und bietet dort auf circa 4400 Quadratmetern für psychisch Kranke Unterkunft und Hilfe.
Früher im Klosterhof
Vor 40 Jahren hatten die Schwestern aus Neustadt am Main die Idee, in ihren leer stehenden Gebäuden im Klosterhof in Neustadt psychisch kranken Menschen Hilfe anzubieten. Es entstand eine der ersten Rehabilitationseinrichtungen für Menschen mit psychischen Einschränkungen, erläuterte Bernhard Götz, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft Erthal Sozialwerk, die inzwischen Träger des Hauses St. Michael ist.
„Niemand wollte aus Neustadt weg“, so Götz, das Gebäude sei aber nicht mehr ausreichend gewesen, eine Sanierung aufgrund der Bausubstanz ebenso wenig denkbar. Den Umzug bezeichnete er als „einschneidend, vom idyllischen Neustadt am Main hierher ins zeitweise hektische Würzburg“. Die Diözese hatte das einstige Technikum-Hotel am Würzburger Heuchelhof gekauft und einen Großteil des Gebäudes günstig an das Erthal-Sozialwerk vermietet.
In Würzburg stehen jetzt moderne Räume zur Verfügung, allein für die psychosoziale und medizinische Betreuung 20 Räume. Die Einrichtung hat 41 genehmigte Reha-Plätze; insgesamt könnte sie 54 Rehabilitanden unterbringen. Zurzeit sind 30 Plätze belegt, Tendenz steigend, so der Beauftragte für Qualitätsmanagement Andreas Mayer.
Es kann jeden treffen
Jeder, dem eine psychische Erkrankung attestiert wird, kann Rehabilitand in einer Einrichtung wie dem Haus St. Michael werden. Zurzeit sind die Erkrankten hier vor allem junge Erwachsene. Kostenträger sind Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und die Agentur für Arbeit. In St.
Michael wird versucht, einerseits heilend zu wirken und andererseits die Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen: Nach Möglichkeit für den so genannten ersten Arbeitsmarkt, wo sie – anfangs eventuell noch mit Unterstützung – auf Dauer alleine zurecht kommen müssen.
In Neustadt gab es Einzelzimmer, auch kleine Wohngruppen und Gemeinschaftsräume, so Sr. Christiane Sartorius: „Das Leben in der Gemeinschaft war in die Therapie mit einbezogen, es gehörte zum Gesundungsprozess“. Und weiter: „Nie hätte damals jemand gedacht, dass Einzelzimmer ohne Nasszelle“ – mit Duschen und WC's auf dem Flur – „nicht mehr genügen“, oder dass der Brandschutz massiv aufgestockt werden müsste.
Rückenstärkung und ein fester Rahmen
Dennoch habe das Fachpersonal von St. Michael bisher schon vielen Menschen helfen können; Trotz „Gebrochenheit, Krankheit und Einschränkungen“ hätten sie einen Sinn fürs Leben erkannt und wieder echte Lebensfreude finden können. Einrichtungsleiterin Ilona Englert sagte, niemand sei gefeit vor Mutlosigkeit, Zukunftsangst oder gar Verzweiflung. In dieser Situation bräuchten die Erkrankten „einen festen Rahmen und jemanden, der ihnen den Rücken stärkt“.
Das Haus St. Michael reihe sich nun in die „Sozialmeile“ ein, zu der sich die Berner Straße entwickelt habe.
Künstler Georg Brand (St.-Josefs-Stift Eisingen) überreichte zur Einweihung des Hauses ein selbst gemaltes Bild des Heiligen Martin mit Schwert, der auf einem Drachen steht. Dieses Bild hatte er in der kreativen Werkstatt im St. Josefs Stift angefertigt. Es zeigt einen Engel mit großen helfenden Händen, der die Oberhand über den Satan behält. Das knallig bunte Wandbild verströme Zuversicht und Herzlichkeit, waren sich die Fachleute einig. Seine Leuchtkraft soll sich künftig im Eingangsbereich des Hauses St. Michael entfalten.
Sowohl die Erthal-Sozialwerk gGmbH wie auch die St. Josefs-Stift gGmbH in Eisingen sind unter dem Dach des St. Josefs-Stift e.V. zusammengeführt. Als dritte im Bunde gehört auch noch die gemeinnützige Gesellschaft Robert-Kümmert-Akademie zur Fort- und Weiterbildung im Bereich der Heilpädagogik dazu. Letztere ist ebenfalls in gemietete Räumen im ehemaligen Technikum-Hotel eingezogen.
Segnung der Räume
Das Trio Backline Unplugged mit José Barbarena (Percussion), Moritz von Papp (Gitarre) und Achim Bierbauer (Bass) holte im trüben Herbstdunst zumindest musikalisch mit Chan Chan vom „Buena Vista Social Club“ die Sonne an den Heuchelhof. Die beiden Heuchelhof-Pfarrer Max von Egidy und Alfred Kraus segneten die Räume.