Um 22.52 Uhr war es vollbracht: Auf dem Würzburger Bürgerbräu-Gelände wurde am Samstagabend beim „Würvar“ der Weltrekord für die längste Varieté-Show gebrochen.
Sechs Tage lang standen viele Hundert Künstler für den Rekordversuch auf der Bühne. Nach 100 Stunden durchgehendem Programm kamen schließlich Initiator Andy Sauerwein und sein Team, das diesen Künstler-Marathon erst ermöglicht hat, gemeinsam auf die Bühne. Aus Freude über den Weltrekord schmissen sie Konfetti, umarmten sich und stießen an. Sie hatten es geschafft – und das Publikum war begeistert.
Bereits knapp zwei Stunden zuvor war der Saal kurzzeitig so voll, dass niemand mehr reinpasste. Zwei Stangen standen da auf der Bühne und junge Damen in roten Samt-Outfits schienen daran zu schweben, verfolgt von staunenden Blicken.
Insgesamt knapp 2000 Künstler beteiligt.
Auch Kabarettist und Initiator Andy Sauerwein war unter den Zuschauern. Leichte Augenringe verrieten, dass er in den letzten Nächten nicht viel Schlaf bekommen hatte. Aber Müdigkeit spürte er keine. „Es gab bisher kaum Durchhänger bei mir, dafür habe ich zu viel Adrenalin“, sagte er. Besonders in diesem Moment, kurz vor Ende, war er hellwach. Angelo Sommerfeld, der zwischen den zehnminütigen Künstlerauftritten moderierte, grüßte ihn von der Bühne: „Der Andy trinkt Kaffee nicht, er bekommt ihn intravenös!“.
Als nächstes wirbelte Elisabeth bei ihrem Contemporary-Dance über die Bühne, als Kontrastprogramm spielten anschließend drei Jungs aus Ochsenfurt Speed Metal. Das Publikum kam und ging, einige wippten mit, andere staunten stumm. Noch eine Stunde blieb bis zum Rekord. Angelo Sommerfeld zog den Jungs nach exakt zehn Minuten die Stecker. Jeder Künstler durfte zwischen zwei und zehn Minuten auf die Bühne. Profis wechselten sich mit Amateuren ab, mit dabei waren auch der deutsche Meister in Yoyo-Artistik, Grundschulkinder oder Musicalsänger. Insgesamt waren geschätzt knapp 2000 Künstler beteiligt.
Andy Sauerwein war ständig unterwegs, besprach sich mit seinem Team, bereitete sich für das Finale vor. Das Duo Dandeli on Fire betrat die Bühne, die harmonischen Tänze mit Lichtbällen wurden mit viel Applaus belohnt. Noch etwas mehr als eine halbe Stunde.
Indien galt es zu schlagen.
Ludwig aus Österreich, Vorsitzender des „Vereins der Freunde des Schüttelreims“, hatte nun seinen Auftritt. „Nur wenig nützt ein Heilbad, wenn man im Kopf ein Beil hat“, schlug er als neuen Slogan für Bad Kissingen vor. Danach folgten Songs von Nora Jones und Elvis Presley.
Angelo Sommerfeld grüßte immer wieder in die Kamera, die die Show per Live-Stream über Youtube übertrug. Auch nach Indien, wo der bisherige Varieté-Rekord im Jahr 2015 aufgestellt wurde: 100 Stunden und 49 Minuten nonstop Vorführung, so steht es im Guinnessbuch der Rekorde. Andy Sauerwein schaute auf den Bildschirm, auf dem der Countdown angezeigt wurde – noch 13 Minuten. Kurz darauf stand er selbst auf der Bühne. „Wir haben überlegt, wie wir das mit dem Zeitfenster hinkriegen. Ein Künstler muss früher von der Bühne, das Los habe ich gezogen“, erklärte er und erzählte Geschichten von der „Rollator-Gang“ auf der Aida und anderen Erlebnissen auf Kreuzfahrtschiffen.
Dann war es soweit. Das ganze Team kam mit Sektgläsern auf die Bühne. „We are the champions“ wurde angestimmt – und bis zum Ende des Countdowns gedehnt. Und dann endlich kannte die Freude kein Halten mehr. Lauter Jubel brach los. Konfettiregen. Standing Ovations.
Reicht der Rekord für einen Eintrag ins Guinnessbuch?
Andy Sauerwein bedankte sich bei allen und verkündete: „Wir machen weiter!“ Angehalten wurde die Zeitanzeige also nicht. Bis Sonntagmorgen ging die Show weiter, erst gegen halb fünf ging der letzte Künstler von der Bühne. Insgesamt wurden so 106 Stunden und 33 Minuten geschafft.
Ob die Dauer-Varieté-Show damit auch tatsächlich ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. Aufgrund der damit anfallenden Kosten war kein offizieller Richter vor Ort in Würzburg. Deswegen wurde alles genau dokumentiert und anschließend eingesendet. Bis wann mit einer Entscheidung gerechnet werden kann, ist allerdings noch nicht bekannt. (Mit Informationen von dpa)