Kissinger Wölfe - EHC Klostersee 3:1 (0:0, 0:1, 3:0).
Ein Finale gibt man eben nicht kampflos verloren. Raus mit Applaus hätten die Kissinger Wölfe gehen können im Kampf um die Landesliga-Meisterschaft. Am Ende waren es aber die EHC-Cracks, die missmutig in die Kabine stapften, vorbei an der silbernen Trophäe, die von einem Funktionär wieder eingepackt wurde. Nach dem 6:3-Heimsieg vom Freitag hatten die Oberbayern gerade ihren ersten Matchball vergeben. Endgültig überreicht wird der stattliche Pokal am Freitag in Grafing, an den Sieger des dann dritten Spiels dieser Serie, die absolutes Qualitäts-Eishockey bietet. Dann dürfen die Wölfe wieder auf die Unterstützung ihrer Fans bauen. Dank Sponsoren-Unterstützung ist die Reise vor die Tore Münchens (Abfahrt: 14.30 Uhr, Eishalle) sogar kostenfrei.
Mit seinem rosafarbenen, selbst zusammengestellten Getränke-Mix aus Kohlenhydraten und Eiweiß blickte Mikhail Nemirovsky auf dieses intensive Spiel zurück. "Mit meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Du kannst ein Spiel nicht immer dominieren. Auch ein Boxer kann nicht immer nur schlagen. Es geht darum, in den richtigen Momenten Energie zu sparen", sagte der 43-Jährige zu der langen Anlaufzeit hin zum ersten Wölfe-Tor nach exakt 46 Minuten und 55 Sekunden.
Enorme Physis auf dem Eis
Bis dahin hatten die 500 Zuschauer, darunter 50 gut gelaunte und stimmungsvolle Gäste-Fans, ein intensives und packendes Match erlebt, in dem die Grafinger enorme Physis aufs Eis brachten, gepaart mit einer hervorragenden Kompaktheit in der Defensive. Vor allem im Mitteldrittel boten sich den Wölfen kaum zwingende Chancen, sodass der ehemalige Oberligist durchaus verdient in Führung ging durch den Überzahltreffer von Bernd Rische (25.). "Wir hatten über zwei Drittel meistens die Puck-Kontrolle aber nicht viele zwingende Chancen. Das war am Freitag noch anders. Im letzten Drittel war Bad Kissingen cleverer und hat verdient gewonnen, weil wir uns einige dumme Strafen erlaubt haben", sagte EHC-Trainer Dominik Quinlan, der ohne seine beiden Ausländer Bob Wren (krank) und Andreas Persson (verletzt) auskommen musste. "Vor allem in Überzahl sind wir mit Bob extrem stark, er kann den Unterschied ausmachen", sagte Quinlan über den Nemirovsky-Kumpel, der am Freitag im Team zurückerwartet wird. Für die Wende sorgte Nikolai Kiselev mit zwei Toren in 5:3-Überzahl (47., 51.), ehe der 23-Jährige auch für den Endstand sorgte mit seinem Empty-Net-Tor (60.). Das alles in einer 4:6-Unterzahl, weil EHC-Goalie Dominik Gräubig zu Gunsten eines weiteren Spielers vom Eis gegangen war und Kissingens Brett Wur auf der Strafbank schmorte. "Das war wirklich ein interessantes Spiel mit einem Niveau zwischen Oberliga und Bayernliga", schwärmte Nemirovsky. Auch Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin zeigte sich angetan von den Leistungen beider Mannschaften, verbunden mit einer Kampfansage. "Das war ein würdiger Heimspiel-Abschluss, weil unsere Mannschaft die Qualität gezeigt hat, die man erwarten darf. Wenn es nach mir geht, holen wir den Pokal am Freitag nach Hause, nachdem wir ja vergangenes Jahr schon unglücklich unser Finale gegen den EV Füssen verloren hatten."
Eine Frau im Tor?
In jedem Fall müssen die Unterfranken dann auf Johan Larsson verzichten, der aus familiären Gründen bereits in seine schwedische Heimat gereist ist. Und daher vielleicht nicht erleben wird, dass der Gegner mit einer Frau im Tor aufläuft. Lisa Hemmerle, ihres Zeichens Nationalspielerin, hatte sich während der Saison stets mit Dominik Gräubig abgewechselt. "Unsere beiden Torhüter sind auf Augenhöhe, und Lisa wird uns auch in der Bayernliga erhalten bleiben", sagt Quinlan über die 22-Jährige, die seit Kindheitstagen das EHC-Trikot trägt. Und jetzt den Wölfen gerne das Fürchten lehren würde.