„Wir haben hier einen Ort gefunden, der Geschichte und Energie ausstrahlt“, so schwärmt das Ehepaar Barbara und Matthias Ignaz Böhm von seinem historischen Domizil im Klosterweg 11 in Hausen. Die Zahl 1518 an der Außenfassade dokumentiert als Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung die Historie der ehemaligen Backstube des angrenzenden Klosters, mittlerweile ist das Anwesen das neue Zuhause der Böhm’schen Kunststation. Ihren Energieort möchten sie am Sonntag, 18. Mai, allen zugänglich machen und bei einem „Tag der Inspiration“ nicht nur ihre Gemälde und naturbelassenen Kunstobjekte präsentieren, sondern die Besucher können in der „Kreativ-Station“ selbst künstlerisch tätig werden.
Zufällig entdeckt
Seit 2021 residieren Barbara und Matthias Ignaz Böhm nun im ehemaligen Backhaus des Prämonstratenserinnen-Stifts, und es war ein Zufall, dass sie ihren neuen Lebensmittelpunkt entdeckt haben. Zwar sei der Gedanke nach einer Veränderung im Hinterkopf gereift, doch entscheidungsfähig sei dieser Gedanke noch nicht gewesen, als sie einen Zwischenstopp in Hausen einlegten und dabei das „Zu vermieten“-Schild am angrenzenden Rad- und Spazierweg sahen. Der Kontakt war schnell hergestellt und schon wenig später war man sich über die neue Nutzung des Backhauses mit angrenzendem Gartenbereich einig. Geholfen hat dabei, dass das Paar begeistert wandert und Bad Kissingen aus Streifzügen durch die Rhön bereits gekannt hat.
In den Klosterweg 11 haben die beiden ihre enge Verbindung nach Nürnberg mitgenommen als ihren langjährigen Wohnort mit einem privaten und künstlerischen Netzwerk, wobei über viele Jahre das ganze deutschsprachige Gebiet ihr Arbeitsplatz war. Als „kreative Autodidaktin“ und als freischaffender Künstler sowie Kreativ-Coach war man 20 Jahre mit Gemälden, Kreativprojekten und Kunstobjekten auf Gartenmessen und ähnlichen Veranstaltungen unterwegs, wobei man in Nürnberg noch ein zweites Standbein hatte: Barbara Böhm als Sozialpädagogin, Matthias Ignaz Böhm als Teil der Nürnberger Kunst- und Kulturszene.
Auch jetzt noch sind sie deutschlandweit unterwegs, wobei sie selektiver und bewusster auswählen. So ist das alte Backhaus für sie „ein fester Ort, um auch mal auszufliegen“, aber auch ein Ort, „an dem wir an die Geschichte des Hauses andocken können“.
Intuitives Malen
Diese Geschichte spiegelt sich auch in den verwinkelten Ecken von Haus und Garten wider. Während Garten und die Räume im Erdgeschoss dem künstlerischen Wirken des Paares gewidmet sind, fand das Privatleben im Obergeschoss ein Zuhause. Etwas verwinkelt stehen die kleinen Räume zueinander, und mal muss man den Kopf wegen der niedrigen Türen einziehen, aber gerade dadurch strahlen Werkstatt und Atelier etwas Behagliches aus. Hier haben die Bilder von Matthias Ignaz Böhm ihren Platz gefunden, die mit „Böig+Jahreszahl“ signiert sind. Das Signum ist für den Künstler auch ein Statement für sein „intuitives Malen“, das für ihn an der Schnittstelle „Fühlen – Handeln“ entsteht. Meist sind es monochrome Arbeiten in Blau- oder Grüntönen, mal entstehen die großflächigen Gemälde in dunklem Petrol, mal rostfarben oder in Gelbtönen. Dazwischen sind es kleinformatige Arbeiten, die den Betrachter ob ihrer Abstraktion herausfordern und dank ihrer farblichen Harmonie vereinnahmen. Dabei ist seine Ausbildung als Diplom-Kunsttherapeut und Diplom-Kunstpädagoge die Basis für seine Malereien aus Öl oder Acryl, denn er sieht seine Werke als „Kunst zur Kommunikation“.
Kreativität als „schöpferisches Gestalten“ ist ihm dabei besonders wichtig, um Neues zu erfahren, um Menschen zusammenzubringen. Der künstlerische Ausdruck über Bilder ist für ihn eine „weitere Form der Sprache“, mit der man Verkrustungen und Erstarrungen aufbrechen kann. Diesen Ansatz nutzt Matthias Ignaz Böhm auch als „Kreativ-Coach“, wobei er „Coach“ in der ursprünglichen Bedeutung als „Postkutsche“ empfindet und damit die künstlerische Auseinandersetzung als kreative Möglichkeit sieht, um etwas anzustoßen, etwas auf den Weg zu bringen oder neuen Schwung zu verleihen.
Ähnlich, aber mit anderen Mitteln transportiert Barbara Böhm ihre handwerklich-künstlerischen Ansätze. Ausgangspunkt sind ihre „Natur-Fundstücke“, die bei zahllosen Wanderungen gesammelt wurden und gelegentlich mit Jacke oder Proviant im Rucksack streiten mussten. Aus diesem Fundus an Gräsern, an Rinden, an Baumschwämmen und Steinen entstehen die Objekte, die nicht nur Zierde sein sollen. Die getrockneten Gräser und naturbelassene Baumwolle werden zu Brotkorb oder Obstschale gestaltet, die Steine werden für Mosaike verwendet oder im Stile des „Dot-Painting“ verziert.
Seit über drei Jahren ist nunmehr der Lebensmittelpunkt der beiden Kunstschaffenden in Hausen, wo sie Geschichte und Natur, kreatives Arbeiten und Bodenständigkeit vereint haben, wo sie eine neue Heimat gefunden haben. Somit sei es Zeit für den nächsten Schritt, so Barbara und Matthias Ignaz Böhm und meinen damit: „Wir möchten unser Kleinod gerne teilen, ähnlich wie bei Facebook.“
Programm am 18. Mai
Dafür haben sie Sonntag, 18. Mai, als „Tag der Inspiration“ ausgewählt. Das gesamte Anwesen wird von 14 Uhr bis 22 Uhr zum Kreativbereich. Erdgeschoss und Pergola werden zur Ausstellungsfläche für die Bilder und Kunst- und Handwerksobjekte, der Garten bietet Genießer- und Rückzugsbereiche, eine Kreativstation lädt zum Gestalten von Graffitos (farbige Hinterglas-Technik), ein und genüsslich umrahmt wird das zwanglose Treffen mit Kaffee und Kuchen.
Der „Tag der Inspiration“ bildet aber nach den Vorstellungen von Barbara und Matthias Ignaz Böhm nur den Anfangspunkt für weitere Aktivitäten. Bereits für den 23. Mai haben sie den Workshop „Wine & Paint“ (19 bis 20.30 Uhr) geplant, der bei chilliger Musik und einem Glas Wein Grundlagen von „Entspannungs-Malen“ vermittelt, und am 30. Mai findet der „Kreativ-Club“ (19 bis 20.30 Uhr) statt, der in die Techniken des Graswickelns und weitere Gestaltungsmöglichkeiten einführt.