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800 Interessenten für eine Wohnung: Milliardenförderung reicht nicht gegen Wohnungsknappheit in Bayern

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Krise am Wohnungsmarkt: 800 Interessenten für eine Wohnung

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    München und das Umland drohe auf einen jahrzehntelangen Wohnungsmangel zuzusteuern. Der Chef der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia sagt: „Wenn wir in München oder Berlin eine Wohnung inserieren, haben wir dafür 800 Bewerber.“ 
    München und das Umland drohe auf einen jahrzehntelangen Wohnungsmangel zuzusteuern. Der Chef der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia sagt: „Wenn wir in München oder Berlin eine Wohnung inserieren, haben wir dafür 800 Bewerber.“  Foto: picture alliance, dpa

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat es angekündigt, sein Bauminister Christian Bernreiter (CSU) hat es vergangene Woche im Landtag noch einmal versprochen. Bayern will bis 2028 zusätzlich eine Milliarde Euro für den Wohnungsbau bereitstellen. Das klingt immens - und ist doch wenig, weil Geld allein nicht reicht.

    So ist die Lage am Wohnungsmarkt in Bayern

    Zum Vergleich: Schon In den vergangenen zwei Jahren haben Freistaat und Bund Wohnungsunternehmen, Gemeinden, Studierendenwerke, Bauträger und Privatpersonen mit 2,2 Milliarden Euro gefördert. Allein vergangenes Jahr entstanden so mehr als 13.000 Wohnungen.

    Das Problem: Das reicht nicht im Zuzugsland Bayern, dem zeitgleich preisgünstige Wohnungen verloren gehen, die aus der sogenannten Sozialbindung fallen. An die 100.000 waren das in den vergangenen 20 Jahren. Die Folgen zeigen sich vor allem in den Städten und in Bayern traditionell am schärfsten im Raum München. Der Chef des Wohnungsunternehmens Vonovia, Rolf Buch, warnt vor einem jahrzehntelangen Wohnungsmangel in der Landeshauptstadt und der Region. Der Trend zur Urbanisierung werde sich allein schon wegen des benötigten Zuzugs von Arbeitskräften verstärken. „Die Folge ist, dass es in Metropolen wie München samt Umland in den nächsten 30 Jahren massiven Wohnungsmangel geben wird.“ Schon jetzt seien Angebot und Nachfrage völlig aus dem Gleichgewicht. „Wenn wir in München oder Berlin eine Wohnung inserieren, haben wir dafür 800 Bewerber.“

    Blick auf das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße. Der Freistaat wollte das Gebäude eigentlich in 400 bezahlbare Wohnungen umwandeln, jetzt wird der Komplex verkauft. Letztlich sollen Luxuswohnungen entstehen.
    Blick auf das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße. Der Freistaat wollte das Gebäude eigentlich in 400 bezahlbare Wohnungen umwandeln, jetzt wird der Komplex verkauft. Letztlich sollen Luxuswohnungen entstehen. Foto: Sven Hoppe/dpa

    In dieser Situation fallen der Staatsregierung alte Versprechen auf die Füße. Die 10.000 Wohnungen, die Ministerpräsident Söder bis zum Jahr 2025 versprochen hatte, sind nicht erreicht. Aktuell habe die staatliche Bayernheim 5700 neue Wohnungen im Bestand oder im Bau, sagte Bernreiter im Landtag. Dort musste der Minister wegen einer anderen Ankündigung Rede und Antwort stehen, die inzwischen wieder einkassiert worden ist.

    Bauministerium bläst großes Wohnungsbauprojekt in München ab

    Das Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße in München zieht im kommenden Jahr in einen Neubau am Leonrodplatz um. Den 50 Jahre alten und sichtbar herunter gewirtschafteten Komplex wollte der Freistaat laut einer Ankündigung aus dem Jahr 2023 in fast 400 bezahlbare Wohnungen umwandeln, doch im Sommer ruderte das Bauministerium zurück. Das Vorhaben sei unwirtschaftlich. Stattdessen soll die Immobilie in zentraler Lage meistbietend verkauft und mutmaßlich in Luxuswohnungen umgebaut werden.

    Darf mehr Geld für den Wohnungsbau ausgeben: Christian Bernreiter
    Darf mehr Geld für den Wohnungsbau ausgeben: Christian Bernreiter Foto: Sven Hoppe/dpa

    An die 90 Grundstücke habe der Freistaat auf diese Weise in den vergangenen 20 Jahren in der Landeshauptstadt abgestoßen, wetterte der Grünen-Abgeordnete Christian Hierneis: „Sie verscherbeln diese Grundstücke.“ Der SPD-Politiker Florian von Brunn spricht von einem „Wortbruch in Reinform“. „Der Staat sollte nicht als profitgieriger Immobilienmakler auftreten, sondern in bezahlbare Wohnungen für seine Bürger investieren.“ Bauminister Bernreiter verteidigt sich mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten: „Mit dem selben Geld können wir woanders doppelt so viele Wohnungen bauen.“ Wobei es der Staat allein ohnehin nicht richten könne. „Wenn der frei finanzierte Wohnungsbau nicht anspringt, dann haben wir ein Problem.“

    Söders 10.000 Wohnungen: So viele wurden wirklich gebaut

    Das ist jetzt schon offenkundig. Nach den Zahlen des statistischen Landesamtes ist die Zahl der Baugenehmigungen in Bayern insgesamt im ersten Halbjahr zwar leicht gestiegen, doch dieser Trend lässt sich vor allem auf private Häuslebauer auf dem Land zurückführen. Bei Mehrfamilienhäusern ging es dagegen nach unten, in den Großstädten war bei den Genehmigungen sogar ein regelrechter Einbruch von 15 Prozent bei den Genehmigungen zu verzeichnen. Besonders betroffen vom Rückgang waren Schwaben und Oberbayern, in Unterfranken gingen die Genehmigungen dagegen leicht nach oben, in Oberfranken sogar deutlich.

    Experten sagen: Das hilft wirklich gegen die Krise am Wohnungsmarkt

    Der Rückgang beim Geschosswohnungsbau wird aus Sicht des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen den Druck auf die angespannten Wohnungsmärkte weiter erhöhen. Ohne staatliche Hilfe könne derzeit kaum ein Neubauvorhaben verwirklicht werden – der hohen Baukosten wegen. Für Verbandsdirektor Hans Maier lautet deshalb die zentrale Frage: „Wie können wir wieder Wohnungen bauen, die für unsere Mieter auch bezahlbar sind?“ Die wichtigsten Stellschrauben für bezahlbares Bauen stehen fest: Eine Senkung der Baukosten, günstiges Bauland und das Streichen von bürokratischen Anforderungen. Nur mit klaren rechtlichen Rahmenbedingungen und einer Entlastung von überzogenen Standards könne die Bau- und Wohnungskrise überwunden werden, so der Verband, bei dessen gut 500 Mitgliedsunternehmen ein Fünftel der bayerischen Mieter wohnt.

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