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Das sind die lustigsten Ortsnamen in Schwaben

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Was hinter Sack, Speckbrodi und Tussenhausen steckt: So skurril sind Ortsnamen in Schwaben

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    Klingt nicht nur lustig, sondern auch schwer zu erklären: Der Name von Speckbrodi im Ries hat übrigens mit einem Sumpfgebiet zu tun.
    Klingt nicht nur lustig, sondern auch schwer zu erklären: Der Name von Speckbrodi im Ries hat übrigens mit einem Sumpfgebiet zu tun. Foto: Szilvia Izsó

    Lederhose, Linsengericht oder Sommerloch: In Deutschland gibt es einige bekannte lustige Ortsnamen. Ein altbekannter Klassiker liegt auch in Schwaben: Der Mindelheimer Stadtteil Katzenhirn. Der Ortsname hat indes wohl nichts mit einem Gehirn zu tun, sondern bedeutet eher „Geländeformation, die dem Haupt einer Katze gleicht“. Und der Ort ist bei weitem nicht der einzige in Schwaben, der einen skurrilen Namen hat.

    Wer zwischen Allgäu und Ries unterwegs ist, stößt immer wieder auf Ortschaften mit Namen, die einen zum Schmunzeln oder Stirnrunzeln bringen können. Wir haben die Region erkundet und einige Skurrilitäten gesammelt – und sind dabei auf einige ungewöhnliche Erklärungen für viele Namen gestoßen.

    • Speckbrodi

    Dieses Dorf im Ries stößt bei Auswärtigen sicher auf Gelächter und Unverständnis. Hier isst man offenbar gerne Speck mit Brot, kann das sein? Nun ja, ausschließen lässt sich das zwar nicht, mit dieser Erklärung hat der Ortsname aber nichts zu tun. Stattdessen gab es bei Speckbrodi wohl früher die Möglichkeit, einen Sumpf zu überqueren, denn „Brode“ ist ein altes Wort für ein Sumpfgebiet, und als „Speck“ bezeichnete man einst einen Knüppeldamm.

    • Schweinspoint

    Hier sollte man nicht zu sehr um die Ecke denken: Tatsächlich hat Schweinspoint zwischen Donauwörth und Neuburg seinen Namen den Säuen zu verdanken. Der zweite Teil des Namens allerdings deutet nicht auf einen Treffpunkt für Schweine hin, sondern leitet sich vom alten Wort „biunta“ ab. Das bedeutet „eingehegtes Grundstück“ und wurde im Laufe der Jahre zu „-point“ verballhornt.

    • Kissing

    Kann schon sein, dass sich etwa während des Oktoberfests ein Tourist etwas weiter außerhalb von München einquartiert und dabei in Kissing landet – und sich dann über den Ortsnamen wundert. Doch obwohl Englisch sprechende Personen bei Kissing ans Küssen denken dürften, hat der Name einen ganz anderen Ursprung. Er geht zurück auf einen gewissen Chisso oder Kīso: Kissing bedeutet demnach althochdeutsch „die Leute des Chisso“.

    • Heimat

    Was für ein schöner Name! Wer möchte nicht gern in Heimat wohnen? Dabei hat der Ortsname mit dem, was wir heute als Heimat bezeichnen, wohl nur indirekt zu tun. Der Ortsteil von Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg hieß wohl eigentlich „Heimenhart“, eine Zusammensetzung aus dem Personennamen „Heimo“ und dem alten Begriff „Hart“ für Wald oder Weide.

    • Allmannshofen

    Hier braucht es vielleicht zunächst einmal eine Erklärung, warum viele Menschen diesen Ortsnamen lustig finden könnten. Denn eigentlich bezieht sicher der Ortsname der Gemeinde im Landkreis Augsburg auf nichts anderes als die Höfe des Altmann, wie die Kommission für bayerische Landesgeschichte schreibt. Aber: „Alman“ ist eine in vielen Sprachen gebrauchte Bezeichnung für Deutsche, unter anderem auf türkisch wird dieses Wort genutzt. Und inzwischen hat es seine Bedeutung weiterentwickelt. Wer als „Alman“ bezeichnet wird, gilt als klischeehafter Deutscher. Aber in Allmannshofen leben trotzdem sicher nicht nur sehr pünktliche Menschen, die gerne Kartoffeln essen und mit Socken in den Sandalen die Playa in Mallorca besuchen. Oder?

    • Genderkingen

    Das hätte sich Gendirīh sicher auch nicht erdacht, dass sein Name einmal für Schmunzler sorgen würde. Der nicht näher bekannte Namensgeber der Gemeinde Genderkingen konnte jahrhundertelang in dem Wissen ruhen, eine hübsche Gemeinde im Landkreis Donau-Ries hinterlassen zu haben. Doch inzwischen könnte man anhand des Ortsnamens fast meinen, dass hier die größten Vorreiter von geschlechtergerechter Sprache leben dürften. Wir sind überzeugt: Wahrscheinlich sind Sternchen und Binnen-Is hier genauso ein Zankapfel wie im Rest des Landes.

    Bei Genderkingen sind die Kiesgruben beliebte Ausflugsziele.
    Bei Genderkingen sind die Kiesgruben beliebte Ausflugsziele. Foto: Simon Baur
    • Sack

    Mal eine Beleidigung, mal ein praktischer Gegenstand – aber als Ortsname ist „Sack“ nicht geläufig. Ein Weiler in der Gemeinde Legau im Unterallgäu heißt trotzdem so. Zurück geht die Bezeichnung auf die Form des Geländes. So wurden abgeschlossene Landteile oder Landzungen ohne Ausgang früher als Sack oder Beutel bezeichnet. Ein bekannter sprachlicher Verwandter ist die noch heute gebräuchliche „Sackgasse“.

    • Loch

    Ja, manchmal kann eine Erklärung für einen lustigen Namen doch sehr einfach sein. „Loch“ war tatsächlich schlicht ein geläufiger Flurname für Orte, die in einer Vertiefung des Geländes lagen. Gleich mehrere Dörfer im Allgäu heißen so. Ebenso konnte der Name auf Siedlungen in der Nähe von Wald, Hain, Sumpf oder Feuchtgebieten verweisen. Erste Erwähnungen von Orten namens „Loch“ stammen bereits aus dem 14. Jahrhundert.

    • Ampo

    Der „Arsch der Welt“ soll tatsächlich in Schwaben liegen – also nicht am Po, und auch nicht in Ampo. Während eine Plakette im Landkreis Günzburg auf den „Arsch der Welt“ hinweist, leitet sich der Name eines Dorfs mit merkwürdigem Namen im Unterallgäu vom Personennamen Manpe ab. Aus der Bezeichnung „beim Manpe“ entwickelte sich zunächst „Mampen“ und später über Zwischenformen wie „Ampen“ die heutige Form. Seit etwa 1525 ist „Ampo“ als offizieller Ortsname nachweisbar.

    Das Rathaus in Tussenhausen.
    Das Rathaus in Tussenhausen. Foto: Benedikt Dahlmann
    • Tussenhausen

    Es wird Sie nicht mehr überraschen: Auch in Tussenhausen im Unterallgäu leben keine Tussis, zumindest nicht mehr oder weniger als anderswo. Verantwortlich für den Ortsnamen ist wahrscheinlich der Adlige Tuzzo, und das Dorf geht auf dessen Häuser zurück. Auch wenn die Erklärung reichlich unspektakulär sein dürfte, bleibt als Trost: Zumindest wäre aus heutiger Sicht auch eine Person mit dem Namen Tuzzo sicher eine eigene Besonderheit.

    • Memmenhausen

    Es folgt die nächste Ortschaft, deren Name etwas zu große Assoziationen mit problematischen Geschlechterrollen weckt. Aber so wie in Tussenhausen bei der Benennung der Ortschaft niemand an Tussis gedacht hat, wollte man in Memmenhausen im Landkreis Günzburg die Einwohner nicht als Weicheier bezeichnen. Stattdessen erinnert der Name schlicht an Mimo, den Begründer des Ortes.

    • Waal

    Wer in Waal im Ostallgäu einen Wal sehen möchte, sollte dazu einen Fernseher oder ein Gerät mit Internetanschluss nutzen. Doch auch wenn die hohe See weit weg ist, hat der Name Waal tatsächlich mit einem Gewässer zu tun. Früher war der Begriff „wal“ ein Wort für einen Kanal oder einen Bewässerungsgraben. Das dürfte auch der Ursprung für dan Namen des Dorfes sein.

    Mancher zum Schmunzeln geeignete Ort braucht übrigens auch keine Erklärung: Au (Weiler), was hat man sich da im Westallgäu nur gedacht? Die Freude an Ortsnamen muss freilich nicht an der schwäbischen Grenze enden. Skurril klingen auch Nazibühl bei Neuburg – dessen Name wohl an einen Nazer oder Ignaz erinnern soll und nicht an Nazis – Lechrainer südlich von Landsberg, Aha bei Gunzenhausen, Günther am Auerberg oder Niemandsfreund im württembergischen Allgäu. Und dann gibt es noch Sixtnitgern bei Odelzhausen im Landkreis Dachau. Das soll seinen Namen tatsächlich daher haben, dass darüber einst gesagt wurde, es sei nicht gern gesehen: „I six nit gern“, lautet der Ausspruch auf Bairisch. Inzwischen ist der Ort als Wohnraum begehrt. Allen Dörfern mit skurrilen Namen dürfte das Hoffnung machen, mehr als nur einen Schmunzler zu bieten zu haben.

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