Schön ist er ja, der Eibsee in der oberbayerischen Gemeinde Grainau. Und genau deswegen zieht es gerade in den Sommermonaten zahlreiche Touristen in die Gegend. Zu viele ‒ das Phänomen „Overtourism“, also Übertourismus, kennen die Bewohnenden der kleinen Gemeinde.
Besonders schlimm war es an einem Wochenende im August. Es kursierte ein Video auf den sozialen Plattformen, das zeigte, wie sich an der Bushaltestelle am Eibsee etliche Touristen in einen ohnehin schon überfüllten Bus drängten. Die Stimmung war erhitzt, es herrschte Panik.
Overtourism am Eibsee: Eibseestraße mehrere Stunden komplett gesperrt
Aber auch an sonnigen Herbsttagen zieht es die Menschen weiter an den See. Überfüllte Straßen, an denen Auto an Auto parkt, kennen die Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde nur zu gut. Ihnen reicht es. Deswegen haben sie für Sonntag, 12. Oktober, eine Demonstration gegen das Verkehrschaos angemeldet. Organisiert wurde diese von dem 17-jährigen Andreas Neuner und dem früheren Kommunalpolitiker Martin Sielmann. Unter dem Motto „Den Tourismus am Eibsee im Gleichgewicht halten“ riefen sie nun zum Protest auf.
Sie fordern weniger Individualverkehr, mögliche Straßensperrungen und besseren ÖPNV. Wegen der Demonstration kam es zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen im Zeitraum der Demonstration: Die Eibseestraße, die zu dem beliebten Touristen-Ziel führt, wurde für mehrere Stunden von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr gesperrt.
Immer wieder kommt es zu Verstopfungen des Verkehrs
Das bestätigt die Gemeinde auf ihrer Webseite. Damit kamen Besucherinnen und Besucher nur schwer bis gar nicht zum Eibsee. Auch der Busverkehr war betroffen: „Während der Sperrung wird der Busverkehr den Eibseeberg nicht anfahren können“, hieß es auf der Webseite dazu.
Nicht nur der Übertourismus, sondern auch die allgemeine Verkehrssituation vor Ort verschärft immer wieder die Lage: Der Eibsee liegt am Ende eines Nadelöhrs. Die einzige Zugangsstraße neigt bei hohem Verkehrsaufkommen zu Verstopfungen. Viele Touristen wollen nicht nur zum Eibsee; die nahegelegene Seilbahn bringt Besuchende zu einem weiteren beliebten Ausflugsziel: der Zugspitze.

Über die vergangenen Monate hat Neuner immer wieder über Facebook auf die Situation vor Ort aufmerksam gemacht. „Stau, Lärm, Abgase und überfüllte Straßen“ - dafür steht die Eibseestraße mittlerweile, schreibt der junge Mann in einem Facebook-Beitrag.
Das sagt der Bürgermeister zur Lage vor Ort
Nicht ganz so dramatisch sieht Bürgermeister Stephan Märkl (CSU) die Lage. „Wir haben im Sommer schon Tage, an denen es Verkehrsprobleme gibt. Das ist vor allem der Rückstau abends, wenn alle nach Hause fahren“, sagte er im Gespräch mit T-Online. „Es ist nicht immer so und vor allem nicht jeden Tag“. Dass der Verkehr für Anwohnende dennoch manchmal grenzwertig sei, sieht auch er. In Extremfällen könne eine Fahrt ins benachbarte Garmisch-Patenkirchen schon mal eine Stunde dauern.
Allzu viel erhofft er sich nicht von der Demonstration. Insbesondere geforderte Maßnahmen zur Verkehrsregulierung wie eine Schranke seien nicht umsetzbar, weil rechtlich zu viele Steine im Weg lägen, meinte er zu T-Online. Ob die Demonstration letztlich doch Ideen und Maßnahmen voranbringt, bleibt abzuwarten.
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