Man könnte die Geschichte auch so erzählen: In Bayern übernimmt der Markus Söder jetzt sogar das Politiker-Derblecken selber. Weil er aber keine Zeit hat, schickt er sein Double. Denn, wirklich wahr: Der künftige Fastenprediger auf dem Nockherberg hat dortselbst beim Singspiel als Söder gewirkt. 15 Jahr lang verkörperte Stephan Zinner zur Starkbierzeit den fränkischen Politiker. Viel besser aber ist eine andere Geschichte: Hat die mächtige CSU den Abgang von Zinners Vorgänger, dem Allgäuer Kabarettisten Maxi Schafroth, nach dessen fünfter Fastenpredigt beschleunigt? Nichts Genaues weiß man nicht.
Söder und die Seinen waren nicht amüsiert
Fakt ist: CSU-Chef Söder und die Seinen waren alles andere als amüsiert, als Schafroth im März zuvorderst dem Ministerpräsidenten die Leviten las. Sogar vereinzelte Buhrufe musste der Kabarettist einstecken. Fakt ist ferner: Nach lauwarmen Treuebekenntnissen hat die Paulaner-Brauerei Schafroth ausgetauscht, obwohl dieser gerne noch ein weiteres Mal aufgetreten wäre. Aber: „Das haben andere so entschieden.“

Die Personalie taugt zum Aufreger, denn längst ist der Starkbieranstich auf dem Nockherberg mit Singspiel und Fastenpredigt ein riesiges Spektakel für ein Millionenpublikum geworden. Fast 40 Prozent der Fernsehzuschauenden in Bayern waren zuletzt dabei, bundesweit lag der Marktanteil immer noch bei knapp zehn Prozent. Der Nockherberg und seine Geschichten treiben die Klickzahlen der Medienportale verlässlich nach oben - dementsprechend groß war auch der Medien-Andrang am Dienstag, als Schafroth und Zinner gemeinsam den Wechsel bekannt gaben. Im Gram wollte Schafroth nicht scheiden. „Ich will nicht die beleidigte Leberwurst spielen. Ich bin dann auch jemand, der es akzeptiert.“
Dass Schafroth noch einmal als Fastenprediger aufgetreten wäre, sei für die Brauerei „keine Option“ gewesen, sagte deren Sprecherin Birgit Zacher. Zugleich bestritt sie, dass die Entscheidung auf den öffentlichen Gegenwind zurückzuführen sei. Wenn dem so gewesen wäre, wäre das Aus für Schafroth früher beschlossen worden, so Zacher. Die Vereinbarungen mit den Fastenpredigern laufen ihren Angaben zufolge stets nur über ein Jahr. Ein ganz normaler Vorgang also? Zacher gibt zu: Das Geraune über den Wechsel dürfte sogar gut fürs Geschäft mit der Aufmerksamkeit sein. Jetzt werden Millionen Menschen erst recht genau hinschauen wollen, wie die Politiker unten an den Biertischen reagieren, wenn ihnen oben auf der Bühne kräftig eingeschenkt wird.

Der Nockherberg ist ein Spektakel für eine Millionenpublikum an den TV-Geräten
Von Bayerns Ministerpräsident Söder weiß man, dass er diese Situation gar nicht schätzt: Andere machen die blöden Sprüche, während die Kameras bei ihm jede Regung einfangen. Am Dienstag wurde Söder sogar im Zuge einer Pressekonferenz über die Beschlüsse des bayerischen Kabinetts zu der Nockherberg-Personale befragt. Die sei allein Sache der Brauerei, sagte Söder und gelobte, künftig auch Zinners Spott auf den besten Plätzen auszuhalten. „Nockherberg-Reden sind nicht dazu da, um zu gefallen - jedenfalls uns nicht. Wir müssen sie nur ertragen und das werden wir auch künftig tun.“

Der neue Fastenprediger Zinner, dem wie Schafroth der Autor Thomas Lienenlüke zur Seite steht, hat versprochen: „Wir werden die CSU nicht streicheln.“ Dabei, so hat ihm die Paulaner-Brauerei schon mal auf den Weg gegeben, gelte es „das richtige Maß zu finden und das Verhältnis zwischen Spott, Humor und Respekt auszuloten“. Oder wie Zinner sagt: „Natürlich kann man bei der Aktion auch mächtig auf die Schnauze fallen.“ Voraussichtlich am 4. März findet der Starkbier-Anstich statt. Von Maxi Schafroth wird man in München schon früher wieder hören. Am 24. Oktober ist in den Kammerspielen Premiere. Titel: „Wachse oder Weiche.“

Schon bei der Fastenpredigt hat man gesehen, welche Gedanken Herrn Söder, der ja überhaupt keinen Spaß versteht, durch den Kopf gehen. Mir war sofort klar, dass dies für Maxi Schafroth die letzte Fastenpredigt war. Schlimm ist, dass die Paulaner Bauerei vor der CSU kuscht!! Wahrscheinlich nimmt Söder auch Einfluss auf die Beiträge bei Fastnacht in Franken. Da kommt er ja regelmäßig sehr, sehr glimpflich davon. Söder und Merz führen sich schon fast auf wie Könige! Aber sie sind keine Könige, sondern vom Volk gewählt. Die Entwicklung, unbequeme Leute, wie z.B. Kabarettisten, kalt zu stellen ist gefährlich und mehr als bedenklich!!!
Wahrscheinlich werden auch bald alle Zeitungen, die nicht der CSU nach dem Mund reden (bzw. drucken), vom Informationsfluss aus der Staatskanzlei abgeschnitten - nach dem Motto, von Trump lernen heißt siegen lernen...
2010 wurde michael lerchenberg abgesägt, nun ist maxi schafroth an der reihe. wenn man der großartigen bayerischen staatsregierung und insbesondere könig markus nicht den bauch pinselt sondern ihnen ordentlich die leviten ließt, dann muss man halt gehen. ich empfehle der paulaner-brauerei die nächste fastenprdigt nicht von stefan zinner halten zu lassen sondern stattdessen vom csu-generalsekretär, damit die kritik auch die richtigen trifft.
Die Wahrheit hat anscheinend zu weh getan!
Sehr gute Entscheidung. Der CSU.
Neuer Fastenprediger von Söders Gnaden!! Typisch Bayrisch
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