Manche schwäbischen Erfindungen haben die Welt erobert. Andere sind mit Karacho untergegangen. Doch egal ob Motor, Tretboot oder Wohnwagen: In Schwaben entstanden Ideen und Produkte, die die Welt veränderten – wenn auch manche eher den Grundstein für andere Erfinder legten als selbst erfolgreiche Produkte auf den Weg zu bringen.
Berühmteste Erfindung: Diesel-Motor
Rudolf Diesel wurde als Sohn des Augsburger Buchbinders und Lederwaren-Herstellers Theodor Diesel in Paris geboren. Mit zwölf Jahren kam er im Jahr 1870 nach Augsburg und lebte dort fünf Jahre lang mit seinem Onkel Christoph Barnickel und seiner Frau Betty. Hier besuchte Rudolf die Augsburger Königliche Kreis-Gewerbsschule, an der sein Onkel lehrte. Nachdem er die Schule als Bester abgeschlossen hatte, besuchte er die Industrieschule, einen Vorläufer der Hochschule Augsburg, und machte dort eine Ausbildung zum Ingenieur.

Nach einem Studium in München entwickelte Rudolf Diesel zunächst nur in der Theorie die „Neue rationale Wärmekraftmaschine“, so der Name des Patents, das er im Februar 1882 anmeldete. Bis zur praktischen Entwicklung dauerte es dann noch neun Jahre. Erst im 1893 baute er gemeinsam mit der Maschinenfabrik Augsburg die ersten Dieselmotoren. Nach ersten Fehlschlägen konnte der Motor schließlich kommerziell eingesetzt werden. Der erste Motor ging ins Allgäu – zur Union-Zündholzfabrik Kempten.
Während die ersten Motoren noch stationär verwendet wurden, verbaute man sie ab Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Schiffen, ab den 1920er-Jahren in Lastwagen und bald darauf auch in PKWs.
Das erste Motorrad, das in Serie ging
Die Geschichte des Motorrads ist eng mit Landsberg am Lech verknüpft, denn von hier stammte der Ingenieur Alois Wolfmüller, der als Erfinder des ersten in Serie produzierten Motorrades, der Hildebrand & Wolfmüller, gilt. Doch wie kam es dazu? Schließlich hatten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1885 bereits den „Reitwagen“ gebaut – quasi ein Fahrrad mit Verbrennermotor. Dieses Gefährt war jedoch ein Prototyp und wurde nie serienmäßig gebaut.
Wenige Jahre später baute der Maschinenbau-Ingenieur Heinrich Hildebrand, ein begeisteter Radfahrer, das Dampfrad, dem der große Erfolg jedoch verwehrt blieb. 1892 schließlich beauftragte Hildebrand den Landsberger Konstrukteur Alois Wolfmüller mit dem Bau eines Motorrads mit Benzinmotor nach dem Vorbild Daimlers.

Nach einigen Zwischenfällen gab es im Januar 1894 in Bamberg die ersten Testfahrten. Dabei lief der Prototyp jedoch nur rückwärts. Doch bereits Ende Januar überstand das Motorrad eine Dauerfahrt über „100 Runden an der Landsberger Allee“ in München. Das Patent für das „Motorrad“ wurde am 20. Januar 1894 erteilt. Ab dem 1. März desselben Jahres wurde es in München serienmäßig gebaut.
Bereits 1897 war jedoch schon wieder Schluss: Die Produktion des ersten serienmäßig hergestellten Motorrads der Welt musste aufgrund anhaltender technischer Probleme und der zunehmenden Konkurrenz, vor allem aus Frankreich, eingestellt werden. Heute sind insgesamt noch acht Hildebrand & Wolfmüller-Motorräder erhalten.
Nicht von Erfolg gekrönt: Das Augsburger Tretboot
Frühe Formen des Tretboots gab es schon um 418 in China, dort kamen Schaufelradboote auf dem Jangtsekiang zum Einsatz, die mit Muskelkraft angetrieben wurden. Das vermutlich erste Tretboot Europas wurde 1810 von Joseph von Baader entwickelt, einem Münchner.

Doch auch Augsburg hat sich einen Platz in der Geschichte des Tretboots erkämpft. Wilhelm Artinger und Otto Jaser entwickelten unabhängig voneinander Wasserfahrräder Während Artingers Wasserfahrrad nie in Serie ging, ließ Otto Jaser seine Erfindung immerhin 1912 erstmals bei der Augsburger Kahnfahrt zu Wasser und wurde dort einige Jahre genutzt. Zehn bis zwölf Menschen fanden auf dem Boot Platz. Dann kam der Erste Weltkrieg. Otto Jaser musste Kriegsdienst leisten und sein Boot wurde zu Brennholz verarbeitet.


Von der Donau an die Nordsee: Das U-Boot
Als Vater des modernen U-Bootes gilt Wilhelm Bauer, geboren am 23. Dezember 1822 in Dillingen an der Donau. Hier verbrachte der Sohn eines Korporals auch einen Teil seiner Jugend und Kindheit. Nachdem er im Anschluss an eine Drechsler-Lehre und einer Zeit auf Wanderschaft keine passende Anstellung fand, trat er im Mai 1840 in Augsburg dem Militär bei, wo er zunächst einen Hebezug zum Transport von Kanonen entwickelte.

Zwar zwar Wilhelm Bauer kein Ingenieur, wurde später aber zum kaiserlichen „Submarine-Ingenieur“ ernannt. 1850 wurde in Kiel das erste moderne U-Boot nach seinen Plänen entwickelt, den Brandtaucher. 1851 nahm er an der ersten Testfahrt teil. Das Boot sank auf den Grund der Kieler Förde, die Besatzung konnte sich aus eigener Kraft retten. Erst im Sommer 1887 wurde das Wrack des Brandtauchers geborgen.
Die Holländer sind dankbar: Der Wohnwagen
Der Erfinder des ersten Wohnwagens Deutschlands stammt zwar aus dem württembergischen Allgäu, nämlich in Isny, darf aufgrund der Grenznähe aber ebenfalls in diesem Artikel auftauchen. Der Ursprung des Wohnwagens liegt in Großbritannien. Das erste deutsche Pendant zu den „touristischen Reisewagen“ aber wurde 1931 vom Allgäuer Artist Dethleffs erfunden, den er damals „Wohnauto“ nannte. Getrieben war die Erfindung vom Wunsch seiner Verlobten, der Malerin Fridel Edelmann, die sich laut eines Briefes an ihren künftigen Ehemann „so etwas Ähnliches wie einen Zigeunerwagen, in dem wir gemeinsam fahren und ich noch malen könnte“ wünschte.

Mit dem ersten fertiggestellten Wohnwagen Deutschlands fuhr das Paar dann auch auf Hochzeitsreise und sorgte für soviel Aufsehen, dass bald zahlreiche Bestellungen bei Dethleffs eingingen. Er gründete das gleichnamige Unternehmen und begann die Serienproduktion. Wirklich populär wurden Wohnwagen ab den 1950er Jahren. Der Name Dethleffs ist bis heute eng damit verbunden.
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