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Leitartikel: Über neue Münchner Olympia-Träume und deren geplatzte Vorgänger

Leitartikel

Über neue Münchner Olympia-Träume und deren geplatzte Vorgänger

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    Das Münchner Olympiastadion ist das bekannteste Bauwerk, das die Sommerspiele von 1972 der Stadt beschert haben.
    Das Münchner Olympiastadion ist das bekannteste Bauwerk, das die Sommerspiele von 1972 der Stadt beschert haben. Foto: dpa

    Mit geplatzten Olympia-Träumen kennen sie sich in München aus. Die bayerische Landeshauptstadt hatte sich für die Winterspiele 2018 und 2022 beworben. Einmal scheiterte sie am Internationalen Olympischen Komitee (IOC), einmal an den Menschen hierzulande. Es blieben traumatische Erinnerungen. An das südafrikanische Durban beispielsweise, wohin 2011 eine hoffnungsvolle bayerische Delegation geflogen war, um sich dort auf dem entscheidenden IOC-Kongress zu präsentieren. Vor den Karren hatte man die Eiskunstlauf-Ikone Katarina Witt gespannt. Die ist zwar alles außer bayerisch, aber eben bekannt.

    Ein gutes Konzept spielte keine Rolle

    In Durban zeigte sich dann, dass beim IOC ganz eigene Regeln gelten. München hatte das beste Konzept, was aber ziemlich egal war. Das südkoreanische Pyeongchang erhielt den Zuschlag. Später tauchten (wenig überraschend) Korruptionsvorwürfe auf. Samsung-Chef Lee Kun-hee soll nachgeholfen haben, auch wenn das (ebenso wenig überraschend) dementiert wurde. Noch dazu wäre eine Vergabe nach Deutschland wohl nicht im Interesse des einflussreichen Thomas Bach gewesen. Der schickte sich damals an, IOC-Präsident zu werden. Entweder Bach oder München soll die einfache Formel gelautet haben. Am Ende flogen die Münchner mit ihrer wunderbar nachhaltigen Bewerbung desillusioniert wieder heim.

    Die Bewerbung für die Winterspiele 2022 scheiterte dann bereits am Widerstand vor Ort. In den vier beteiligten Regionen München, Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land stimmte die Mehrheit gegen ein IOC, das vor allem mit Gigantismus und Verschwendung von Steuergeldern in Verbindung gebracht wurde und wird. Die Winterspiele gingen stattdessen nach: Peking.

    Olympiabewerbungen sind vermintes Gelände

    All das zeigt, auf welch vermintem Gelände eine Olympiabewerbung stattfindet. Jetzt will München die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 und muss sich dafür erst einmal in einem bestenfalls undurchsichtigen Prozess gegen seine innerdeutschen Konkurrenten Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr durchsetzen. Selbst wenn das gelänge, bliebe die letzte und höchste Hürde: das IOC. Dort haben gute Konzepte traditionell nur marginalen Einfluss auf das Wahlverhalten. Finanzielle Zuwendungen an den richtigen Stellen sollen in der Vergangenheit viel eher die gewünschten Resultate gebracht haben. Mehrheiten wollen eben organisiert sein. Und es spielen auch immer geopolitische Faktoren eine Rolle. Indien plant eine Bewerbung und gilt als lukrativer Markt, den das IOC erschließen will. Dort fanden noch nie Olympische Spiele statt. Doha hat ebenfalls Interesse und vor allem: Geld. Istanbul will, Ägypten (mit seiner neuen bislang namenlosen Hauptstadt) und Santiago de Chile auch.

    Erst einmal das Bürgerbegehren

    In München müssen sie ohnehin erst einmal das Bürgerbegehren Ende Oktober überstehen. Die bayerische Staatsregierung ist engagiert und sieht sich bestens aufgestellt. Inhaltlich will man dem kaum widersprechen. München wird ein starkes Konzept vorlegen. Die Stadt kann zudem darauf verweisen, bis heute von den Spielen 1972 zu profitieren. Etwas, das in den seltensten Fällen gelingt. Meist verrotten die Sportstätten schon nach ein paar Jahren wieder, siehe Rio de Janeiro. Doch wo, wenn nicht in München, wüsste man besser, was solche Argumente dem IOC wert sind. Es bedarf also keiner großen hellseherischen Fähigkeiten, um zu erahnen, dass München zu unser aller Lebzeiten keine Olympischen Spiele mehr beherbergen wird. Doch im Sport wie im (sportpolitischen) Leben gilt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die fragwürdigen Vorgänge rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland sollten dabei natürlich nicht als Vorbild dienen – auch wenn sie zum gewünschten Ergebnis führten und offenbar vergleichsweise günstig waren.

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