Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Overtourism in Bayern: Welche Maßnahmen gibt es?

Touristen

Overtourismus in Bayern: Wie Orte die Massen entzerren können

    • |
    • |
    • |
    Viele Touristenorte sind mittlerweile überlaufen. Gegen Overtourism gibt es aber auch einige Initiativen.
    Viele Touristenorte sind mittlerweile überlaufen. Gegen Overtourism gibt es aber auch einige Initiativen. Foto: Kimimasa Mayama, epa/dpa (Symbolbild)

    Ferienzeit ist für viele Menschen mit Urlaub verbunden. Ob in der Heimat oder im Ausland: Immer häufiger lassen sich Urlauber von Eindrücken inspirieren, die sie im Internet gesehen haben – und so werden eindrucksvolle Aussichtspunkte, nette Badestellen oder schnuckelige Innenstädte schnell zu begehrten Ausflugszielen. Was folgt, sind übervolle Orte, gestresste Einheimische und manchmal heftiger Streit. Erst kürzlich kam es am Eibsee zu erbosten Diskussionen. Damit ist der Ort nicht alleine. Einige Initiativen stellen sich gegen den sogenannten Overtourism – und auch Urlauber selbst können etwas dagegen tun.

    Overtourism: Worum geht es da?

    Overtourism wird auch als Massen- oder Übertourismus bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem Regionen, Städte, Natur oder weitere touristische Orte durch viel zu viele Besucherinnen und Besucher überlastet werden. Problematisch ist neben dem Verhalten der Urlauber vor allem die reine Zahl an zusätzlichen Menschen an einem Ort. In Bayern sammeln sich die Touristenströme vor allem in der Natur, weil Urlauber in den Alpen, an Seen oder im Bayerischen Wald besondere Aussichten oder Wanderrouten genießen wollen.

    Seit einigen Jahren erfahren Touristenorte weltweit einen deutlichen Zuwachs an Besucherzahlen. Overtourism gehört deshalb zu den zentralen Herausforderungen im Bereich des Tourismus und des Reisens. Um die Lage an den Touristen-Hotspots zu beruhigen, gibt es einige Initiativen.

    Problem Overtourism: Welche Maßnahmen gibt es gegen die Touristenmassen?

    1

    Nachhaltigen Tourismus fördern: Bewusst reisen

    Der Deutsche Tourismusverband hat den Ansatz des nachhaltigen Tourismus entwickelt. Die Handlungsempfehlungen des Verbands berücksichtigen unter anderem die Bereiche Ökologie, Wirtschaft und Soziales. Ein Teil der Strategie beinhaltet, die Politik in die geplanten Maßnahmen rund um den örtlichen Tourismus einzubinden. So können Marketings- und Kommunikationsstrategien entstehen.

    Gleichzeitig spricht der Verband davon, dass touristische Betriebe selbst ebenfalls eine Verantwortung für die Umstände vor Ort tragen. Wichtig sei hier unter anderem, dass die Orte authentisch dargestellt werden, vor allem im Bereich der Werbung. In einem Report des Deutschen Tourismusverbandes aus dem Jahr 2022/23 lobte er unter anderem die Region Allgäu als Beispiel für ein solches Konzept. Gerade das Angebot der Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen entsprach den Vorstellungen des Verbandes. Hier wurde den Gästen kommuniziert, wenn der Winter eher schneearm war, um weiterhin „authentisch und glaubwürdig zu bleiben“, hieß es in dem Report.

    Der Starnberger See ist vor allem im Sommer ein beliebtes Reiseziel.
    Der Starnberger See ist vor allem im Sommer ein beliebtes Reiseziel. Foto: Lino Mirgeler, dpa
    2

    Smart Destinations

    Das Deutsche Institut für Tourismusforschung stellte 2024 zusammen mit der Fachhochschule Westküste das Konzept der „Smart Destination“ vor. Im Fokus stehen neue Technologien, die sowohl den Touristen als auch Anwohnern zugutekommen. Auch in Augsburg gibt es bereits erste Ansätze, um Technologien im Tourismus zu nutzen.

    Zum Beispiel erhalten Besucher so in Echtzeit Informationen darüber, wie viele Menschen sich aktuell an einer Sehenswürdigkeit befinden. So wissen Touristen bereits im Voraus, ob sich ein Besuch lohnt oder doch lieber auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden sollte. Dies kann dabei helfen, dass Touristenströme insgesamt entzerrt werden. Eine weitere Möglichkeit, eine „Smart Destination“ zu werden, kann sein, Wanderkarten anzubieten, die auch ohne Internetzugang abrufbar sind, oder Internetzugang an bestimmten abgelegeneren Wanderrouten, damit sich Touristen besser zurechtfinden.

    Ein Vorbild in diesem Bereich ist die Tourismusregion Nordrhein-Westfalen. Es gibt ein sogenanntes Cluster, bei dem sich die Touristenverbände und Regionen wie zum Beispiel Aachen, das Bergische Land oder der Teutoburger Wald zusammenschließen. Gemeinsam entwickeln sie neue innovative Lösungen hin zu einem nachhaltigen Tourismus. Teil der Strategie ist hier vor allem leicht zugängliches öffentliches WLAN, Online-Reservierungsmöglichkeiten sowie -Eintrittskarten und ein digitales Angebot der traditionellen Info-Flyer.

    3

    Verbesserung der Infrastruktur

    Eine bessere Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist eine weitere Maßnahme, von der Touristen wie auch Anwohner profitieren könnten. Zusätzlich dazu bietet ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz die Möglichkeit, Sehenswürdigkeiten zeitlich unabhängig zu besuchen. Dadurch verteilt sich der Verkehr – was weniger Staus bedeutet.

    4

    Förderung von weiteren Orten in der Nähe

    Oftmals entscheiden sich Touristen für ein Urlaubsziel, weil sie es aus einer Werbung kennen oder Bekannte haben, die das Ziel bereits bereist haben. Diese Orte brauchen weniger Marketing. Dadurch kann ein größeres Augenmerk auf weitere sehenswerte Orte in der Umgebung gelegt werden.

    Dies führt zum einen dazu, dass auch die umliegenden Orte vom Tourismus profitieren, zum anderen werden bekannte Ziele entlastet. Die Besucherströme verteilen sich so auf mehrere Orte.

    Auf unbekannten Wegen können Besucher viel Neues entdecken und entlasten damit gleichzeitig überfüllte Urlaubsorte.
    Auf unbekannten Wegen können Besucher viel Neues entdecken und entlasten damit gleichzeitig überfüllte Urlaubsorte. Foto: Benjamin Nolte, dpa
    5

    Beschränkungen: Was Eintrittsgebühren und Reservierungspflicht bringen

    Diese Maßnahme sorgte bereits in Venedig für Aufsehen. 2024 führte die Stadt ein, dass Tagestouristen Eintritt bezahlen müssen, um Venedig zu besuchen. Eine weitere Stellschraube sind Hotels und andere Unterbringungsmöglichkeiten. Lizenzen regulieren dann, wie viele neue Hotels eröffnet werden dürfen.

    Einige Touristenorte setzen auf Online-Reservierungen. Ohne diese können Sehenswürdigkeiten dann nicht mehr besucht werden. Dieses System hat zum Beispiel die Sagrada Família, Barcelonas bekanntestes Bauwerk, eingeführt. Gäste wählen eine bestimmte Uhrzeit aus, um die Kathedrale zu besuchen. Wer zu spät kommt, muss trotz Ticket draußen bleiben. Gleiches gilt an manchen Orten bereits für bestimmte Massenverkehrsmittel. In der kroatischen Stadt Dubrovnik dürfen beispielsweise lediglich drei Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegen – für maximal acht Stunden.

    Verantwortungsvoller Urlaub: Was können Besucher gegen Overtourism tun?

    Neben den Initiativen, die die Urlaubsorte für sich in Erwägung ziehen, können auch Touristen selbst einen Beitrag dazu leisten, dass die Ferienziele nachhaltig bereist werden.

    Eine mögliche Maßnahme ist, in der Nebensaison zu reisen. Hier sind die Preise meistens günstiger und beliebte Sehenwürdigkeit weniger überlaufen. Dies ist in einigen Berufen, vor allem jedoch für Familien mit Schulkindern, oft nicht möglich. Aber auch hier gibt es sinnvolle Lösungen. Zum Beispiel können sich Urlauber bewusst gegen einen traditionellen Touristenort als Reiseziel entscheiden und stattdessen die Umgebung der Hotspots kennenlernen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden