Pro: Kinderfreie Hotels sind kein Affront, sondern ein Angebot
In Frankreich streitet man derzeit ernsthaft über ein mögliches Aus für Erwachsenenhotels. Minderjährige von vornherein auszuschließen, so der Vorwurf, sei diskriminierend, gar kinderfeindlich. Wenn es um die Jüngsten der Gesellschaft geht, kochen Emotionen schnell hoch. Darf Erholung im Hotel auch mal kinderfrei sein? Natürlich darf sie. Denn was hier verwechselt wird: Kinderfreie Hotels sprechen sich nicht gegen Kinder, sondern für Ruhe suchende Erwachsene aus. Das ist ein Unterschied.
Kinder machen Lärm. Das ist kein Vorwurf, das ist ein Fakt. Eltern wissen das, die Gesellschaft weiß das. Aber Bedürfnisorientierung darf nicht beim Nachwuchs enden. Auch Mütter und Väter haben ein Recht, abseits vom Kinderalltag durchzuatmen, aufzutanken, Energie zu sammeln – um danach umso belastbarer wieder ins Familienleben einzusteigen. Manche Betreiber haben ihre Konzepte genau darauf zugeschnitten. Und auch kinderlose Erwachsene dürfen sich einen Urlaub ohne permanente Geräuschkulisse wünschen, ohne deshalb als herzlos oder eben kinderfeindlich gebrandmarkt zu werden. Ruhe ist in der heutigen Zeit ein knappes Gut. Hotels, die sie bieten, bedienen ein Bedürfnis – nicht mehr und nicht weniger.
Man muss das Konzept nicht mögen. Aber man sollte akzeptieren, dass diese Orte für die einen das sind, was Familienhotels für die anderen sind: eine Form von Urlaub, die wirklich erholt. (Mariana Silva Lindner)
Contra: Kinderfreundlichkeit steht einer Gesellschaft gut
Wer im Urlaub keine Kinder aushalten kann, muss vielleicht über sein generelles Stresslevel nachdenken. Was ist denn schon dabei, wenn Kinder am Pool ein bisschen toben? Und wenn es doch mal zu viel wird, liest man sein Buch halt in einer ruhigeren Ecke weiter. Wo ist das Problem? Muss man deshalb ins „Adults only“-Hotel?
Toleranz, Gelassenheit und Kinderfreundlichkeit stehen einer Gesellschaft gut – wir haben in unserer nur nicht allzu viel davon zu bieten. Ein Blick nach Italien zeigt den Unterschied. Warum fahren wir da nur so gerne hin? Meistens haben Familien und Erwachsene ohne Kinder ohnehin nicht viel miteinander zu tun. Familien gehen früher essen, treiben sich eher auf Spielplätzen herum und sind zu anderen Zeiten im Pool als Erwachsene, die beispielsweise von einer längeren Wanderung zurückkehren. Man kann sich also auch in einem normalen Hotel gut aus dem Weg gehen, wenn man das will. Kinder aus einem Hotel generell auszusperren, mag sich geschäftlich rentieren, spricht aber nicht für unsere Gesellschaft.
Umso trauriger, dass dieser Trend sich immer weiter ausbreitet. So verlernt man das Miteinander. Und warum nerven eigentlich immer gut gelaunte Kinder und nicht verspannte Erwachsene? Angeblich suchen wir alle im Urlaub das authentische Leben und spannende Begegnungen. Aber offensichtlich müssen sie in erster Linie zu unseren Bedürfnissen passen. (Doris Wegner)
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