Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Zum Tod von Chefredakteur Rainer Bonhorst: Menschenfreund und Gentleman

Nachruf

Rainer Bonhorst war ein Menschenfreund und Gentleman

    • |
    • |
    • |
    Nachdenklich, aber immer auch zugewandt: Unser ehemaliger Chefredakteur Rainer Bonhorst.
    Nachdenklich, aber immer auch zugewandt: Unser ehemaliger Chefredakteur Rainer Bonhorst. Foto: Fred Schöllhorn

    „Es gibt keinen schöneren Job“, pflegte Rainer Bonhorst zu sagen, „als Chefredakteur in Augsburg zu sein.“ Er hat seinen Beruf geliebt – und auch über den Ruhestand hinaus gelebt. Als Vollblut-Journalist, der die richtigen Fragen stellte und das Zeitgeschehen dank seiner feinen Schreibkunst verständlich und unterhaltsam einordnete. Der neugierig war auf alles und jeden und der vor allem Menschen mochte – egal, wer es war. Er plauderte mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, als der einst in Augsburg war, genauso gerne wie mit bayerischen Ministerpräsidenten, dem Döner-Verkäufer in Oberhausen oder dem Leser aus dem Allgäu, der sich mit irgendeinem Anliegen an den Chefredakteur gewandt hatte.

    15 Jahre lang war Rainer Bonhorst Chefredakteur unserer Zeitung. Jetzt ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.

    Rainer Bonhorst prägte Gesicht und Profil der „Augsburger Allgemeine“

    Als Bonhorst im November 2009 in Rente ging, haben ihn die Kolleginnen und Kollegen mit einer gedruckten Sonderbeilage verabschiedet, die den Titel trug: „Nicht gut.“ Was kurz und knapp zusammenfasste, wie sehr die Kollegen sein Ausscheiden bedauerten. Es waren 32 Seiten voller Anekdoten über einen hoch geschätzten Chef, der die seltene Gabe besaß, auch über sich selber lachen zu können. Humor- und respektvoll waren die Abschiedstexte, so wie der Umgang des Chefredakteurs mit seiner Mannschaft immer war. Es war aber auch eine Würdigung eines außergewöhnlichen Lebenswerks.

    1942 in Nürnberg geboren, wuchs Rainer Bonhorst im Ruhrgebiet auf. 1963 startete er seine Karriere als Journalist mit einem Volontariat bei der Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) im westfälischen Herne. Schon damals träumte er davon, in seiner Heimatstadt Essen als Reporter zu arbeiten. Das klappte. Genauso wie der Traum, später als Auslandskorrespondent eingesetzt zu werden und über „alles, was sich so tut“, schreiben zu dürfen. 13 Jahre lang berichtete Bonhorst als Auslandskorrespondent auch für unsere Zeitung, zuerst aus London, dann aus Washington. Als stellvertretender Chefredakteur der WAZ kehrte er schließlich nach Deutschland zurück, bevor er 1994 Chefredakteur in Augsburg wurde und sich mit seiner Familie in Diedorf niederließ.

    Ein Glücksfall. Für ihn, wie er immer wieder betonte, und für die Augsburger Allgemeine, deren Gesicht und Profil er prägte. Es war die Mischung aus überregionaler Relevanz, die Bonhorst wichtig war, und schwäbischer Verbundenheit – bis heute das Erfolgsrezept unserer Zeitung, egal ob gedruckt oder digital.

    Seine klugen Leitartikel hatten Gewicht und wurden zu einem Markenzeichen der AZ. „Die Menschen sollen mit der Augsburger Allgemeinen bestens informiert sein“, sagte er, „über die überregionalen Themen aus Deutschland, Bayern und der Welt. Vor allem aber aus ihrer Heimatregion. Sie brauchen keine andere Zeitung mehr, um über alles Bescheid zu wissen.“

    Ein Mann von Welt, belesen, geschichts- und kulturinteressiert – und das immer positiv

    Rainer Bonhorst war eine journalistische Instanz, nach innen wie nach außen. Eine Respektsperson. Ein Mann von Welt, belesen, geschichts- und kulturinteressiert. Und das immer positiv, immer mit einem zugewandten Lächeln im Gesicht.

    Schwaben ist für ihn, den Globetrotter, schnell zur zweiten Heimat geworden. Die Menschen hier und der FC Augsburg sind ihm ans Herz gewachsen, er fühlte sich wohl in dieser Region, deren Interessen er als Chefredakteur immer im Blick hatte. Er engagierte sich in zahlreichen Gremien und bei Rotary, wo er im Ruhestand noch immer das tun konnte, was ihm wichtig war: sich für die Schwächsten einsetzen. Er hielt Vorträge, kommentierte in Radio und Fernsehen das nahe und ferne Zeitgeschehen und schrieb weiter für verschiedene Medien.

    Wichtig war ihm – aus alter Verbundenheit und fester Überzeugung – das deutsch-amerikanische Verhältnis, das ihm zuletzt immer mehr Sorgen bereitete und für das er nicht müde wurde zu werben. Ein Herzensanliegen. Und das Vermächtnis eines Mannes, dessen Enkel Texaner ist.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden