Den Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post ist mit ihrer Arbeit etwas gelungen, was selten ist: Sie haben eine Marke geschaffen. Ihre Recherchen zur „Watergate-Affäre“, die 1974 in den USA zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon führten, gelten als weltweites Synonym für investigativen Journalismus. Ist es vermessen, mit diesen Ikonen einen Text über die journalistische Arbeit der Main-Post einzuleiten?
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"Den Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post ist mit ihrer Arbeit etwas gelungen, was selten ist".....Das ist tatsächlich vermessen und hoch gegriffen, um "einen Text über die journalistische Arbeit der Main-Post einzuleiten", ja. Zumal es Beispiele in der "Region" Bayern gibt, die ebenfalls den Wert investigativer und beharrlicher Recherche belegen, wenn Vorurteile, Scheuklappen und Obrigkeitshörigkeit keine Rolle spielen und neugierige Journalisten ihren Job machen: zum Beispiel Hans Holzhaider, der beharrlich bis zum Freispruch nach über 13 Jahren die Aufmerksamkeit auf den Justizskandal Manfred Genditzki lenkte oder Michael Kasperowitsch von den Nürnberger Nachrichten, der sich "zunächst auch ganz allein und auf eigene Kosten" dem Justiz- und Politskandal Mollath widmete. https://www.anstageslicht.de/themen/justiz-versagen/gustl-mollath-justizskandal
Wenn ein Medium wie die Main-Post den Anspruch erhebt, „hinzuleuchten, wo es dunkel ist“, stellt sich für mich die Frage: Leuchtet es in alle Richtungen – oder nur dort, wo es politisch opportun erscheint? Investigativer Journalismus verlangt Unabhängigkeit, Distanz zu Macht und Ideologie. Doch wer in seiner Berichterstattung erkennbar einer bestimmten politischen Strömung zuneigt – wie spätestens seit der OB-Wahl deutlich wurde – läuft Gefahr, nur die Missstände der anderen Seite aufzudecken. Wer kritisiert die blinden Flecken, wenn die „eigenen“ im Rathaus sitzen? Pressefreiheit ist ein hohes Gut – aber ohne echte weltanschauliche Vielfalt bleibt sie ein Scheinwerfer mit halb abgedeckter Linse.
Ja , ich finde auch, die MP sollte einen stärkeren Fokus auf den schwarzbraunen Sumpf richten. Schließlich ist die Gefahr, dass sich durch die lange Machtperiode der Rechtskonservativen, gerade in Bayern, mafiöse Strukturen manifestieren, besonders groß.
Ah, der reflexhafte Ruf nach dem „schwarzbraunen Sumpf“ – der letzte Notnagel, wenn Argumente fehlen. Natürlich, jahrzehntelange Regierungszeit birgt das Risiko von Filz. Aber wer glaubt, Machtmissbrauch sei ein rein konservatives Phänomen, hat entweder ein sehr kurzes Gedächtnis oder ein selektives. Korruption, Vetternwirtschaft und ideologische Netzwerke gibt es in allen Lagern – auch dort, wo man sich gern moralisch überhöht. Wer nur eine politische Richtung ins Visier nimmt, betreibt keine Aufklärung, sondern Kampagnenarbeit. Und das ist genau der Punkt: Journalismus, der ernst genommen werden will, muss alle kontrollieren – nicht nur die, die ins Feindbild passen.
....."Die Main-Post möchte dieser Aufgabe in Zukunft noch mehr Gewicht geben."......Sehr gut! Erst diese Woche habe ich ein Telefonat mit jemandem geführt, der sich seit längerem bemüht, einen Missstand in der Region über die Mainpost in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu habe er in der Vergangenheit mit zwei Mitarbeitern der Redaktion gesprochen, wo er allerdings die Auskunft erhielt: "Wenn wird darauf drängen, das zu bringen, haben wir morgen vermutlich keinen Job mehr." Es gibt also auch Themen, wo offenbar nicht nur kein Interesse zur Recherche und investigativer Aufklärung besteht sondern diese aus sachfremden Gründen unterbleibt. Nähe und Distsanz. Das ist auch meine Erfahrung, es gibt schlicht "blinde Flecken", wo der ach so wertvolle Lokaljournalismus hier versagt.
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