Die Szene wirkt ein wenig paradox: Die Güteverhandlungen sind nach Monaten gescheitert. Nun sitzen sich im Prozess um den Rauswurf eines leitenden Mediziners der Uniklinik Würzburg zwei streitende Parteien wie lauernde Boxer im Landesarbeitsgericht Nürnberg gegenüber – nicht im ersten juristischen Kampf zwischen der Uniklinik und dem renommierten, aber umstrittenen Arzt binnen 15 Monaten.
Würzburg
....."Bemerkenswert: Es sind keine Zeugen geladen."..... Das ist zwar bemerkenswert, nach meiner Erfahrung allerdings übliche Praxis bei (Arbeits-)Gerichten. Auch Zeugen, die zu Kernfragen Auskunft geben können, werden schlicht nicht geladen. Warum? Eine gute Frage, der Journalisten eventuell einmal nachgehen könnten - im Sinne des Rechtsstaates. Zumal es ja üblicherweise nicht von hochbezahlten Anwälten kompetent vertretene Klageparteien trifft sondern schlichtweg "normale" Leute, denen per Aktenlage auch die Beiordnung eines Rechtsanwalts und PKH verweigert wurde.....Die Tendenz ist übrigens, Verhandlungen "digital" zu führen, d.h. man trifft sich überhaupt nicht mehr im Gerichtssaal - zur "Entlastung" der Gerichte.
....."drohen 14 Mitarbeitende des OP-Personals mit Kündigung und Versetzung. Sie wollen mit dem leitenden Mediziner nicht mehr zusammenarbeiten."..... 14. Wow! Es ist schon richtig, dass eine einzelne, charakterlich ungeeignete "Führungskraft" das Arbeitsklima gesamter Abteilungen vergiften kann, Mitarbeiter demotivieren und zur (inneren) Kündigung treiben, die Arbeit zur Last. Allerdings führt das in der Regel nicht zu solcher Zivilcourage, zum konzertierten "Aufstand" - sondern zu Wegducken, ängstlichem Mitlaufen und Unterordnung, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Ober sticht unter! Was also ist hier anders? Woher der Mut? Da kommt durchaus der Verdacht auf, dass die Mitarbeiter von übergeordneter (!) Stelle "gratifiziert" und zur vermeintlichen "Zivilcourage" ermuntert werden. Das ergäbe dann allerdings tatsächlich einen Ruch von "Kampagne" und "Intrige"....und Manipulation.
...."Gefühlslage des Personals: „Die haben alle Angst vor ihm. Wenn er in die Umkleide käme, wäre sie leer.“.... Ein hochinteressanter Justiz-Fall, da er offenlegt, wie orientierungslos und letztlich hilflos die Justiz ist! Es werden die Muster und Methoden beleuchtet, wie innerhalb von Machtstrukturen mit Mitarbeitern umgegangen wird, wie pauschal Dritte ("Personal") ins Feld geführt werden, um Einzelne zu diskreditieren, Stimmung zu machen. Selbst "die Patienten" werden zur reinen Verfügungsmasse für die eigene Position und zur Emotionalisierung. Menschen werden gegeneinander ausgespielt, mit Gefühlslagen gespielt und eskaliert. Wären die Betroffenen hier nicht "leitende Ärzte", würde sich weder die Presse noch das Gericht diese Mühe machen und erst recht die offenbar lustlose, überforderte Staatsanwaltschaft nicht. Das ganze würde schlichtweg auf dem Aktenweg versanden.....und ja, auch das Wohl der Patienten würde nicht interessieren und wohl auch keine OP, die tödlich verlief.
furchterregend......mehr bleibt hier kaum zu kommentieren!!
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