Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Franken
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Das „schleichende Gift des Antisemitismus“

Würzburg

Das „schleichende Gift des Antisemitismus“

    • |
    • |
    • |
    Eröffneten die neue Dauerausstellung (von links): Dr. Riccardo Altieri (Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums), Josef Schuster (Präsident des Zentralrats der Juden), Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg (Stadt Würzburg) und der unterfränkische Bezirkstagspräsident Stefan Funk.
    Eröffneten die neue Dauerausstellung (von links): Dr. Riccardo Altieri (Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums), Josef Schuster (Präsident des Zentralrats der Juden), Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg (Stadt Würzburg) und der unterfränkische Bezirkstagspräsident Stefan Funk. Foto: Markus Mauritz

    Der Antisemitismus zieht sich wie ein „roter Faden“ durch die Geschichte des jüdischen Lebens. Das ist die Kernaussage der neuen Dauerausstellung im Würzburger Johanna-Stahl-Zentrum, die mit einem feierlichen Festakt eröffnet wurde. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Bezirks Unterfranken hervor, aus der auch die folgenden Informationen stammen.

    Die Aktualität dieses Themas mache nicht zuletzt der rasante Anstieg politisch motivierter Straftaten deutlich, so der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken, Josef Schuster, in seinem Grußwort. Laut einer wenige Tage zuvor veröffentlichten Statistik gebe es dabei in allen Bereichen Zuwächse – sowohl beim Antisemitismus als auch bei der Fremdenfeindlichkeit. Schuster sah in diesem Zusammenhang eine „sehr ungute Allianz“ an den linken und rechten politischen Rändern: „Beim Antisemitismus stoßen alle ins gleiche Horn!“ Das „schleichende Gift des Antisemitismus“ sei mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so Schuster weiter, und zwar nicht nur in der Bundesrepublik, sondern als weltweites Phänomen.

    Absturz in die Unmenschlichkeit droht

    Umso wichtiger seien Präsentationen wie die neue Dauerausstellung, betonte Bezirkstagspräsident Stefan Funk. Schon wieder würden in deutschen Städten antisemitische Parolen gegrölt und Hass-Reden gehalten. „Abgründe tun sich auf“, sagte Funk mit Blick auf rechtsradikale Umtriebe. Und mit jedem Schritt weiter drohe der Absturz in die Unmenschlichkeit. Die neue Dauerausstellung führe den Besuchern vor Augen, wozu Menschen fähig sind.

    Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg lobte das Gemeindezentrum Shalom Europa mit dem Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, das die Stadt Würzburg und der Bezirk Unterfranken gemeinsam tragen, als „Symbol der Wiederbelebung jüdischen Lebens nach der Shoa“. Dennoch sei kein Ende des Antisemitismus in Sicht. „Dieser Realität müssen wir uns stellen!“, sagte sie.

    Neue Betrachtungsweise ausgelöst

    Jüdisches Leben sei sowohl geprägt von Phasen der Verfolgung und Vertreibung als auch von Zeiten des Fortschritts und des friedlichen Miteinanders, sagte Dr. Riccardo Altieri, der Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums, in seiner Einführung in die Ausstellung. Aber die jüngsten antisemitischen Übergriffe, insbesondere im Gefolge des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 habe eine neue Betrachtungsweise ausgelöst, wie die jüdische Geschichte in Unterfranken darzustellen sei. „Wir müssen uns fragen, was wir falsch gemacht haben, wenn Antisemitismus trotz unserer Aufklärungsarbeit wieder hoffähig wird,“ so Altieri. Daher müsse man dieses unangenehme Thema wieder in den Mittelpunkt stellen.

    Besucherinnen und Besucher könnten sich der Präsentation im „Schmetterlingsprinzip“ nähern, soll heißen: sich beliebige Exponate näher anzusehen, oder aber systematisch dem Weg durch die Ausstellung folgen. Zudem stünden Medienstationen bereit, um weitere Informationen zu erhalten. Zu der Ausstellung sei darüber hinaus ein umfangreiches Begleitheft erschienen. Und schließlich könnten bei Interesse auch Führungen gebucht werden, „um den roten Faden aufzunehmen und die Zusammenhänge aufzuschlüsseln“. Dabei dachte Altieri insbesondere an Schulklassen oder deren Lehrerinnen und Lehrer. Die Schau zeige eine Fülle von Fotos, Dokumenten und anderen Objekten, die von Menschen erzählten, die in Unterfranken gelebt und ihren Anteil an der unterfränkischen Geschichte gehabt hätten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden