Das an der Uni Würzburg entwickelte Tool „Score“ erfasst erstmals zuverlässig die fußballerischen Kompetenzen von Mädchen in realen Spielsituationen. Für Trainerinnen und Trainer ist es als App verfügbar.
Die bundesweit erste wissenschaftlich geprüfte Leistungsdiagnostik für Juniorinnen im Fußball liegt vor. Entwickelt wurde sie an der Frauenfußball-Akademie der Universität Würzburg von einem Team um die Professoren Heinz Reinders (Bildungsforschung) und Olaf Hoos (Sportwissenschaft). Die Autoren präsentieren die neue Diagnostik im renommierten German Journal of Exercise and Sport Research. Diese und folgende Informationen stammen aus einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Das Verfahren trägt den Namen SCoRE (Soccer Competencies in Realistic Environments). Es basiert auf videogestützten Beobachtungen in laut Pressemitteilung realistischen „Small-Sided Games“ (4 gegen 4) und ermöglicht die Einschätzung zentraler fußballbezogener Kompetenzen wie Spielübersicht, Kreativität, Passspiel oder 1-gegen-1-Situationen.
Spielnahe Szenarien bislang kaum berücksichtigt
Im Unterschied zu klassischen Diagnostiken, die auf isolierten Sprint- oder Techniktests beruhen, setzt SCoRE auf spielnahe Szenarien. Dadurch werden die Anforderungen des Wettkampfs inklusive Zeit- sowie Gegnerinnendruck in temporeichen Spielsituationen abgebildet. Genau diese Bedingungen entscheiden über die Leistungsfähigkeit im Fußball, werden in bisherigen Verfahren aber kaum berücksichtigt.
SCoRE sei damit ein Innovationsschritt für die Talentdiagnostik, der wissenschaftliche Messqualität mit der Spielrealität auf dem Platz verbindet. SCoRE unterstützt Trainerinnen und Trainer dabei, eine realistische und differenzierte Talent- und Leistungsdiagnostik vorzunehmen.
Agilität spielt eine zentrale Rolle
Ein wichtiger Befund der Studie: Neben technischen und taktischen Fertigkeiten spielt auch die Agilität eine zentrale Rolle. Sie wurde in zusätzlichen Tests erfasst und steht in engem Zusammenhang mit den Ergebnissen der SCoRE-Diagnostik. Agilität ist die Fähigkeit, schnell auf wechselnde Spielsituationen zu reagieren und Richtungswechsel unter Gegnerdruck präzise auszuführen.
Insgesamt wurden in der Studie 920 Spielerinnen im Alter von 10 bis 16 Jahren untersucht. Damit steht erstmals ein Verfahren zur Verfügung, das auf die spezifischen Bedingungen im Mädchenfußball zugeschnitten ist und von Trainerinnen und Trainern im Alltag praxisnah eingesetzt werden kann.
„Während es im männlichen Nachwuchsfußball seit Jahren etablierte Diagnostiksysteme gibt, fehlte bislang ein vergleichbares Verfahren für Juniorinnen. Mit SCoRE schließen wir diese Lücke und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur gezielten Förderung von Mädchen im Leistungsfußball“, betont Studienleiter Professor Heinz Reinders.
App für Trainerinnen und Trainer
Auf Basis der Ergebnisse ist SCoRE der Pressemitteilung zufolge auch als kostenfreie Test-App in den üblichen App-Stores verfügbar. Trainerinnen und Trainer können damit die Leistungsdiagnostik im Vereinsalltag einsetzen und erhalten direkt umsetzbare Rückmeldungen zur Entwicklung ihrer Spielerinnen.
„Uns war wichtig, dass SCoRE nicht nur wissenschaftlich abgesichert ist, sondern ganz konkret den Alltag für Trainerinnen und Trainer erleichtert. Durch diesen Transfer gelingt es, Nachwuchstalente noch besser zu entdecken und ihre Talententwicklung differenziert zu begleiten“, so Co-Autor Professor Hoos.
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