In seinem Wohnort habe es einen Polizeieinsatz gegeben, schreibt ein Leser an die Redaktion. Ein Mitbürger habe sich das Leben genommen, das ganze Dorf spreche darüber. Nur in der Main-Post lese er dazu gar nichts, wundert sich der Mann. Er möchte wissen, warum.
Würzburg
….“Auswege aufzuzeigen indem etwa Geschichten von Menschen erzählt werden, die Suizidgedanken hatten und diese bewältigt haben.“…..Wenn die Medien da mal nicht einer Illusion anhängen und ihrem eigenen Placeboeffekt erliegen: vor kurzem erschien ein ganzseitiger Bericht in einer großen Zeitung über einen Bekannten von mir, der seine Suizidalität „bewältigt“ habe….das Problem: bereits vor 20 Jahren, vor 10 Jahren hatte er diese „bewältigt“ und demonstrierte „Stärke“, lobte die Therapien und Hilfen, sich selbst und seine Resilienz….„Bewältigt“ ist jedoch bei machen Auslösern, Vorbelastungen und Traumata schlicht überhaupt nichts. Und schon gar nicht spielen „psychische Erkrankungen“ immer die Rolle, wie uns die Medien und „Fachkundige“ gerne erzählen - um sich mit den gesellschaftlichen und sozialen Missständen nicht beschäftigen zu müssen, die zu Suiziden oder auch Gewalttaten Anlass geben?
Man sollte in der Berichterstattung generell Menschen nicht zum Objekt degradieren. Problematisch wird es, wenn die Medien suizidauslösende Faktoren verschweigen: bspw. die Tatsache, dass es immer wieder zu reaktiven Suiziden in der JVA kommt, nachdem Männer in „Untersuchungshaft“ kamen und dadurch komplett aus dem Leben gerissen wurden. Man weiß das, die Einrichtungen treffen Vorkehrungen, z.B. die „Lebendkontrolle“ am frühen Morgen, verhindern lässt es sich nicht. Oder die Suizide von Vätern, die nach einer Trennung komplett ausgegrenzt werden und die den Kontakt zu ihren Kindern verlieren, die Gerichte lange nichts hiergegen unternehmen. Berichtet wird jedoch, und das sehr exzessiv und meinungsstark, wenn verzweifelte Menschen nicht Suizid begehen sondern ihre Verzweiflung und Erleben auf andere Weise adressieren. Dann ist die Presse mit „Gewissheiten“ schnell zur Hand, berichtet zum Teil exzessiv, meinungsstark und ohne jede Rücksicht auf Folgen und Gefühle bei Betroffenen
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