Vollzeitbeschäftigte konnten sich 2024 in Deutschland über einen Anstieg des Gehalts freuen. Nach einer Analyse des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg der durchschnittliche Verdienst im Laufe des Jahres um 5,3 Prozent an. Wenn man die Inflation von 2,2 Prozent abzieht, bedeutet das einen Anstieg der Reallöhne um 3,1 Prozent. Demnach konnten Kaufkraftverluste, die in den vorherigen Jahren durch die hohe Inflation entstanden sind, zumindest zum Teil ausgeglichen werden. Der Durchschnittsverdienst lag 2024 laut den Zahlen von Destatis bei 62.235 Euro brutto im Jahr. Der Median-Bruttoverdienst bei 52.159 Euro. Doch ab welchem Gehalt gehört man aktuell zur sogenannten Oberschicht?
Wer gehört in Deutschland zur Oberschicht?
Die unterschiedlichen Schichten beim Einkommen sind nicht einfach zu bestimmen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bedient sich des Medians, um Mittelschicht und Oberschicht zu bestimmen. Das hat den Hintergrund, dass die Haushaltsgrößen maßgeblich für die Berechnung sind. Eine vierköpfige Familie sollte beispielsweise nicht das vierfache Einkommen eines Singlehaushalts, um der Mittelschicht zugeordnet zu werden, erklärt das IW. Immerhin bräuchten Kinder weniger Geld und in einem größeren Haushalt würden sich die Kosten nicht so extrem summieren. Beispielsweise wäscht nicht jedes Familienmitglied mit der eigenen Waschmaschine.
In der IW-Studie wurde herausgearbeitet, dass sich nur vier Prozent der Menschen in Deutschland zur Oberschicht zählen können. Das sei für Singles ab einem Netto-Einkommen von 5780 Euro der Fall. Für Familien liegt der Wert bei 12.140 Euro. Die Richtwerte der Mittel- und Oberschicht in der Übersicht:
- Mittelschicht: Haushaltsnettoeinkommen muss zwischen 80 und 150 Prozent des Medians liegen.
- Oberschicht: Haushaltsnettoeinkommen von 250 Prozent des Medians oder mehr.
Reich und Oberschicht - Einschätzungen sind häufig unzutreffend
Offenbar weicht die Wahrnehmung der Deutschen von diesem Modell der Schichten ab. Die Stadtsparkasse schreibt in einem Beitrag: „Laut Umfragen schätzen viele den Anteil sechsmal höher ein, als er tatsächlich ist.“ Auch das IW geht in ihrer Studie auf die Diskrepanz ein. Demnach würde der Anteil der einkommensreichen Menschen auf 25 Prozent geschätzt werden.
„Reich sind in der eigenen Wahrnehmung zumeist die anderen“, erklärt Studienautorin Judith Niehues das Phänomen. Die Leiterin der Forschungsgruppe Mikrodaten und Methodenentwicklung des IW glaubt: „Dass man als Paar ohne Kinder mit einem gemeinsamen Einkommen von über 8.670 Euro zu den einkommensreichsten vier Prozent der Bevölkerung zählt, überrascht viele.“
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