Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten
Rente
Icon Pfeil nach unten

Rente mit 70: In diesem Land wurde sie jetzt beschlossen – kommt sie auch in Deutschland?

Rente

Rente mit 70: In diesem Land wurde sie jetzt beschlossen – kommt sie auch in Deutschland?

    • |
    • |
    • |
    Ein EU-Land hat schon die Rente mit 70 eingeführt. Kommt das Modell auch nach Deutschland?
    Ein EU-Land hat schon die Rente mit 70 eingeführt. Kommt das Modell auch nach Deutschland? Foto: Louis-Photo, stock.adobe.com (Symbolbild)

    In Deutschland ist die Sache eigentlich klar geregelt: Wer 1964 oder später geboren wurde, darf erst mit 67 Jahren regulär und abschlagsfrei in Rente gehen. Früher geht das nur mit Abzügen – es sei denn, man hat 45 Beitragsjahre vorzuweisen. Dann ist ein Rentenbeginn ab 63 bis spätestens 65 Jahren möglich, abhängig vom Geburtsjahr. Eine gesetzliche Rente mit 70 ist bislang kein Thema – doch die Diskussion darüber nimmt Fahrt auf, insbesondere da ein EU-Land den Renteneintritt jetzt spürbar nach oben geschraubt hat. Ein Modell, das auch bald in Deutschland Einzug halten könnte?

    Dieses EU-Land macht Ernst – Rente erst mit 70 Jahren

    Was in Deutschland noch kaum vorstellbar ist, wird in Dänemark zur Realität: Wer ab dem 1. Januar 1971 geboren wurde, soll künftig erst mit 70 Jahren regulär in Rente gehen dürfen. Ein entsprechendes Gesetz passierte das Parlament in Kopenhagen Ende Mai 2025 mit deutlicher Mehrheit – 81 Abgeordnete stimmten dafür, 21 dagegen. Damit hebt das Land das Renteneintrittsalter auf den höchsten Stand in Europa, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) verlauten lässt.

    Schon jetzt liegt das Rentenalter in Dänemark bei 67 Jahren. In den kommenden Jahren wird es nach der neuen Regelung weiter ansteigen: 2030 auf 68 Jahre, 2035 auf 69 – und schließlich 2040 auf 70 Jahre. Die Reform ist Teil der sogenannten „Wohlfahrtsregelung“, einem politischen Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2006, wie die in Dänemark beheimatete Zeitung Der Nordschleswiger erklärt. Seither wird das Rentenalter alle fünf Jahre überprüft und der Lebenserwartung angepasst.

    Mit der Entscheidung für die „Rente mit 70“ kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an, dass nach 2040 keine weitere automatische Erhöhung mehr erfolgen solle. „Wir glauben nicht, dass das Renteneintrittsalter weiter automatisch angehoben werden sollte“, sagte sie der Zeitung Berlingske. Dennoch bleibt derzeit unklar, wie es für jüngere Jahrgänge in Dänemark weitergehen soll: Für heute 29-Jährige steht bereits ein Rentenalter von 74 Jahren im Raum.

    Begleitet wurde die Entscheidung von massiven Protesten. Vor dem dänischen Parlament versammelten sich am Tag der Abstimmung Gewerkschaften aus dem ganzen Land. Jesper Ettrup Rasmussen vom dänischen Gewerkschaftsbund kritisierte, dass gerade Menschen mit körperlich belastenden Berufen von der Reform besonders hart getroffen würden, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Zwar existiert mit der „Arne-Rente“ eine Möglichkeit des früheren Renteneintritts, doch diese greift nur bei gesundheitlichen Einschränkungen und nach über 40 Jahren Erwerbsleben.

    Rente in Deutschland – Kommt der spätere Renteneintritt auch bei uns?

    Gerade in der Wissenschaft wird schon länger über eine weitergehende Erhöhung des Rentenalters auch für Deutschland diskutiert. Ökonomin Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, forderte laut der Tagesschau schon 2023 eine automatische Kopplung an die Lebenserwartung – etwa im Verhältnis von 2:1: Wenn die Lebenserwartung um ein Jahr steigt, solle das Rentenalter um acht Monate angehoben werden. Auch Martin Werding, ebenfalls Wirtschaftsweiser, hält die politische Weigerung, in dieser Hinsicht tätig zu werden, für gefährlich: „Man wird die Menschen zwangsläufig irgendwann enttäuschen müssen“, warnte er gegenüber der Funke-Mediengruppe im Februar 2024. Derzeit gehe man von einem Rentenalter mit 70 erst gegen Ende des Jahrhunderts aus – aber auch das sei eine Perspektive, auf die man sich heute vorbereiten müsse. Das Rentenalter samt Rentenniveau zu halten, scheint unmöglich.

    Fachleute und Sozialverbände betonen hingegen, dass eine pauschale Anhebung des Rentenalters soziale Ungleichheiten verschärfen würde. Laut Daten der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) variiert die Lebenserwartung je nach sozialem Status deutlich: Männer mit niedrigem Einkommen leben im Schnitt 7,4 Jahre kürzer als jene in der höchsten Einkommensgruppe. Bei Frauen beträgt die Differenz 6,3 Jahre. Eine „Rente mit 70“ würde daher viele Menschen nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich überfordern.

    Im Koalitionsvertrag der regierenden Parteien findet sich kein klarer Plan für die Zukunft der Altersvorsorge. Zwar verspricht das neue Bündnis aus CDU, CSU und SPD, das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent gesetzlich abzusichern, doch darüber hinaus bleibt vieles vage. Eine konkrete Rentenreform ist in dem Papier nicht zu finden. Strukturelle Reformen, wie sie etwa Ökonomen oder Wirtschaftsweise fordern, sind im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen, fasst tagesschau.de zusammen.

    CDU und CSU haben sich im Kern mit dem Festhalten an „bewährten Strukturen“ durchgesetzt – auch wenn die Finanzierungslücken im Rentensystem absehbar sind. Die politisch Verantwortlichen vertrauen auf die hohe Erwerbstätigkeit und wirtschaftliche Impulse – dabei mahnen Experten, dass sich die Demografie nicht wegwachsen lässt.

    Rente mit 70 – In bestimmter Form ein Modell für Deutschland

    Andere europäische Länder gehen schon jetzt weiter als Deutschland – allerdings oft differenzierter als Dänemark. In den Niederlanden etwa steigt das Rentenalter im Verhältnis: Auf drei Jahre mehr bei der Lebenserwartung kommen zwei Jahre mehr Erwerbsleben. Auch Schweden und Finnland haben entsprechende Modelle eingeführt, heißt es auf dem Portal der Deutschen Rentenversicherung ihre.vorsorge.de.

    Forschende wie der von der bpb zitierte Wirtschaftswissenschaftler Axel Börsch-Supan und die Wirtschaftsweisen schlagen eine dynamische Altersgrenze für Deutschland vor: Das Renteneintrittsalter soll steigen, aber nur teilweise automatisch, und mit klaren Ausnahmen für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder schweren Berufen. Schon heute zeigt sich, dass körperlich fordernde Berufe häufig nicht bis 67 durchzuhalten sind. Die Idee: Menschen, die früh ins Erwerbsleben einsteigen oder in belastenden Berufen arbeiten, sollten früher in Rente gehen können, ohne finanzielle Nachteile. Auch das ifo-Institut empfiehlt eine stärkere Kopplung an demografische Entwicklungen, um das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentenempfängern stabil zu halten.

    Fest steht: Dänemark hat mit der Rente mit 70 ein starkes Signal gesetzt – nicht nur für Europa, sondern auch für die Rentendebatte in Deutschland. Die demografischen Fakten des Ruhestands sind auch hierzulande eindeutig – und der Reformdruck wächst mit jedem Jahr. Ob Deutschland den Weg einer automatischen Kopplung geht, andere Modelle entwickelt oder soziale Staffelungen einführt: Die nächsten Jahre dürften entscheidend werden. Denn auch wenn die Rente mit 70 hierzulande politisch noch undenkbar ist, könnte das dänische Vorbild schon bald als Blaupause dienen.

    Übrigens: Deutschland blickt hinsichtlich der Rente nicht zum ersten Mal ins Ausland. So wurde auch schon diskutiert, ob man Beamte endlich in die Rentenkasse einzahlen lassen solle - wie in Österreich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden