Schon im vergangenen Jahr wurde viel gemunkelt, bis Netflix seine Androhung, stärker gegen Account-Sharing vorgehen zu wollen, im Februar dieses Jahres schließlich wahr machte. Als Erstes traf es die Netflix-Nutzer in Kanada, Neuseeland, Portugal und Spanien, die nun schon länger für für "Unterkonten" bezahlen müssen. Wie das Wallstreet Journal kürzlich berichtete, will Netflix seine Bemühungen noch in diesem Quartal, also bis Ende Juni 2023, weiter ausweiten.
Am Dienstag dann die Info: Auch Netflix-Nutzer in Deutschland müssen künftig zahlen. Was Sie über das Account-Sharing wissen müssen und ob kostenpflichtige Unterkonten bald auch hierzulande an der Tagesordnung sind, lesen Sie im folgenden Artikel.
Übrigens: Die größten Streaming-Trends für das Jahr 2023 sind bereits bekannt.
Account-Sharing in Deutschland: Diese Kosten werden Netflix-Nutzern entstehen
Für Netflix-Nutzer in Deutschland, die einen Account über einen Haushalt hinaus teilen, wird es ernst. Der Streaming-Riese hat seine Kunden am Dienstag darauf hingewiesen, dass er dafür bald zusätzliches Geld verlangen wird. Für eine Person, die nicht mit dem zahlenden Account-Inhaber unter einem Dach wohnt, sollen 4,99 Euro im Monat fällig werden. Netflix erhofft sich davon höhere Einnahmen.
Laut Netflix sollen Nutzer aus einem Haushalt auf den gemeinsamen Account weiter problemlos unterwegs oder auf Reisen zugreifen können, berichtet die dpa. Als einen "Netflix-Haushalt" bezeichnet der Dienst eine Ansammlung von Geräten, die dort ins Internet gehen, wo man sich meist Netflix ansehe. Wird über ein TV-Gerät geschaut, ordnet Netflix alle Geräte an derselben Internet-Verbindung automatisch einem Haushalt zu. Der gemeinsame Internet-Anschluss scheint damit ein zentrales Merkmal zu sein. Netflix erfasse IP-Adressen, aber kein GPS-Daten, hieß es.
Wie schnell Netflix nun durchgreifen wird, blieb zunächst offen. Entdeckte Nutzer mit einem fremden Account sollen zunächst gewarnt werden, dass ihr Zugang bald gesperrt wird.
Im 17,99 Euro teuren Premium-Account können Kunden für bis zu zwei "Extra-Mitglieder" bezahlen. Im Standard-Account, der 12,99 Euro im Monat kostet, ist nur ein zusätzlicher Platz vorgesehen. Beim Basis-Account für 7,99 Euro geht das gar nicht. Mit 4,99 Euro ist eine Erweiterung in Deutschland genauso teuer wie das günstigste Netflix-Abo, bei dem der Dienst mit Werbeanzeigen genutzt werden kann. Ein weiteres Detail: Der Zusatz-Account kann nur im Land des zahlenden Account-Nutzers aktiviert werden.
Netflix Account Sharing: Ab wann ist es ein Problem?
Account-Sharing bedeutet, dass man seinen Benutzer-Account für einen Online-Dienst, ein Spiel oder einen Streamingdienst mit jemand anderem teilt und dieser die Funktionen in gleichem Maße nutzen kann, wie der Hauptnutzer selbst. Im Fall von Netflix geschieht das, indem ein Nutzer ganz offiziell für ein Abo zahlt, dann sein Passwort aber an Familienmitglieder oder Freunde weitergibt, damit diese sich ebenfalls in den Account einloggen und Serien oder Filme auf Netflix streamen können.
Manchmal zahlen die "Trittbrettfahrer" einen kleinen Obolus an den Hauptnutzer, häufig genießen sie aber kostenlos das umfangreiche Streamingangebot. Netflix geht davon aus, dass weltweit etwa 100 Millionen Haushalte als eine Art Trittbrettfahrer auf Accounts von Familienmitgliedern oder Freunden unterwegs sind. Dies ist dem Unternehmen ein Dorn im Auge, denn all diese Menschen nutzen zwar das Angebot des Streamingdienstes, sind aber keine zahlenden Kunden.
Das Account-Sharing zu unterbinden wird Analysten zufolge zwar dazu führen, dass einige Kunden Netflix verlassen. Sie rechnen dennoch mit einer Rückkehr dieser Nutzer. Netflix könne durch das Vorgehen mehr als zehn Millionen neue Abonnenten dazugewinnen, wenn es Nutzer in zahlende Kunde umwandele, schreibt tagesschau.de und bezieht sich auf den Analyst Barton Crockett von Rosenblatt Securities.