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Natur: Giftige Ölkäfer breiten sich weiter in Deutschland aus

Natur

Giftige Ölkäfer breiten sich weiter in Deutschland aus

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    Der Schwarzblaue Ölkäfer ist interessant zu beobachten, anfassen sollte man das giftige Insekt aber auf keinen Fall.
    Der Schwarzblaue Ölkäfer ist interessant zu beobachten, anfassen sollte man das giftige Insekt aber auf keinen Fall. Foto: Frank Hammerschmidt, dpa (Archiv)

    Groß ist er nicht, aber giftig: Der Schwarzblaue Ölkäfer sondert ein Sekret ab, das Cantharidin enthält. Ein Reizgift, das in hoher Dosis sogar tödlich wirken kann und den Ölkäfer damit zu den giftigsten Tieren macht, die es in Deutschland gibt.

    Giftige Ölkäfer: So erkennen Sie die Tiere

    Schwarzblaue Ölkäfer haben einen kleinen, ovalen Kopf und einen langen Hinterleib. Ihr Körper glänzt in der Sonne: in schwarzblauen bis violetten Farbtönen.

    Laut dem Deutschen Entomologische Institut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (kurz: SDEI) können die männlichen Ölkäfer bis zu zehn Millimeter groß werden. Die Weibchen erreichen sogar eine Körperlänge von bis zu 35 Millimeter. Denn ihr Hinterleib schwillt mit der Entwicklung der Eier stark an. Damit, schreibt das SDEI, sind die weiblichen Ölkäfer „durchaus Schwergewichte im Käferreich“.

    An diesen Orten kommen Schwarzblaue Ölkäfer vor

    Laut dem Naturschutzbund Deutschland (kurz NABU) leben Schwarzblaue Ölkäfer an „sandigen und offenen Stellen mit zahlreichen Bienennestern.“ Dazu zählen etwa:

    • Landwirtschaftlich genutzte Flächen
    • Heiden
    • Trockenrasen
    • und Streuobstwiesen

    Doch auch in den Dünen und Stränden der Nord- und Ostsee breiten sich die Schwarzblauen Ölkäfer aus.

    Der Hochsaison für Schwarzblaue Ölkäfer ist im Mai. Wenn man eines der giftigen Insekten entdeckt, sollte man es auf keinen Fall berühren. Die Deutsche Wildtier Stiftung warnt: „Nur gucken, nicht anfassen!“

    Eines der giftigsten Tiere Deutschlands: der Schwarzblaue Ölkäfer

    In Mitteleuropa gibt es laut dem SDEI 20 Arten aus der Familie der Ölkäfer. Die häufigste Art unter ihnen ist der Schwarzblaue Ölkäfer.

    So wie alle Ölkäfer produziert auch der  Schwarzblaue Ölkäfer das Reizgift Cantharidin, um sich gegen Fressfeinde wie Ameisen zu verteidigen. Für „Warmblüter“, schreibt das SDEI, ist Cantharidin ein „hochgradig wirksames Gift.“

    Bei Hautkontakt kann Cantharidin zu Entzündungen führen, zu Quaddeln, Blasen und Gewebeschädigungen.

    Wer aus Versehen einen Ölkäfer verschluckt, sollte so schnell wie möglich den Giftnotruf kontaktieren. Die Cantharidin-Dosis eines einzigen Ölkäfers reicht aus, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Laut dem Gemeinsamen Giftinformationszentrum (kurz GGIZ) kann es unter anderem zu Magen-Darm-Beschwerden kommen, zu Nierenschädigungen oder sogar zu Nierenversagen. Auch Kreislaufstörungen bis Herz-Kreislauf-Versagen sind möglich.

    Was man tun sollte, wenn man den Käfer berührt hat

    Bei Haut und Augenkontakt mit einem Schwarzblauen Ölkäfer sollte man laut dem GGIZ die betreffenden Stellen umgehend mit Wasser spülen.

    Wenn man sich unsicher ist, wie gefährlich der Kontakt mit dem Ölkäfer war, kann man auch bei einem Giftinformationszentrum anrufen. Auf der Website des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit findet man eine Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

    Bei auffälligen Symptomen wie Kreislauf- oder Bewusstseinsstörungen sollte man sich damit allerdings nicht aufhalten und sofort den Rettungsdienst (Notruf: 112) verständigen.

    Ölkäfer: Cantharidin als Gift- und Heilmittel

    Das Gift von Ölkäfern galt allerdings lange als Heil- und Potenzmittel. Wann „der Mensch die besondere Wirkung des Cantharidins entdeckt hat, ist nicht genau bekannt“, schreibt das SDEI. Aber schon im Papyrus Ebers (um 1550 v. Chr.) wird ein Ölkäfer-Pflaster beschrieben.

    In der griechischen Antike hat man Cantharidin auch zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt. Doch gleichzeitig hat man Cantharidin auch für Hinrichtungen verwendet. Laut dem SDEI sind sogar bis in die Neuzeit Giftmorde mit Cantharidin belegt.

    Außerdem, schreibt das SDEI, gehörten Ölkäfer in Honig lange zu „den bekanntesten Liebestränken.“ Bei falscher Dosierung führte der Ölkäfer-Honig-Trunk allerdings oft zu Kopfschmerzen, Atemnot, Koma oder sogar zum Tod.

    2020 wurde der Schwarzblaue Ölkäfer zum Insekt des Jahres gekürt. Der SDEI-Direktor Prof. Dr. Thomas Schmitt hat die Wahl damals auch mit der langen Kulturgeschichte des Ölkäfers begründet: „Dieser schwarz-blau glänzende Sechsbeiner ist seit 4000 Jahren Bestandteil unserer Kultur. Das Reizgift Cantharidin im Körper der Käfer wurde gegen eine Fülle von Krankheiten verwendet“.

    Die vielen Namen des Ölkäfers

    In Deutschland gibt es viele Namen für den Ölkäfer. Man nennt die Insekten auch:

    • Maiwurm
    • Pflasterkäfer
    • und Schmalzkäfer

    „Der Name ‚Maiwurm‘“, schreibt das SDEI, „bezieht sich auf das vorwiegende Auftreten der Tiere im Mai sowie auf den wurmförmigen Habitus der Weibchen.“ Der Name „Ölkäfer“ weist hingegen auf das cantharidinhaltige Sekret hin, dass die Insekten absondern.

    „Pflasterkäfer“, schreibt das SDEI, nennt man die Insekten, weil man aus ihnen lange „blasenziehenden Pflastern (Zugpflaster)“ hergestellt hat. Und „der Name ‚Schmalzkäfer‘ rührt daher, dass man bei der Herstellung der Zugpflastersalben früher Schmalz als Salbengrundlage“ verwendet hat.

    So vermehrt sich der Schwarzblaue Ölkäfer

    Im Mai sind die weiblichen Ölkäfer schwanger. Die Deutsche Wildtier Stiftung schreibt: „Mehrmals legt das Weibchen in nur wenigen Wochen ihre Eier in bis zu fünf Zentimetern Tiefe im Erdboden ab.“ Wenn die gelb-rötlich gefärbten Larven schlüpfen, „krabbeln sie an die Oberfläche und klettern auf Blüten“. Dort finden sie sich „in Klumpen an Halmen zusammen“ und bilden sogenannte „Scheinblüten“.

    Wenn andere Insekten auf den vermeintlichen Blüten landen, werden sie von den Larven umklammert. „Aber nur“, schreibt die Deutsche Wildtier Stiftung, wenn die Larven dabei „den Pelz einer Wildbiene, ihrem Wirtstier, erwischen, können sie sich weiterentwickeln.“

    Die Wildbienen transportieren die Larven in ihren Nester. Dort fressen die Larven die Eier und Pollenvorräte der Wildbienen auf. „Anschließend verlassen die Larven das Wildbienennest und wandern ab in den Boden, wo sie sich verpuppen und überwintern.“

    Doch: Wenn die Larven nicht in ein Wildbienen-, sondern in ein Honigbienennest gelangen, sterben sie. Ihr Lebenszyklus gilt deswegen als störanfällig. Auch, weil es immer weniger Wildbienen in Deutschland gibt. Die Larven haben zu wenig Wirte. Deswegen steht der Schwarzblaue Ölkäfer auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

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