Besonders bei der Begrüßung kommt es oft vor, dass stürmische Hunde ihre Besitzer anspringen. Meist ist das nicht weiter schlimm und hat allenfalls eine dreckige Hose zur Folge. Bei kleinen Kindern oder älteren, schwachen Menschen kann das allerdings auch zu Verletzungen führen, so die Hundetrainerin Conny Sporrer aus der Martin Rütter Hundeschule. Wie lässt sich das Verhalten abgewöhnen?
Was bedeutet es, wenn Ihr Hund Menschen anspringt?
Laut Conny Sporrer unterscheidet man vor allem zwei Gründe, warum der Hund einen Menschen anspringt.
- zur Begrüßung und Beschwichtigung
- als respektlose Maßregelung
Ersteres geht auf das Erbetteln von Futter zurück: Der Wolfswelpe leckt die Mundwinkel des erwachsenen Tieres und erhofft sich dadurch, dass dieses Nahrung hervorwürgt. Das Verhalten ist somit ein alter Instinkt, der bei unseren Haushunden nicht mehr funktional ist. Ihr Vierbeiner versucht Ihre Mundwinkel zu erreichen, indem er an Ihnen hochspringt oder klettert. Auch angelegte Ohren, Lecken und ein eingezogener, wedelnder Schwanz wird oft mit dem beschwichtigenden Verhalten kombiniert, erklärt Conny Sporrer.
Anspringen als respektlose Maßregelung
Mit maßregelndem Anspringen versucht der Hund hingegen den Menschen zu korrigieren. Springt der Vierbeiner zum Beispiel zur Begrüßung an Herrchen oder Frauchen hoch, ist das meist keine überschwängliche Freude, sondern eine Beschwerde, dass er allein gelassen wurde, gibt die Hundetrainerin zu bedenken. Auch wenn der Hund an der Leine nicht akzeptiert, die Kontrolle und Verantwortung an seinen Besitzer oder seine Besitzerin abzugeben, kann er solches Verhalten zeigen.
Was tun, wenn Ihr Hund Sie anspringt?
Je nach Alter und Charakter gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, um dem Hund das Anspringen abzugewöhnen. Hundetrainer und -trainerinnen der Martin Rütter Hundeschule und der Onlineplattform DogsTV führen folgende Maßnahmen an:
- Ignorieren ist vor allem bei Welpen einen Versuch wert
- Geben Sie dem Hund keinen Raum, indem Sie sich auf ihn zubewegen
- unterbrechen Sie die Handlung durch ein alternatives Kommando wie "Sitz" oder ein Leckerli, das Sie auf den Boden werfen
- halten Sie die Vorderbeine fest
Im Folgenden werden die Tipps weiter ausgeführt.
Tipp 1, um dem Hund das Anspringen abzugewöhnen: Ignorieren
Damit man bereits früh verhindert, dass dieses ungewünschte Verhalten gezeigt wird, sollten Welpen ignoriert werden, wenn sie ihre Besitzer anspringen, rät die Verhaltenstrainerin Melanie Lippisch. Geht man auf sie ein, lernen sie, dass es sich lohnt und werden es immer wieder tun. Wichtig ist laut Conny Sporrer jedoch, sich dabei nicht wegzudrehen. Das Abwenden des Körpers stellt aus der Hundeperspektive eine beschwichtigende Geste dar. Man würde sich dem Hund somit unterordnen.
Tipp 2, um dem Hund das Anspringen abzugewöhnen: Distanz einfordern
Funktioniert das Ignorieren nicht, empfiehlt die Trainerin, sich dem Hund entgegenzubewegen, wenn er versucht, hochzuspringen. So wird dem Hund die gewünschte Distanz gezeigt und er wird von seinem Vorhaben abgebracht. Wichtig dabei ist das richtige Timing. Gewalt sollte jedoch vermieden werden, ebenso wie das Treten mit dem Knie. Stattdessen kann auch ein drohender Blick eingesetzt werden, wenn der Hund zum Sprung ansetzt.
Tipp 3, um dem Hund das Anspringen abzugewöhnen: Handlung unterbrechen
Ein alternatives Kommando, das dem Anspringen entgegenwirkt, kann das unerwünschte Verhalten des Hundes unterbinden. Laut der Hundetrainerin Andrea Buisman von der Martin Rütter Hundeschule eignet sich hierfür beispielsweise das Signal "Sitz". Zu Beginn sollte dieses in einer entspannten Atmosphäre trainiert werden, dann mit Ablenkung, und schließlich kann es auch eingesetzt werden, wenn der Hund anspringen möchte.
Falls Sie lieber mit Futter trainieren, können Sie auch damit das Verhalten unterbrechen, empfiehlt Melanie Lippisch. Werfen Sie dafür einige Leckerbissen auf den Boden, wenn die Gefahr besteht, dass der Hund Sie anspringt, zum Beispiel wenn Sie nach Hause kommen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Futter in der Hand zu halten. Der Arm sollte dabei möglichst tief und lang ausgestreckt sein, um den Hund nicht zusätzlich zum Anspringen zu animieren.
Tipp 4, um dem Hund das Anspringen abzugewöhnen: Vorderpfoten halten
Eine andere Methode, um das Anspringen dem Hund abzutrainieren, ist das Festhalten der Vorderpfoten. Die Vierbeiner finden es unangenehm auf zwei Beinen zu stehen, wodurch so meist schnelle Erfolge erzielt werden. Melanie Lippisch von DogsTV erklärt das Vorgehen wie folgt: Springt der Hund Sie an, halten Sie seine Pfoten fest. Wenn er versucht diese aus der Hand zu ziehen, warten Sie noch ein bis zwei Sekunden, bis Sie loslassen. Wiederholen Sie dieses Vorgehen so oft wie nötig, aber immer mit Ruhe und ohne mit dem Hund zu sprechen. Daniel Joeres von der Doguniversity geht noch ein Stück weiter und lässt den Hund zudem ein paar Schritte rückwärts laufen.
Was tun, wenn Ihr Hund Besuch oder Fremde anspringt?
Springt der Hund nicht Sie, sondern Fremde oder Besuch an, kann man nicht erwarten, dass diese Menschen sich richtig verhalten. Hier liegt die Verantwortung bei den Hundehaltern. Conny Sporrer betont, wie wichtig es ist, eine gute Impulskontrolle und ein alternatives Verhalten wie "Sitz" oder "Platz" zu trainieren - zunächst ohne Ablenkung und dann mit zunehmenden Reizen. Belohnen Sie Ihren Hund mit Leckerli, wenn er geduldig wartet und dem alten Verhalten widersteht, und geben ihm anschließend das Kommando "Bleib", rät die Hundetrainerin. Zögert man es zu lange hinaus, wächst der innere Druck und die Neugierde möglicherweise so weit, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann.
Beachten Sie auch diese Tipps von Hundetrainerin Dana Thimel:
- das richtige Timing ist entscheidend, um das Anspringen direkt zu unterbinden und abzubrechen
- Konsequenz ist wichtig, da sich der Hund durch das Anspringen selbst belohnt
- im Kontakt mit anderen Menschen sollte die Aufmerksamkeit immer beim Hund sein
- Wegsperren ist keine Lösung, da der Hund es somit nicht lernen wird
Anspringen beim Hund im Spiel
Der Umgang mit dem Anspringen während des Spiels ist ein viel diskutiertes Thema. Daniel Joeres sieht das Spiel als geschützten Raum, wo auch das erlaubt ist, da Hunde untereinander sich ebenfalls so verhalten. Dagegen rät Melanie Lippisch, dass bei forderndem Verhalten wie Bellen oder Anspringen das Spiel sofort beendet werden sollte.
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