Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

Mainbernheim: Gott lässt uns auf unserem Kreuzweg nicht allein

Mainbernheim

Gott lässt uns auf unserem Kreuzweg nicht allein

    • |
    • |
    • |
    Pfarrer Paul Häberlein.
    Pfarrer Paul Häberlein. Foto: Hanspeter Kern

    Da steht ein Kreuz am Straßenrand, ein hölzernes Kreuz. Gerade jetzt in der Urlaubszeit fahren viele Autos an diesem Kreuz vorbei. Manche sehen es, erschrecken vielleicht – schon wieder so ein Kreuz am Straßenrand. Andere sind in Eile, nehmen es nicht einmal wahr.

    Heute liegen Blumen an diesem Kreuz. Wer sie wohl hingelegt haben mag? Und warum? Welche Geschichte sich wohl hinter diesem Kreuz aus Holz verbirgt? Die Schrift ist kaum noch zu lesen. Ein Name und zwei Jahreszahlen. An der Stelle, an der sich die Balken kreuzen, ist ein Bild, ein Foto in Plastikfolie eingeschweißt. Man kann es kaum noch erkennen.

    Ein junger Mann starb an dieser Kreuzung. Ein Leben ging zu Ende, das doch gerade erst begonnen hatte. Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume zerbrachen in den Trümmern aus kaltem Blech. Einmal die Vorfahrt nicht beachtet. Kreischende Bremsen, quietschende Reifen, zerbrochenes Glas, Metall, das sich ineinander verkeilt.

    Notarzt und Rettungshubschrauber waren gleich zur Stelle. Die Straße wurde gesperrt. Und doch kam jede Hilfe zu spät. Dann stand am nächsten Tag eine kurze Notiz mit Bild in der Zeitung. Überschrift: Tödlicher Verkehrsunfall. Die Freunde ließen einen Nachruf veröffentlichen, unter dem viele Namen standen. In der Todesanzeige stand schwarz auf weiß, was doch so unbegreiflich war.

    Wieder ein paar Tage später hatte die Menschenmenge in der Friedhofskapelle kaum Platz. Unzählige Tränen wurden geweint, stummer Schmerz und fassungslose Gesichter. Eiskalter Novembernebel und das Klagen der Mutter, dieses tausendfache „Warum“, dieses sinnlose Leid – so unfassbar.

    So standen sie auch vor 2000 Jahren an seinem Kreuz. Maria, die Mutter, der es fast das Herz zerrissen hat. Und auch Jesus schrie am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott – warum?“

    So ist sein Kreuz auch Zeichen für das viele sinnlose Leid in dieser Welt. Gleichzeitig erzählt es dann aber auch von dem Gott, der uns dennoch so nahe ist. Gerade im Leid und an den dunkelsten Tagen unseres Lebens. Er sieht unsere Tränen und hört unsere Klagen. Er fühlt unsere Schmerzen und kennt unser Leid. Er lässt uns auf unseren Kreuzwegen nicht allein.

    Julie von Hausmann sagt das einmal so: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht; so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.“ Denn auch in Zeiten der Not und in der Verzweiflung sind wir von Gott umgeben und getragen. Trotz alledem.

    Der Autor: Paul Häberlein ist Pfarrer in Mainbernheim und Dekanatsjugendpfarrer im Dekanat Kitzingen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden