Die traditionelle jährliche Exkursion des Arbeitskreises „Stolpersteine – Erinnern und Gedenken“ im Verein Alt Prichsenstadt e. V. führte diesmal nach Mühlhausen in Mittelfranken. Dort wurde die fast 20-köpfige Gruppe am Kirchplatz von Frau Dr. Kristina Fleischmann, Altertumswissenschaftlerin und gleichzeitig 3. Vorsitzende des Vereins „Forum Alte Synagoge Mühlhausen e. V.“, empfangen. Nach einer kurzen Besichtigung der evangelischen Dorfkirche St. Kilian und Maria erläuterte Frau Fleischmann zunächst das außergewöhnliche Denkmal für die Opfer der Kriege und des Nationalsozialismus auf dem Vorplatz der Kirche: auf einem übermannshohen Granitquader sind auf der einen Seite die Namen der Gefallenen des 1. Weltkriegs verewigt, auf der anderen die des 2. Weltkrieges – und auf dem ausgeschnittenen Mittelteil, welches gleich daneben platziert wurde, die Namen der 21 jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Mühlhausen. Die 1755/56 errichtete barocke Synagoge - eine der ältesten und besterhaltenen ihrer Art in ganz Bayern - unweit des Schlosses der Freiherrn von Egloffstein war die zweite Station. Sie überstand die Nazizeit zwar äußerlich unbeschädigt, wurde aber im Inneren beim Novemberpogrom 1938 völlig verwüstet und kam später in „arischen“ Besitz. Nach diversen baulichen Veränderungen diente sie verschiedenen Zwecken und wurde zuletzt als Lagerhalle genutzt. Ein 2018 gegründeter Verein setzt sich für den Erhalt, für eine „demütige“ Restaurierung und eine würdige Verwendung des Synagogengebäudes ein – eine große organisatorische, zeitliche und auch finanzielle Herausforderung. Nach einer intensiven Besichtigung und ausführlichen Erläuterungen führte schließlich ein Spaziergang zum Jüdischen Friedhof, der am Ortsrand der Marktgemeinde Mühlhausen liegt und 1736 eingerichtet wurde. 1738 fand die erste Bestattung statt, 1938 die letzte. Das Tahara-Haus für die rituelle Leichenwaschungen ist erhalten geblieben, ebenso die meisten Grabsteine – die Spuren des Vandalismus während der Nazi-Zeit sind jedoch unübersehbar. Die Exkursion endete traditionell mit einem gemeinsamen Abendessen, wobei ausgiebig Gelegenheit zum besseren Kennenlernen und Gedankenaustausch bestand.
Prichsenstadt
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