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ALTENKUNSTADT: 50 Jahre Pfadfinder in Altenkunstadt: Die mit dem Helfer-Gen

ALTENKUNSTADT

50 Jahre Pfadfinder in Altenkunstadt: Die mit dem Helfer-Gen

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    Lagerfeuerromantik beim Zeltlager 1974 im Kleinziegenfelder Tal unterhalb der Klinge mit Albin Muff (li.), Rolf Gnatzy,(3. v. li.) und Wilfried Wagner (re.). Fotos: Rolf Gnatzy
    Lagerfeuerromantik beim Zeltlager 1974 im Kleinziegenfelder Tal unterhalb der Klinge mit Albin Muff (li.), Rolf Gnatzy,(3. v. li.) und Wilfried Wagner (re.). Fotos: Rolf Gnatzy

    Heuer besteht der Pfadfinderstamm St. Kilian in Altenkunstadt seit 50-Jahren. Das Jubiläum wurde mit einem Festgottesdienst und einer Feier begangen, wie berichtet. Grund genug, einmal nachzufragen: Wie kam es dazu, und was machen die Pfadfinder eigentlich alles.

    Das Jahr 1974 hatte es in sich: US-Präsident Nixon stolperte über Watergate, Kanzler Willy Brandt trat wegen der Guillaume-Affäre zurück, Abba starteten in Brighton mit „Waterloo“ ihre Weltkarriere und die deutsche Nationalmannschaft wurde im eigenen Land – ja, das gab`s wirklich mal – Fußballweltmeister.

    Beginn im Kleinziegenfelder Tal

    Auch für einige Altenkunstadter Burschen ist bis heute 1974 das besondere Jahr: Rolf Gnatzy, Jochen Kremer, Albin Muff, Wilfried Wagner und ein paar Freunde trafen sich zum Zelten im Kleinziegenfelder Tal. Doch sie wollten mehr, als nur in schöner Natur zu campen. Und so entschlossen sie sich kurzerhand, einen Pfadfinderstamm zu gründen. Denn das Aufgabenspektrum der in den vier in Deutschland arbeitenden Verbänden organisierten Pfadfinder ist vielfältig.

    Busunfall am Ende der Irland-Fahrt am 28. August 1990 in der Nähe von London.
    Busunfall am Ende der Irland-Fahrt am 28. August 1990 in der Nähe von London. Foto: Rolf Gnatzy

    Dabei war der Anfang für die Altenkunstadter gar nicht so einfach: Um einen Pfadfinderstamm aufzubauen und zu leiten, schreiben die Statuten ein Mindestalter von 18 Jahren vor, und die Vier waren gerade mal 14 oder 15. Doch weil sie so engagiert für ihre Sache eintraten, erlaubte ihnen der Dachverband die Gründung. So entstand vor 50 Jahren der Stamm Sankt Kilian Altenkunstadt als Mitglied der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). „Schuld war wohl unser Helfer-Gen“, sagen Albin, Rolf und Jochen heute noch. Und da war die Pfadfinderei genau das Richtige.

    Schon vor Jahrzehnten modern

    Denn anders als man als Outsider meinen könnte, geht es dabei nicht nur um gesellige Stunden in freier Natur mit der Klampfe am Lagerfeuer: Pfadfinderstämme haben durchaus einen kirchlichen Bezug. Immerhin stellen sie noch heute den zahlenmäßig größten katholischen Jugendverband in Deutschland. Und da stehen kirchliches und soziales Engagement, aber auch die Begegnungen mit anderen Kulturen ganz oben auf dem Programm, erklärt Rolf Gnatzy: „Wenn wir als Leiter mit unseren Kindern und Jugendlichen nach unserer 'Projektmethode' arbeiten, dann funktioniert das geradezu basisdemokratisch: Alle nehmen am Entscheidungsprozess teil und tragen diesen. So lernen schon die Kleinen von der Pike auf, was demokratische Verantwortung heißt, und erfahren, dass man oft über Monate hinweg an einem Projekt arbeiten muss, bis es mit Erfolg gekrönt ist.“ So wurden in Altenkunstadt Seifenkisten gebaut und Rennen veranstaltet, Städtereisen organisiert, Freizeiten voll Sport und Spielen veranstaltet.

    Ganz modern klingt ein soziales Engagement, das die Pfadfinder von jeher betreiben, das aber erst seit einigen Jahren unter dem modernen Begriff „Inklusion“ en vogue ist: Die Arbeit mit geistig und körperlich eingeschränkten Menschen. So veranstalteten die Altenkunstadter gemeinsame Spiele- und Faschingswochenenden, ja ganze einwöchige Ferienfahrten, etwa mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Rehbergheims (Kulmbach) oder von Regens Wagner (Burgkunstadt) nach Liechtenstein oder in den Bayerischen Wald.

    Busunfall bei London

    Auch die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen ist für die Pfadfinder wichtig. „Jamborette“ heißen diese internationalen Pfadfindertreffen. An einem solchen nahmen die „St. Kilianer“ 1987 in Berlin teil. Eine besondere Reise, die Rolf Gnatzy leitete und die ihm wohl ewig in Erinnerung bleibt, war die Irlandfahrt 1990, denn die endete dramatisch, aber zum Glück nicht tragisch. „Nach zwei tollen Wochen voller Begegnungen mit irischen Pfadfindern, Wanderungen und Kanufahren hatte wir auf der Autobahn nahe London einen Unfall: Unser mit 60 Personen besetzter Bus kippte um, war völlig demoliert, es gab viele Verletzte, aber keine Toten.“ Zum Glück konnte der Pfadfinder-Verband schnell alle Angehörigen informieren, so dass niemand von den in den Nachrichten des Abends verbreiteten Fake-News verstört wurde, in der fälschlicherweise von drei Toten die Rede war. Eine gute Organisation ist eben lebenswichtig.

    Klettern am Kemitzenstein im Rahmen eines Zeltlagers der „Wölflinge“ 2002 in Rothmannsthal.
    Klettern am Kemitzenstein im Rahmen eines Zeltlagers der „Wölflinge“ 2002 in Rothmannsthal.

    Auch auf künstlerischer Ebene machten sich die Pfadfinder in Altenkunstadt einen Namen: Um die Gottesdienste musikalisch aufzupeppen, gründeten sie 1981 die Band „Sirius“, die zahlreiche Messen mit ihren eingängigen und fetzigen Songs gestaltete und unter anderem bei einem Pfadfindertreffen in Rothmannsthal vor über 1000 Leuten auftrat. Woodstock-Feeling in Oberfranken!

    Der Pfadfinderstamm heute

    Und wo stehen die Pfadfinder heute? In Zeiten, in denen Social Media, Blogs und übers Internet agierende Influencer hip sind – findet man da als Jugendlicher Pfadfinder nicht eher fad?

    „Wir haben tatsächlich nach Jahrzehnten, wo wir großen Zulauf an männlichen, zunehmend aber auch weiblichen Jugendlichen hatten, derzeit eine Phase geringeren Zuspruchs“, bedauern die vier Gründer. Und das liegt nicht am fehlenden Engagement oder der Unfähigkeit der Verantwortlichen, sondern paradoxerweise an der Professionalität der Pfadfinderverbände, erklärt er: „Kinder und Jugendliche, die gern mitmachen möchten, hätten wir reichlich. Das Problem ist, dass wir nicht genug qualifizierte Gruppenleiter besitzen.“

    Zeltlager „Buntes Chaos“ 2009 auf dem Gelände der DPSG in Rothmannsthal.
    Zeltlager „Buntes Chaos“ 2009 auf dem Gelände der DPSG in Rothmannsthal. Foto: Rolf Gnatzy

    Diese müssen heute nämlich eine Reihe von Kursen meistern, bevor sie eine Gruppe leiten dürfen. Denn in Zeiten, wo nahezu täglich in den Medien über Missbrauchsfälle oder extremistische politische Beeinflussung von Jugendlichen berichtet wird, möchte man sich als integere Organisation positionieren, die sich neben Eltern und Schule als eine dritte Schiene in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen sieht.

    Ja, und wer jetzt Lust bekommen hat, selber mal bei den Pfadfindern reinzuschauen, ob das was für ihn wäre, oder sich als Eltern informieren möchte – der kann sich bei Albin Muff, Jochen Kremer, Rolf Gnatzy und den anderen Insidern des Pfadfinder-Stamms St. Kilian Altenkunstadt informieren.

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