Auf wackeligen Beinen torkeln Gianluca und Sophie durch einen im Klassenzimmer errichteten Landschaftsparcours. Sie kommen immer wieder von der Straße ab, verlieren die Orientierung und rammen sogar Bäume.
Die Jugendlichen sind aber nicht alkoholisiert, sondern tragen eine Rauschbrille. Diese simuliert, wie sich das Blickfeld und die körperliche Verfassung unter Alkoholeinfluss verändern. Um das Thema „Drogen“ und dabei ganz speziell um den Alkohol als legale Variante ging es bei zwei Informationstagen des ADAC Nordbayern für Schülerinnen und Schüler der siebten, achten und neunten Klassen der Altenkunstadter Mittelschule.
Zahlreiche Verkehrsunfälle
Ein wichtiges Thema, für das man gerne den Stundenplan ändert. Denn nach wie vor haben junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. So verunglückten im Jahr 2019 in Deutschland insgesamt 59.384 junge Männer und Frauen dieser Altersgruppe im Straßenverkehr. 363 junge Erwachsene wurden getötet.
Damit waren 15,5 Prozent aller Verletzten und 11,9 Prozent aller im Straßenverkehr Getöteten im Alter von 18 bis 24 Jahren, obwohl nur jeder Dreizehnte der Gesamtbevölkerung (7,7 Prozent) dazu zählte. „Als Unfallursache spielen bei jungen Fahrern Alkohol und Drogen eine große Rolle“, erklärte Dagmar Mayer vom ADAC Nordbayern in Nürnberg.

Zudem neigten Jugendliche zu einer sehr hohen Risikobereitschaft. Das Ausprobieren der eigenen Grenzen stehe oft im Vordergrund, die geringe Fahrpraxis käme erschwerend hinzu. Weitere negative Fakten seien Leichtsinn und Unwissenheit über die Folgen eines Unfalls.
Auswirkungen erklärt
Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern erörterte die Moderatorin die körperlichen Veränderungen, die übermäßiger Alkoholgenuss zur Folge hat. Die Jugendlichen wussten erstaunlich gut Bescheid: „Das Gesichtsfeld wird eingeschränkt, es kommt zu Gleichgewichtsstörungen, die Wahrnehmungs- und Reaktionszeit wird länger, man traut sich mehr zu, redet wirres Zeug, wird enthemmter, möglicherweise auch aggressiver, macht Sachen, die man sonst nicht tun würde und kann sogar das Bewusstsein verlieren“.
Regelmäßiger Alkoholgenuss ist laut Mayer für Jugendliche besonders gefährlich, da sie körperlich noch nicht voll ausgereift sind. Trinken auf nüchternen Magen, „Sturztrunk“ sowie Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmittel könnten die berauschende Wirkung des Alkohols verstärken. Wie Dagmar Mayer betonte, machten sich bereits geringe Alkoholmengen im Blut bemerkbar; bei 0,8 Promille verlängere sich die Reaktionszeit um 50 Prozent. Bereits bei 0,5 Promille verdoppele sich das Unfallrisiko.Eine Trunkenheitsfahrt hat nach Aussage der Moderatorin auch rechtliche Folgen. „Vielen ist nicht bekannt, wie lange Alkohol im Körper bleibt und das Fahrvermögen beeinträchtigt“, erklärte Mayer.
Der Abbau geschehe recht langsam: „Wer bis in die Nacht hinein zecht, der ist selbst am Morgen danach noch nicht ganz nüchtern“. Auch unter günstigen Voraussetzungen würden pro Stunde im Durchschnitt nur etwa 0,15 Promille abgebaut. Je nach Konstitution, Größe und Gewicht würden Menschen Alkohol völlig unterschiedlich vertragen. Wer auch nur einen halben Liter Bier oder ein Viertel Wein trinkt, könne unter Umständen bereits mehr als 0,3 Promille im Blut haben. „Egal, ob ihr mit dem Fahrrad, dem Motorrad oder später mit dem Auto unterwegs seid: Wer noch fahren will, sollte die Finger von Alkohol, Medikamenten und Drogen lassen!“ appellierte Dagmar Mayer an die Jugendlichen.