Ein großer Tag für die Katholische Kirchengemeinde sollte der Guss der neuen Kirchenglocke für die Pfarrkirche Mariä Geburt werden. Zahlreiche Bürger aus Altenkunstadt und Vertreter der Pfarrgemeinde waren am vergangenen Freitag nach Passau gefahren, um den Guss in der Glockengießerei Perner GmbH mitzuerleben. Doch dann kam etwas dazwischen.
Die Anfahrt erfolgt unproblematisch, manche waren sogar schon einen Tag vorher in die Drei-Flüsse-Stadt gereist und fanden sich zügig zurecht. Angesichts der zahlreichen Glocken aller Größen, die in der Gießerei zu sehen waren, kam bald eine erwartungsvolle Stimmung auf. Und die Delegation aus Altenkunstadt war an diesem Tag nicht alleine, denn da insgesamt drei Glocken gegossen werden sollten, waren auch Vertreter der Kirchengemeinden aus Schongau und Wartenberg, in der Nähe von Erding, gekommen.
Schmelzpunkt bei 1300 Grad
Wie eine Glocke nach dem Guss im Rohzustand und eine fertig Glocke einmal aussehen würden, konnten alle bei einer Gegenüberstellung der unterschiedlichsten Fertigungsstufen sehen. Der große Brennofen, der eigens für den Guss neu aufgebaut worden war, musste erst auf die richtige Temperatur von 1300 Grad gebracht werden, um das Metall zu schmelzen. Alle schauten dabei aufmerksam und auf Wunsch von Firmenchef Rudolf Perner ruhig zu. Mit einem Gebet trug man diesem außergewöhnlichen Ereignis Rechnung.

Schon im Vorfeld war allen mitgeteilt worden, dass sie etwas Zeit mitbringen sollten und die war dann auch erforderlich. Fast 100 Augenpaare verfolgten die Anstrengungen der Glockengießer-Mannschaft, bis der wichtige Moment erreicht war, als der Schmelzofen die richtige Temperatur erreicht hatte und das Metall eingebracht wurde. Fortwährend überprüften die Gießer die Temperatur und entfernten entstehende Schlacken aus dem heißen Behältnis.
Kampf mit dem Schmelzofen
Dann kam der große Augenblick, als die Bronze geschmolzen war und der Schmelzofen geöffnet werden sollte, damit das Metall in die drei im Boden vorbereiteten Glockenformen laufen konnte. Doch erwies sich dies als überwindbares Hindernis. Obwohl die Glockengießer alle Anstrengungen mit schwersten Gerätschaften und Bohrmaschinen unternahmen, ließ der Schmelzofen sich auch nach mehr als einstündigen Bemühungen nicht öffnen. Die Gießer in ihren Schutzanzügen, mit Handschuhen und Helmen waren schließlich schweißüberströmt, als sie die Versuche abbrachen.

So blieb Rudolf Perner keine Alternative mehr, als allen Besuchern, den Abbruch des Glockengusses zu verkünden. Damit nahm dieser Tag ein unerwartetes und schnelles Ende. Nun ist ein neuer Anlauf zum Gießen der drei Glocken erforderlich.
