Ist von einer Kapelle die Rede, so denkt man in der Regel an eine Musikgruppe oder an ein kleines Gotteshaus, wie es in vielen Dörfern zu finden ist. Die Annakapelle in Altenkunstadt ist keines von beiden. Bei ihr handelt es sich um einen Anbau an der Westseite der katholischen Pfarrkirche „Mariä Geburt“.
Im katholischen Sakralbau früherer Jahrhunderte war es üblich, große Gotteshäuser mit kleinen Seitenkapellen auszustatten. Die Annakapelle zählt seit jeher zu den Sehenswürdigkeiten der Altenkunstadter Pfarrkirche. Im Rahmen der großen Kirchenrenovierung 1982/83 wurde die Betstätte restauriert und teilweise umgestaltet. Seitdem hat sie zusätzlich an Bedeutung gewonnen. So wurde nach Abschluss der Baumaßnahmen der 1515 entstandene, spätgotische Taufstein mit Bronzedeckel und Bergkristallknauf vom Chorraum der Kirche in den Anbau verlagert.
Grabmal der Barbara von Schaumberg
Seitdem fungiert die Annakapelle auch als Taufkapelle. Gleichzeitig erhielt das Grabmal von Barbara von Schaumberg an der linken Seitenwand der Betstätte einen neuen Platz. Die Sandsteinplatte aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ist das älteste Grabmal der Kirche. Von besonderer Schönheit ist der Altar der Annakapelle. Er wurde 1715 vom Weismainer Schreinermeister Balthasar Hunger angefertigt.
Im Zuge der Kirchenrenovierung entfernte man die alte, stark beschädigte Holzverkleidung vom Altar. Seitdem verschlechterte sich jedoch dessen Zustand mehr und mehr. Der nunmehr freiliegende steinerne Altartisch begann abzubröckeln und bot keinen schönen Anblick mehr. Im Sommer 1990 beschlossen Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung deshalb, den Anna-Altar zu restaurieren und die alte, mittlerweile gründlich ausgebesserte Holzverkleidung wieder anzubringen.
Kunstvolles Altarbild zeigt die Heilige Anna
Noch im gleichen Jahr wurden die Arbeiten ausgeführt. Das kunstvolle Altarbild zeigt die Heiligen Anna und Maria. Von geschichtlicher Bedeutung ist das Wappen des Abtes Gallus Knauer von Langheim, das am Gebälk zu sehen ist. Warum? Von 1336 bis zur Säkularisation 1803 gehörte die Klosterpfarrei Altenkunstadt zum Zisterzienserkloster Langheim. Seitlich davon stehen Holzfiguren der Heiligen Wendelin und Sebastian. Nach oben abgerundet wird der Altar von einem Gemäldemedaillon.

Das von Wolff Friedrich Hornung geschaffene Kunstwerk zeigt den Langheimer Schäfer Hermann Leicht und das zwischen zwei brennenden Kerzen sitzende Jesuskind. Diese Erscheinung trug zur Entstehung des Wallfahrtsorts Vierzehnheiligen bei. Von Heiligabend bis Anfang Februar kann in der Annakapelle die historische, weit mehr als 100 Jahre alte Weihnachtskrippe der katholischen Pfarrgemeinde mit ihren rund 200 Figuren bewundert werden.
Da es sich um eine „bewegte Krippe“ handelt, wechseln bis zum Fest „Mariä Lichtmess“ am 2. Februar gemäß der biblischen Überlieferung mehrmals die Szenen. Sie beginnen mit der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem und enden mit der „Darstellung Jesu im Tempel“.