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ARNSTEIN: Arnstein: CHW-Spurensuche im Dorf mit vier Burgen

ARNSTEIN

Arnstein: CHW-Spurensuche im Dorf mit vier Burgen

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    Heimatforscher Bernhard Christoph (re.) zeigte den Teilnehmer der Exkursion, assistiert von Ulrich Sünkel, dem Leiter der CHW-Ortsgruppe Lichtenfels, einen Plan der Burg Rauschstein, die rund 2700 Quadratmeter groß gewesen war.
    Heimatforscher Bernhard Christoph (re.) zeigte den Teilnehmer der Exkursion, assistiert von Ulrich Sünkel, dem Leiter der CHW-Ortsgruppe Lichtenfels, einen Plan der Burg Rauschstein, die rund 2700 Quadratmeter groß gewesen war. Foto: Stephan Stöckel

    Wo findet man ein Dorf, das im Mittelalter von vier Burgen umgeben war? Auf dem Weismainer Jura. Arnstein heißt der Ort, der gerade einmal 140 Einwohner zählt. Am Samstagnachmittag wurde die Einwohnerzahl für zweieinhalb Stunden mehr als verdoppelt.

    Bernhard Christoph zeigte ein Bild aus dem Jahre 1938, auf dem zu sehen ist, wie letzte Reste der Burg einem Steinbruch zum Opfer gefallen waren.
    Bernhard Christoph zeigte ein Bild aus dem Jahre 1938, auf dem zu sehen ist, wie letzte Reste der Burg einem Steinbruch zum Opfer gefallen waren. Foto: Stephan Stöckel

    160 Geschichtsinteressierte wandelten bei strömenden Regen auf Einladung des Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) mit Diplom-Ingenieur und Heimatforscher Bernhard Christoph aus Klosterlangheim auf den Spuren verschwundener Burgen, von denen heute nichts mehr zu sehen ist. Ihnen allen brannte die Antwort auf die Frage „Was war der Grund für die hohe Burgendichte?“ auf den Nägeln.

    Panoramablicke genossen

    „Es gab von der Mitte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts drei Befestigungsanlagen im näheren Umfeld von Arnstein“, stellte der Experte gegen Ende der Exkursion fest. In das zwölfte Jahrhundert hatte er den Turmhügel datiert, der sich einst unweit der Weihersmühle befand.

    Am Viktoriafelsen ließen die Teilnehmer der Exkursion ihre Blicke über das malerische Kleinziegenfelder Tal schweifen. Christophs Gedanken hingegen schweiften zu der ersten Burganlage Arnsteins. Auf einem Grabhügel der späten Hallstattzeit, die der Redner ins fünfte Jahrhundert vor Christus datierte, hatte der Archäologe Christian Peschek 1965, bei Straßenverbreiterungsarbeiten, die Reste eines mittelalterlichen Turmhügels entdeckt.

    Im Besitz des niederen Adels

    Solche Kleinburgen befanden sich nach Auskunft des Fachmanns im Besitz des niederen Adels. Sie hätten der Erhebung von Zöllen und dem Beobachten der Reisenden gedient. Dass unweit von Arnstein eine solche Burg stand, liegt für den Referenten auf der Hand: Arnstein lag an einer im Mittelalter bedeutenden Handelsroute, dem Altweg nach Kulmbach.

    „Machtpolitische Erwägungen spielten ebenso eine Rolle wie die topographische Lage entlang einer wichtigen Altstraße.“

    Bernhard Christoph über die hohe Burgendichte

    Der Turmhügel stand 600 Meter entfernt zum Wahrzeichen Arnsteins, der Pfarrkirche St. Nikolaus. Sie wurde nach den Plänen von Balthasar Neumann, einem der wohl bedeutendsten Baumeister des Barock und Rokoko in Süddeutschland errichtet. In dem Gotteshaus von schlichter Eleganz hatten die Ausführungen Christophs zu den vier Burgen begonnen. Von hier machte man sich auf zum Friedhof, wo sich einst der Burgstall Rauschenstein befand.

    Keramikscherben aus dem Mittelalter fand Heimatforscher Bernhard Christoph rund um Arnstein.
    Keramikscherben aus dem Mittelalter fand Heimatforscher Bernhard Christoph rund um Arnstein. Foto: Stephan Stöckel

    1843 gab es noch Ruinen

    „1843 waren noch Ruinen der Burg vorhanden“, sagte der Redner. Die Größe der Anlage bezifferte er auf 2700 Quadratmeter. Zudem habe es auch in diesem Fall eine vorgeschichtliche Anlage aus der Hallstattzeit gegeben, deren Größe wohl zwischen 8000 und 10.000 Quadratmeter gelegen habe.

    „Von der Burg, die sich 1410 im Besitz des fränkischen Adelsgeschlechts der Rauschner befand, wird in alten Urkunden ein kleines, verfallenes Steinhäuschen erwähnt, das seit dem frühen 16. Jahrhundert nicht mehr bewohnt ist. Die Kapelle wird in den Jahren 1756 und 1757 abgetragen“, erzählte Christoph über die verschwundene Burg.

    Residenz am Heideknock

    Vom Viktoriafelsen blickten die Frauen und Männer hinüber auf den Heidenknock, einem weiteren markanten Aussichtspunkt des Kleinziegenfelder Tales. Hier befand sich eine 4000 Quadratmeter große Burg, auf der laut Christoph die Edelfreien von Leuchnitz residierten. Auf einem Altweg, der mitten durch den Ort führt, begaben sich die geschichtsinteressierten Wanderer zur wohl bekanntesten der vier Arnsteiner Burgen: dem Burgstall Arnstein. Er befindet sich am nordwestlichen Ortsrand von Arnstein.

    Burghügel des ehemaligen Burgstalls Rauschenstein; hinter den Sträuchern befindet sich der heutige Friedhof. Ansicht aus südlicher Richtung vom Sporn des Viktoriafelsens aus.
    Burghügel des ehemaligen Burgstalls Rauschenstein; hinter den Sträuchern befindet sich der heutige Friedhof. Ansicht aus südlicher Richtung vom Sporn des Viktoriafelsens aus. Foto: Trollhead

    „Die Burg war Sitz der 1118 erstmals genannten Edelfreien von Arnstein, ehe sie 1244 mach dem Tod Hermanns IV von Arnstein an das Adelsgeschlecht der Meranier fiel“, berichtete der Klosterlangheimer. Die Meranier, die auch auf der Burg Niesten unweit von Weismain residierten, hatten ein europäisches Reich mit Besitzungen in Bayern, Burgund und dem Adriaraum regiert. Der Burgstall Arnstein wurde den Ausführungen Christophs zufolge

    1525 im Bauernkrieg zerstört. Der Redner zeigte ein Bild aus dem Jahre 1938, auf dem zu sehen ist, wie letzte Reste der Burg einem Steinbruch zum Opfer gefallen waren.

    Drei Faktoren haben für Christoph zur hohen Burgendichte rund um Arnstein beigetragen. „Machtpolitische Erwägungen spielten ebenso eine Rolle wie die topographische Lage entlang einer wichtigen Altstraße und die vielen Mühlen im Kleinziegenfelder Tal, die zu einer guten Energieversorgung beitrugen“, resümierte der Experte.

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