Durch verstärkte Infektionen mit Kinderlähmung in Syrien droht die Infektionskrankheit wieder nach Europa zu gelangen. Wie Maximilian Nothum in seinem von der Pfarrei Sankt Martin veranstalteten Impfvortrag im Kolpinghaus berichtete, scheinen die Impfzahlen in Deutschland nicht mehr auszureichen, um einen Ausbruch oder Erkrankungsfälle hierzulande sicher zu verhindern.
Wie der Arzt unterstrich, sei die Bereitschaft jedes Einzelnen zum Schutz der Gemeinschaft beizutragen von zentraler Bedeutung: „Nur bei hohen Impfraten um 95 Prozent erreichen wir den Gruppenschutz der so genannten Herdenimmunität. Dann sind auch die geschützt, die wir nicht impfen können, zum Beispiel Immungeschwächte, weil sie gar nicht erst angesteckt werden“, erklärte Nothum. Er hatte eine Darstellung der Erreger mitgebracht, gegen die vom Robert-Koch-Institut eine allgemeine Impfempfehlung ausgesprochen wird.
Der Mediziner stellte klar, dass Impfungen nicht völlig risikofrei seien. So könnten Allergien gegen die Inhaltsstoffe einer Impfung, etwa gegen Hühnereiweiß, auftreten. Auch könne ein Geimpfter Symptome der Erkrankung, gegen die geimpft wurde, in abgeschwächter Form entwickeln. Einen hundertprozentigen Schutz lieferten Impfungen nicht immer. Allerdings könne eine Impfung die Schwere einer Erkrankung deutlich abmildern oder ihren tödlichen Verlauf verhindern.
Dennoch gebe es Menschen, die für sich oder ihre Kinder Impfungen ablehnen. Dies ließe sich nach Ansicht von Maximilian Nothum am ehesten damit erklären, dass „Todesfälle aufgrund von Infektionskrankheiten bei Kindern in unseren Breitengraden durch die Impfungen äußerst selten geworden und im öffentlichen Bewusstsein nicht präsent sind“. Dagegen gehörten eine gewinnorientierte Pharmaindustrie und das Gefühl, dass Impfungen widernatürlich seien, sehr wohl zur Allgemeinen Wahrnehmung. Wer jedoch die Pharmaindustrie kritisiert, sollte nicht außer acht lassen, dass demgegenüber mittlerweile Klinikkonsortien stehen, die beispielsweise eine Masernepidemie mit voll belegten Intensivstationen aus ökonomischer Sicht als lukrativ bewerten könnten (Nothum: „Eine Nacht auf der Intensivstation kostet im Schmitt 4000 bis 5000 Euro“).
Was auch erkläre, weshalb die Krankenkassen Impfungen empfehlen, „denn: Impfen spart Geld“. Wer Immunität durch das Durchleben der echten Erkrankung erlangen wolle, nehme dabei ein tödliches Risiko für sich und andere in Kauf. Daher impfe man sich nicht nur für sich selbst, sondern gerade auch für seine Mitmenschen. Die Freiheit des einzelnen ende an der Freiheit des anderen – das gelte beim Impfen mehr als bei anderen medizinischen Maßnahmen, gab Nothum zu bedenken.
Der in Bamberg tätige und in Weismain lebende Arzt hat bei der Betreuung von Patienten mitgewirkt, die unter den Folgen von „Kinderkrankheiten“ wie den Masern litten. Dass diese Erkrankungen auch in Weismain und Umgebung früher viele Opfer forderten, wusste der Mediziner auch aus seiner Familiengeschichte zu berichten, da seine Großeltern, Dr. Elisabeth und Dr. Karl Nothum, lange Jahre in der Jurastadt allgemeinärztlich tätig waren.