Eine der herausragendsten Veranstaltungen des Festspiels Lied & Lyrik 2011 war das Konzert „Theresienstadt“, das die Sängerin Anne Sofie von Otter gemeinsam mit dem Geiger Daniel Hope gegeben hat.
Daraus entstanden ist ein Film über jene Künstler, die zur Zeit der Naziherrschaft in Theresienstadt gelebt und schöpferisch gewirkt haben. Katja Schaefer wird die international mehrfach ausgezeichnete Dokumentation am 6. April um 17 Uhr im Rahmen der Kultursonntage in der Alten Vogtei in Burgkunstadt vorstellen.
Kunst inmitten unfassbaren Elends
Theresienstadt, tschechisch Terezin, war ein Durchgangslager der Nazis. In dem Konzentrationslager war die jüdische Kulturelite fast vollständig versammelt, auf engstem Raum lebten sie unter furchtbaren Bedingungen. Das Ghetto wurde zum Inbegriff der größten Propagandalüge des Naziregimes, denn die Theresienstädter Künstler hatten das zynische Privileg, bis zu ihrem Weitertransport „in den Osten“, in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka, zur Unterhaltung ihrer Leidensgenossen beizutragen und gleichzeitig der ganzen Welt vorzugaukeln, dass sie im „jüdischen Siedlungsgebiet“ ein angenehmes Leben unter ihresgleichen führen durften.
Das Kulturleben blühte, es gab Theateraufführungen, Konzerte und sogar ein Caféhaus, wo man bei einem Becher „braunem Wasser” die Musik der legendären Ghettoswingers genießen konnte. Überlebt haben nur wenige, aber die Musik, die dort inmitten des Grauens entstanden ist, gibt ein eindrucksvolles Zeugnis von der Hoffnung, der Sehnsucht, Trauer und Verzweiflung der Theresienstädter Künstler.
Der Film „Theresienstadt – Musik als Zuflucht“ ist jenen Künstlern gewidmet, die in dem kleinen tschechischen Städtchen interniert waren und die dort, inmitten unfassbaren Elends, großartige Werke schufen. Das im Rahmen von Lied & Lyrik im Oktober 2011 veranstaltete Konzert „Theresienstadt“ bildete die Grundlage für die Produktion der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Regie: Benedict Mirow), die von der Friedrich-Baur-Stiftung und der Oberfrankenstiftung unterstützt wurde und in der zwei der wenigen überlebenden Zeitzeugen zu Worte kommen: die bei Abschluss der Dreharbeiten 109-jährige Pianistin Alice Herz-Sommer und der 89-jährige Jazzer Coco Schumann.
Einfühlsame Studie
Katja Schaefer studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Köln und München. Danach ging sie als Musikredakteurin zum Süddeutschen Rundfunk, wo sie auch als Produzentin von Kammerkonzerten und Radiofeatures tätig war. Sie war Gründungsmitglied des Instituts LernRadio der Musikhochschule Karlsruhe und Musikreferentin des Landes Niedersachsen. Als Konzert- und Künstlervermittlerin bei Concerto Winderstein arrangierte sie Orchesterproduktionen in Europa und Asien. Später wurde sie Präsidentin der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und 2005 zur Generalsekretärin der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ernannt.
Der Eintritt ist frei, Karten können im Büromarkt Schulze in Burgkunstadt oder bei der Friedrich-Baur-Stiftung in Altenkunstadt abgeholt werden. Informationen auch unter Tel. (09572) 3246.