„Der Rattenfänger von Hameln“ zählt zu den bekanntesten deutschen Sagen. In mehr als 30 Sprachen übersetzt, erfreut sie sich auch im Ausland großer Beliebtheit. Die neue Schulspielgruppe der Altenkunstadter Grundschule hat die spannende, zum Nachdenken anregende Rattenfänger-Story der Brüder Grimm eindrucksvoll in Szene gesetzt und mit Musik untermalt.
Sowohl bei der Vormittagsvorstellung, an der auch Mädchen und Jungs der beiden Kindertagesstätten teilnahmen, als auch bei der Abendaufführung für Erwachsene begeisterten die jungen Akteure mit bravourösen Leistungen. Rektorin Margarete Greich-Hewera, die Leiterin der Theatergruppe, lobte die Darsteller für ihren Fleiß und Eifer beim Texte lernen und Szenen proben: „Und das alles zusätzlich zum Unterricht und den Hausaufgaben.“ Für die Schulleiterin ist diese kreativ-künstlerische Betätigung auch pädagogisch wertvoll: „Denn die Kinder trauen sich, einmal in die Rolle eines anderen zu schlüpfen.“
„Die Schüler haben fleißig Texte gelernt und geprobt. Und das alles zusätzlich zum Unterricht und den Hausaufgaben.“
Margarete Greich-Hewera Rektorin
Dann aber hieß es in der Turnhalle „Vorhang auf“ für den Rattenfänger. Das farbenfrohe Bühnenbild mit der Häuserkulisse von Hameln und die mittelalterlichen Kostüme zogen die Zuschauer in ihren Bann. Die Inszenierung beginnt mit einem Menschenauflauf auf dem Marktplatz. Die Hamelner machen ihrem Bürgermeister die Hölle heiß, weil die Stadt von einer Rattenplage heimgesucht wird. Es herrscht große Not, weil die Nager sich über sämtliche Vorräte hermachen. Viele Kinder sind bereits krank. Das Stadtoberhaupt sieht das eher gelassen: „Wenn sie alles aufgefressen haben, verschwinden sie sowieso wieder“. Damit sind die Bürger überhaupt nicht einverstanden. Ein Rattenfänger erfährt davon und verspricht, für einen Lohn von 500 Talern die Stadt von der Plage zu befreien. Ein Angebot, das man gerne annimmt.
Auf der Bühne wird es dunkel, die Nacht bricht herein. Flöte spielend läuft der junge Mann über den menschenleeren Marktplatz. Für die beschaulichen Klänge sorgt Schülerin Laura Manzer in den Kulissen. „Unser Rattenfänger kann leider nicht Flöte spielen“, schmunzelt Margarete Greich-Hewera. Doch diese Art von Playback war so perfekt inszeniert, dass es dem Publikum nicht auffiel. Die Ratten kriechen aus ihren Löchern und folgen „ihrem Fänger“ quer durch die Turnhalle. In Hameln atmet man auf. Doch von Dankbarkeit ist nichts zu spüren. Der Bürgermeister will sogar dem Rattenfänger statt der versprochenen 500 Taler nur 100 geben.
Doch schon bald müssen die Leute erkennen, dass sie mit dieser Entscheidung den größten Fehler ihres Lebens begangen haben. In der Nacht zieht der junge Mann erneut musizierend durch die Stadt. Doch diesmal folgen ihm keine Ratten, sondern Kinder. Schlafwandelnd, in weißen Nachthemden. Es wird Tag in Hameln. Frederic Chopins „Trauermarsch“ tönt aus den Boxen. In die melancholischen Klänge mischt sich das Jammern und Klagen der Bürger. Sie haben das Verschwinden ihrer Kinder bemerkt und sie wissen auch, wem sie das zu verdanken haben.
Doch im Gegensatz zur Sage bleiben die Kids nicht verschwunden. Der Rattenfänger gibt den Hamelnern eine zweite Chance: „Eure Kinder sind an einem schönen Ort und sie werden erst zu euch zurückkehren, wenn ihr eingesehen habt, dass Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit im Leben wichtiger sind als Schwindel, Lug und Betrug.“ Das begeisterte Publikum klatschte lange Beifall. Rektorin Margarete Greich-Hewera dankte den jungen Akteuren sowie allen Helfern vor und hinter den Kulissen.