„Die Kinder wollen etwas lernen, man muss ihnen nur den Platz und das Werkzeug dazu anbieten“, sagt Eckart Henzler. Der Kunsttherapeut und Holzschnitzer ist davon überzeugt, dass auch die Eltern ihren Kindern etwas geben wollen, nur dass sie oft nicht den Platz und die Zeit dazu haben. Beides bot sich am Freitagnachmittag im Rahmen des Ferienprogramms der kommunalen Jugendarbeit auf dem Handwerkerhof der Familie Henzler in Erlach vor den Toren Weismains an. Unter dem Motto „Väter und Kinder am Wasser“ haben acht Papas und ihre Kinder einen ganzen Nachmittag lang ihr handwerkliches Geschick unter Beweis gestellt. Am Ende konnte sich das Ergebnis sehen lassen.
Gemeinsam einen Baum fällen
Auf dem Hof der Familie Henzler beginnt ein Kurs normalerweise mit der gemeinsamen Suche nach dem geeigneten Baumaterial im Wald. Da es aber geregnet hatte, bot sich eine gute Gelegenheit zum Fällen einer Erle, die ohnehin weichen musste. Neben den Vätern durften auch die Kinder zur Säge greifen. Damit war zwar der Baum gefällt, aber noch lang nicht das Material vorbereitet. Das richtete sich danach, welcher Typ von Wasserfahrzeug gebaut werden sollte. Zur Auswahl standen neben dem Bau eines Floßes auch Raddampfer und Segelschiff.
Der siebenjährige Pascal Grüner hatte sich für den Bau eines Floßes entschieden. Sein Vater Michele-Andre Grüner hätte einen Raddampfer favorisiert. „Das hab ich ihm vorgeschlagen, aber Pascal wollte ein Floß.“ Gemeinsam haben sie die Äste der Erle entastet, passende Zweige zurechtgesägt und daraus ein Floß gebaut. Das Holzstück für den Mast hat Pascal sauber entrindet. „Weil es cool ausschaut“, lautet die Begründung des Siebenjährigen. Das Segel hat der Junge dann aus einem alten Betttuch geschnitten. Da sie relativ bald fertig waren, haben sie auch noch ein Boot gebaut.
Martin Reuther und sein Sohn Alessandro haben sich für ein Boot mit Schaufelrad entschieden. Der Schiffkörper ist schon fertig, jetzt geht es an die Schaufelräder. Das Holz dazu liefert eine alte Obstkiste. „Hier wird das verwendet, was andere achtlos wegschmeißen“, würdigt Martin Reuther das Konzept des Handwerkerhofs. Für Vater und Sohn ist der Bau des Raddampfers eine kleine Herausforderung. „Man stellt sich die Frage, ob die Achse auch schön rund läuft“. Dazu müssen sie sich ein schönes Holzstück suchen. Der Clou an dem Modell ist eine Schnur, die sich beim Vorwärtsfahren um die Achse wickelt und später das Schiff wieder rückwärtsfahren lassen soll. Klar wäre ein Bausatz leichter zu bewältigen gewesen, aber der Zusammenbau hätte viel weniger Spaß gemacht.
Gearbeitet wird im überdachten Innenhof des Handwerkerhofs der Familie Henzler. Eckart Henzler gibt Anregungen und Tipps, er hilft auch weiter, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Sein Kursangebot im Ferienprogramm ist auf rege Nachfrage gestoßen, so dass auch am Samstag ein weiterer Kurs voll wurde. „Es hat schon etwas Rührendes, wenn man Väter und Kinder bei der Arbeit sieht“, sagt Henzler.
„Es hat schon etwas Rührendes, wenn man Väter und Kinder bei der Arbeit sieht.“
Eckart Henzler Kunsttherapeut und Holzschnitzer
Etwas aufwändiger ist der Bau eines Segelschiffes. Das absägen und spalten des Holzstücks haben Noah und Laura weitgehend ihrem Vater Matthias Wachter überlassen. Beim Zusammenbauen der einzelnen Teile helfen auch sie kräftig mit.
Vor dem Anwesen der Henzlers fließt die Weismain vorbei. Hier werden nach der Fertigstellung die ersten Boote zu Wasser gelassen. Scherzhalt fragt ein Vater nach der Flasche Sekt für die obligatorische Schiffstaufe. Einige Boote bestehen die Jungfernfahrt, andere müssen nachgebessert werden. „Beim ersten Boot lernt man, wie das zweite richtig geht“, stellt ein Vater fest. Spaß gemacht hat der Nachmittag allen, wie eine kleine Nachfrage ergab.