Der Streit um die geplanten fünf Windräder an der Grenze zwischen den Kommunen Burgkunstadt und Küps wird voraussichtlich vor Gericht ausgetragen. Das Kronacher Landratsamt hatte der Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, die hier Strom erzeugen will, für ihr Vorhaben trotz der Ablehnung durch den Marktgemeinderat Küps die Genehmigung erteilt. Dagegen will der Marktgemeinderat vor dem Bayreuther Verwaltungsgericht klagen. Ein entsprechender Antrag von Thorsten Stalph (CSU) war am Dienstagabend mit 13 zu sieben Stimmen angenommen worden.
Allerdings gibt es eine Unbekannte in der Angelegenheit – die Rechtsschutzversicherung. Nur wenn sie die Kosten übernimmt, wird es auch eine Klage geben. So sieht es der Antrag vor.
Freude über einen „Etappensieg“
Trotz der Ungewissheit, die in dem Beschluss steckt, wurde dieser von den Gegnern der Windräder mit viel Beifall bedacht. „Das ist ein weiterer Etappensieg für uns“, freute sich Sabine Mattausch aus dem Burgkunstadter Ortsteil Hainzendorf. Dass sich die Versicherung quer stellen könnte, glaubt Helmut Schiffner aus Kronach, Sprecher der Bürgerinitiative „Wind gerne, aber mit Abstand!“ nicht. „Es geht doch nur um einen Bescheid, der vor Gericht angefochten werden soll. In solchen Fällen halten sich Streitwert und Verfahrenskosten in Grenzen“, erklärte er gegenüber dem Obermain-Tagblatt.
Die Windradgegner setzen all ihre Hoffnungen in den Naturschutz. Im bayerischen Winderlass sind die seltenen Vogelarten aufgeführt, auf die beim Bau von Windkraftanlagen zu achten ist. Joachim Lanzloth aus Küps hatte sich während seines Urlaubs extra auf die Lauer gelegt und einen, wie er es formulierte, „Sechser im Lotto mit meiner Kamera gelandet“. „Ich hatte plötzlich einen selten Rotmilan vor meiner Linse, der unweit des Rainberges, wo die Windräder errichtet werden sollen, seine Runden dreht.“
Zuversichtlich stimmt sie auch eine Stellungnahme der Kreisgruppe Kro-nach des Landesbundes für Vogelschutz. Diese hatte den Vogelexperten Carsten Rohde gebeten, sich das Gebiet näher anzusehen. Mit Erfolg. „Innerhalb von vier Stunden konnte er mehrfach Schwarzstorche, Wespenbussarde und Rotmilane beobachten. Aufgrund der gesehenen Revier- und Fütterungsflüge kommt er zu dem Schluss, dass dort alle drei Arten ein Brutrevier haben“, heißt es wörtlich in dem Schriftstück des Naturschutzverbandes.
Das Gutachten wiederum, das das Mannheimer Unternehmen, in Auftrag gegeben hatte, war zu einem gegenteiligen Ergebnis gekommen: Demnach sollen die genannten Vogelarten das Gebiet nur gelegentlich überfliegen. Dass beide Seiten zu einem unterschiedlichen Resultat kommen, darauf hatte in der Sitzung Gerhard Sesselmann von den Freien Wählern (FW) hingewiesen. Auch die ungeklärte Zufahrtsregelung hatte der Redner, der für eine Klage votierte, angesprochen. Enttäuscht über den Genehmigungsbescheid des Landratsamtes zeigte sich seine Fraktionskollegin Helga Mück: „Die anderen Einwände, wie der Landschafts- und Naturschutz oder die Nähe zur Wohnbebauung, wurden nicht angemessen berücksichtigt.“
Der Antragsteller selbst betonte, dass sich das Landratsamt bei der Beurteilung des Antrages streng an die gesetzlichen Richtlinien gehalten habe. Allerdings, so Stalph, habe es einen Ermessens- und Entscheidungsspielraum gegeben, den die Behörde nicht ausgenutzt habe. Eine Klage vor Gericht biete die Möglichkeit, einmal einen sauberen Schlussstrich unter die Angelegenheit zu ziehen. „Fronten werden sich auflösen und es wird wieder Ruhe einkehren“, meinte er.
Dieter Lau (SPD) glaubt, dass die Gemeinde gute Chancen beim Verwaltungsgericht hat. Nähere Gründe dafür nannte er allerdings nicht.
Kritik am Kirchturmdenken
Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos) vertrat die Ansicht, dass der Wunsch nach einer Klage mehr dem politischen Mandat als sachlichen Inhalten geschuldet sei. Hubertus Freiherr von Künsberg-Langenstadt (CSU) kritisierte das Kirchturmdenken der Windradgegner: „Wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligen. Wir nutzen bedenkenlos Strom, machen uns aber keine Gedanken über die Herkunft. Es wird immer Menschen geben, die negativ von der Stromerzeugung betroffen seien. Das Leben besteht aus einem Nehmen und einem Geben.“ Mit seiner Meinung fand Künsberg im Gremium keine Mehrheit.