Das mit der Selbstständigkeit und der Selbstverantwortung bei den Jugendlichen ist halt so eine Sache. In der Komödie „Crumpled Classics“ („Zerknitterte Klassiker“) macht die englische Theatergruppe am Gymnasium Burgkunstadt die Probe aufs Exempel – mit erstaunlichen Resultaten.
Einer Tradition folgend, werden einmal im Jahr an der Lincoln High School die im Literaturunterricht behandelten Klassiker auf die Bühne gebracht. Nur: Die Regisseurin Mrs Collins (Emely Bergmann) ist krank. Also heißt es für die Theatergruppe: „Do it yourself!“ Und als das Ergebnis des Selbstständigkeitstests präsentiert wird, sind die literarischen Klassiker – nun ja – „minimal modifiziert“.
Da ist etwa Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ (Dominik Groh, Mona Fleischmann) zur Komödie verrutscht, die noch dazu im Fastfood-Restaurant spielt. Auch das wissenschaftliche Experiment von Frankie Stein (Alina Dahm) und Iva Gore (Juliana Karlisch) entspricht dem echten „Frankenstein“ nicht ganz und bringt vor allem nicht das beabsichtigte Resultat.
„We‘ve made it more relevant for us.“ („Wir haben einen Bezug zu uns und unserer Zeit hergestellt.“
Rechtfertigung der Theaterschüler für ihre Veränderung der Klassiker
Im „Phantom der Oper“ terrorisiert ein schmieriger Theateragent kurzerhand die für die Besetzung zuständige Madame Pompadour (Anna Herold), um seiner hoffnungslos unbegabten Klientin (Alina Arbes) doch noch eine Rolle in „Madame Butterfly“ zu verschaffen.
Zudem versucht Joni Watson (Hannah Schmidt) in einer Sherlock Holmes-Adaption, dem verkalkten Ehepaar Livermore (Dominik Groh, Luisa Röling) zu beweisen, dass Shirley Holmes keineswegs den goldenen Zahnstocher des Lords entwendet hat. Und schließlich vermag es Myra (Miriam Peguero) in „König Arthur“ letztendlich doch, ihrem verträumten Sohn eine sichere Zukunft als König von England zu vermitteln.
„We‘ve made it more relevant for us“ (frei übersetzt: „Wir haben einen Bezug zu uns und unserer Zeit hergestellt“), lautet die Rechtfertigung der Theaterschüler zu ihrer Veränderung der Klassiker. Und letztendlich werden ihr Mut, ihre Unbekümmertheit und Kreativität dann doch belohnt.
Es ist ein anspruchsvolles Englisch, das diese Komödie prägt, und die Burgkunstadter Schauspieltalente von Regisseurin Jenny Schreiner sprechen es sehr sauber aus. Wenn man als Zuschauer dennoch nicht jeden Wortwitz versteht, ist das kein bisschen problematisch, denn durch das mimisch wie gestisch ausgezeichnete Spiel wird der Gang der Handlung sehr wohl deutlich.
Heute letzte Aufführung
Noch einmal wird die „English Drama Group“ diese Komödie heute, Donnerstag, um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums aufführen.