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WEISMAIN: Zeitreise ins Franken der 1920-er Jahre

WEISMAIN

Zeitreise ins Franken der 1920-er Jahre

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    Blick zurück: Diplom-Geograf Christoph Zahalka stellte im Rahmen eines CHW-Vortrags die Bände des DARI-Verlags über fränkische Städte vor.
    Blick zurück: Diplom-Geograf Christoph Zahalka stellte im Rahmen eines CHW-Vortrags die Bände des DARI-Verlags über fränkische Städte vor. Foto: Gerda Völk

    Im Deutschen Architektur- und Industrie-Verlag (DARI) in Berlin-Halensee sind zwischen 1919 und 1932 rund 141 Bände der Reihe „Deutschlands Städtebau“ erschienen. Darunter befinden sich auch vier Bände über Städte in Franken. Diese stellte Diplom-Geograf Christoph Zahalka im Rahmen eines CHW-Vortrags zum Thema „Architektur und Wirtschaft in den 20-er Jahren – fränkische Städte im Spiegel der Buchreihe“ in Weismain vor. Christoph Zahalka ist bei der CHW-Bezirksgruppe Weismain kein Unbekannter mehr. Sein Vortrag zur Wasserversorgung auf dem Jura dürfte manchen Geschichtsinteressierten noch in Erinnerung sein.

    Die Bände des DARI-Verlags behandelten in der Regel einzelne Städte, teils wurden auch mehrere in räumlicher Nähe liegende Städte zusammengefasst. Dazu kamen nach Ausführung des Referenten Bände über Landkreise, Regierungsbezirke, Regionen oder Landschaften. Die einzelnen Bände entstanden in Herausgeberschaft von Stadtbauämtern, Oberbürgermeistern, Verkehrsverbänden oder auf Initiative des Stadtrats, wie im Fall der Bände über Bamberg, Bad Kissingen, Kulmbach und Hof. Aus heutiger Sicht sind die Bücher wertvolle Quellen über die städtebauliche Entwicklung und die zeitgenössische Architektur der damaligen Zeit.

    Wiederaufbau nach dem Weltkrieg

    Eine Motivation für die Initiatoren dürfte nach Ansicht von Christoph Zahalka auch gewesen sein, dass man zeigen wollte, wie man mit dem Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg fertig wurde. Die Bücher waren etwas größer als DIN A4 und zum Teil hochwertig ausgestattet. Der Band über Bamberg war beispielsweise als festes Buch gestaltet, der Band über Hof dagegen in einer einfacheren Ausführung. Interessant dabei ist, dass die Bamberg-Ausgabe 2,50 Reichsmark kostete, die Ausgabe für Hof dagegen mit drei Reichsmark deutlich teurer war. „Und das, obwohl sie schlechter ausgestattet war“, gab Zahalka zu bedenken.

    Der Einband zeigte immer den Namen und das Wappen der vorgestellten Stadt. Auf den ersten Seiten waren jeweils historische Stadtansichten oder markante Bauwerke und Plätze zu sehen. Auf den folgenden Seiten zeigte die jeweilige Stadt weitere Bauwerke wie Gaswerke, Sportanlagen, Fabrikgebäude, Genossenschaftswohnungen, Schlachthöfe oder sonstige Gebäude. Einen großen Bereich nahm der aufwändig gestaltete Anzeigenteil ein, mit dem die Bücher zum größten Teil finanziert wurden. „Damals hat man sich mit den Werbeanzeigen noch mehr Mühe als heute gegeben“, erläuterte Zahalka. Gerade die Werbeanzeigen geben einen schönen Einblick in die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit.

    Eine große Brauerei in Kulmbach schaltete eine mehrseitige, reichlich mit Grafiken und Fotografien ausgestattete Anzeige. Im Band Bamberg wirbt ein Hotel mit einer bequemen Waschgelegenheit für Autos und einer eigenen Tankstelle.

    „Mode für Backfische“

    In Hof ein Bekleidungsgeschäft mit einer „großen Extra-Abteilung für Damen-, Backfisch- und Kinderkonfektion“. Heute kann kaum noch jemand etwas mit dem Begriff „Backfisch“ für Mädchen im jugendlichen Alter anfangen. Manches Logo nahm einen Bezug zum Firmennamen. Die Mehlgroßhandlung Carl Häßlein in Ansbach hatte beispielsweise einen aufrecht stehenden Hasen mit einem großen Mehlsack im Logo. Interessant ist auch die Gewerbekombination von Brot- und Feinbäckerei mit Autovermietung. Eine Gewerbe-Kombination, die es heute kaum noch geben dürfte.

    Die Werbeanzeigen geben auch Auskunft über den wirtschaftlichen Schwerpunkt einer Stadt. Hof beispielsweise präsentierte sich als Industriestadt, bei Bad Kissingen lag der Schwerpunkt auf dem Image als Kurstadt. Dies zeigte sich auch in den vielen Werbeanzeigen von Juwelieren, Banken und teuren Hotels.

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